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♠ 2. Kapitel

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Seufzend schleppte ich mich aus dem Raum. Mein Herz klopfte noch immer wild. Die ersten beiden Stunden Mathe hatten mich buchstäblich ausgelaugt. Ich fühlte ich mich so kraftlos. Dazu kamen noch die beiden Stunden Bio, die ich mit ihm hatte. Zum Glück hatte ich danach eine Stunde Geschichte gehabt und danach eine Stunde Englisch, in der er, zu meinem Erstaunen, nicht aufgetaucht war. Die Anwesenheit von Kaden konnte einem echt alles rauben. Besonders, wenn seine Hand immer „aus Versehen" meine streifte. Und er es sich nicht nehmen konnte, mich immer wieder anzustarren. Das Schlimmste war aber, dass er trotz allem alles von Mathe mitbekommen hatte. Seine Notizen waren wie Notizen eines Profis gewesen. So viel hatte ich erkennen können. Fast so, als wäre Mathe für ihn überhaupt nicht schwer. Für mich war es das allerdings. Natürlich war es noch schwerer, wenn man jemanden wie Kaden neben einem sitzen hatte. Mein Kopf musste sich darauf konzentrieren, keine falschen Bewegungen ihm gegenüber zu machen. Nicht, dass er das noch falsch deuten würde. Schließlich lief ich zu meinem Spind, dessen Nummer auf einem der unzähligen Zettel stand. Dazu auch gleich mein Code. Mein Blick schweifte über die vielen Nummern der Fächer hinweg. 156, 157, 158, Kaden, 160... Moment? Kaden? Kaden stand genau vor meinem Spind. Nummer 159. Perplex blinzelte ich. Er hatte die Hände in die Vordertaschen seiner schwarzen Jeans geschoben, die an den Knien Löcher besaß. Lässig lehnte er an meinem Spind und grinste, als er mich sah. Empört sah ich ihn an. Gut. Dann müsste ich eben später zu meinem Spind. Postwendend drehte ich mich um und tauchte in der Menge unter. Wut brodelte gefährlich unter meiner Haut. Sie drohte, jeden Moment herauszukommen. Was erlaubte er sich eigentlich hier?! Wütend bog ich um die Ecke. Wie konnte ein Mensch mich alleine so aufregen? Gerade als ich um die Ecke gebogen war, knallte ich auch schon gegen jemanden. Krachend fielen Bücher zu Boden und mit einem Platschen landete ein Kaffeebecher auch dort. Hitze schoss mir ins Gesicht.

»Oh Gott, das tut mir so leid. Ich habe nicht aufgepasst«, murmelte ich und hob die Bücher schnell auf, bevor der Kaffee sie erreichen konnte. Mit einer flinken Bewegung drückte ich sie dem Kerl in die Hand. Als ich aufsah, hätte ich am liebsten frustriert gestöhnt. Waren die denn überall?!

»Macht doch nichts. Ehrlich nicht. Der Kaffee hier ist sowieso nicht der Beste. Eigentlich dient er nur dazu, dass ich nicht einschlafe«, sagte er und schenkte mir ein freundliches Lächeln. Verwundert runzelte ich die Stirn. Dieser Bruder wirkte viel netter als Kaden und Landon. Sein Lächeln war warm und die braunen Augen waren nicht so voller Kälte wie die von Kaden.

»Trotzdem. Du hast dennoch dafür Geld ausgegeben und na ja. Ich zahl dir einen Neuen«, sprudelten die Worte wie aus dem Nichts aus mir heraus. Wieso ich nett zu ihm war, wusste ich nicht so ganz. Aber seine Ausstrahlung war schon mal nicht so gefährlich wie die von Kaden und Landon. Auch, wenn Landons nicht so angsteinflößend wie Kadens war.

»Musst du nicht. Ehrlich nicht«, versicherte er mir und hob den Becher vom Boden auf. Ich wollte protestieren, doch er sah mich nun ernst an. Die Kings schienen wohl keinen Widerspruch zu mögen...

»Okay«, murmelte ich und strich mir eine blonde Strähne hinters Ohr. Mit einer einfachen Bewegung hatte er den Becher im Mülleimer versenkt. Verwundert sah ich ihn an. Der Mülleimer stand mindestens 5 Meter entfernt. Und seine Bewegung hatte professionell ausgesehen.

»Ich bin Aaron.« Wie ich Hailey vorhin, so hielt nun er mir die Hand hin. Dabei hatte er immer noch ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Ich nahm seine Hand entgegen. »Aurora.«

»Ich weiß.« Er nickte. Gerade wollte ich fragen, woher er das wusste, da fiel mir ein, dass er es wahrscheinlich vom Unterricht oder von Landon wusste.

»Ich muss dann mal auch los«, murmelte ich, da sich inzwischen Stille über uns gelegt hatte.

Aaron nickte mir zu. »Wir sehen uns dann später in Spanisch.« Kurz angebunden nickte ich und huschte dann an ihm vorbei in Richtung der Cafeteria. Der Flur war menschenleer. Vermutlich saßen wie bereits alle an den Tischen. Toll. Meine Schritte hallten im Gang wider. Mein Blick schwirrte umher. Die Kingston-High war eigentlich so ganz schön. Die Wände waren in einem hellen Orange gestrichen und nicht weiß, wie die letzten Schulen, in denen ich gewesen war. Hier wirkte alles lebendiger. Langsam öffnete ich die Tür der Cafeteria und trat hinein. Wie zu erwarten, waren die meisten Tische des großen Raumes gefüllt. Für einen kurzen Moment landeten ein paar Blicke auf mir, doch dann sahen sie wieder so schnell weg, als würden sie meinen Anblick fürchten. Verwirrt runzelte ich die Stirn und bahnte mir einen Weg zur Theke. Wieso sahen sie mich so an, als dürften sie das nicht? Gut, mir sollte es recht sein, wenn sie mich nicht ansahen. Bei jedem meiner Schritte hörte ich das Tuschen und Murmeln der anderen. Um nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen, lief ich einfach weiter. Ich schnappte mir ein Tablett und lief nach vorne. Die ältere Dame hinter der Theke blickte mir freundlich entgegen. Ihre blauen Augen funkelten warm und ein Lächeln zierte ihre Lippen.

Feel with me ✔Where stories live. Discover now