2 Schwarz auf weiß

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Als Stiles am nächsten Morgen erwachte und aus dem schmuddeligen Fenster seiner Pension schaute, war er hochzufrieden, denn es versprach ein schöner Tag zu werden. Heute musste er per Schlitten zu jener Forschungsstation weiterreisen, welcher er den Winter verbringen würde und das hätte er nur ungern bei wildem Schneetreiben getan, wenn es beinahe unmöglich wäre, sich zu orientieren. Er würde für die Strecke schon bei gutem Wetter dreieinhalb bis vier Stunden brauchen, wenn nicht gar länger, schwer beladen wie er sein würde mit seiner ganzen Ausrüstung, seinem Gepäck und dem Proviant.

Stiles stieg aus dem Bett und verschwand zuerst einmal im Bad. Er wollte heute unbedingt noch einmal ausgiebig und heiß duschen, denn er hatte bereits im Vorfeld das Manual zu der Trinkwasseraufbereitungsanlage in der Forschungsstation gelesen und da war ihm klar geworden, wie mühsam es werden würde, diese zu betreiben und dass er wohl zukünftig sparsam mit Wasser umgehen musste.

Als Stiles nun allerdings in die Badewanne der Luxusherberge von Barney Barnes steigen wollte, entdeckte er, dass dort in einer Ecke etwas wuchs, von dem selbst er als Biologe nicht genau sagen konnte, was es war; Pilz, Flechte, oder vielleicht doch eher eine außerirdische Lebensform?

Es half jedoch alles nichts! Wenn er halbwegs sauber werden wollte, dann musste Stiles wohl oder übel in die verdreckte, widerliche Wanne steigen. Er bot der Kreatur, die dort behaglich vor sich hin wucherte also friedliche Koexistenz an und stellte den quietschenden, rostigen Wasserhahn an.

Als Stiles lediglich in eine Handtuch gewickelt wieder aus dem Bad kam, stand Barnes plötzlich vor ihm. Er betrachtete seinen halbnackten Pensionsgast eine Spur zu lange und wollte dann wissen, was dieser zum Frühstück wollte.

Stiles besah sich das schmutzige Unterhemd, welches der Kerl trug, seine dreckigen, zu langen Fingernägel und er wollte lieber gar nicht wissen, was das für ein komischer, heller Fleck vorne an Barnes Hose war.

Er würde lieber barfuß über Glasscherben laufen, als irgendetwas zu essen, das dieser Mann zubereitet hatte und so erwiderte er schnell, dass er keine Umstände machen wolle und darum zum Frühstück ein weiteres Mal hinüber ins Diner gehen würde. Besten Dank!

Und ehe Barney Barnes noch etwas dagegen einwenden konnte, schloss Stiles rasch die Tür hinter sich, um sich etwas anzuziehen.

Das Frühstück von Emma enttäuschte ihn nicht. Er bekam einen Stapel kleiner, dicker Buchweizenpfannkuchen, getränkt in Ahornsirup, einen wunderbaren Milchkaffee, mit dem die Plörre, für die er in New York fünf Mäuse hinlegen musste keinesfalls nicht mithalten konnte und ein paar Würstchen. Das war sicher nicht das, was der Doktor empfehlen würde, aber es war verdammt lecker!

Und als Stiles zahlte, hatte Emma ihm ungefragt auch noch ein Lunchpaket zusammengepackt und erklärte:

„Es wird kalt da draußen und du hast einen weiten Weg vor dir, Junge. Das wirst du brauchen, dürr wie du bist!"

Stiles fragte sich zwar, wie Emma mit der ganzen Thermokleidung, die er trug beurteilen wollte, wie dünn er wirklich war, aber er war dennoch gerührt von der mütterlichen Geste und bedankte sich strahlend, ehe er verschwand.

Zurück in der Unterkunft wurde er von Barney Barnes bereits erwartet, welcher ihm zurief:

„Wird Zeit, dass de lerns', wie so'n Schlitten funktioniert, Stilinski!"

Es stimmte; Stiles hatte so einen Motorschlitten noch niemals gefahren, also folgte er Barnes nach draußen, um sich einweisen zu lassen. Und dieser rückte ihm dann auch gleich ein wenig zu nah auf die Pelle, als er Stiles alles zu erklären versuchte.

Stiles konnte ja verstehen, dass die Winter hier draußen, lang, kalt und einsam werden konnten, doch das hieß noch lange nicht, dass er es zulassen würde, dass dieser rassistische, Wölfe hassende, schmuddelige Widerling sich deshalb an ihm reiben durfte und deshalb fuhr Stiles kurzerhand seinen Ellenbogen als Abstandshalter aus.

Wolf im SchneeWhere stories live. Discover now