Ich hätte mich am Liebsten für diese dumme Idee selbst geohrfeigt, aber wenn ich das getan hätte, hätte ich noch blöder dagestanden.

„Es tut mir leid! Ich bin einfach total aufgeregt. Ich... Es tut mir leid."

Alex unterbrach mich sanft: „Ich weiß, ist nicht schlimm."

Ich war sehr erleichtert, dass er nicht sauer war und wechselte trotzdem lieber erstmal das Thema. „Was genau ist eigentlich los? Wieso möchtest du jetzt unbedingt, dass ich den Job nicht mache, wo du mich doch gestern noch dazu überredet hast?"

„Ja, ich weiß. Aber die Dinge haben sich geändert. Damals wusste ich noch nichts von den Risiken, denen du ausgesetzt sein wirst."

„Alex, bitte sprich endlich Klartext.", bat ich.

Er holte tief Luft. „Gut... Vorhin, als ich erfahren habe, dass du jetzt sofort gehen musst, habe ich mich sofort auf den Weg gemacht um dir noch Tschüss sagen zu können. Ich wurde dafür sogar in den Gang mit dem großem Saal, dem Direktorzimmer und so weiter gelassen. Ich habe mich wirklich beeilt, aber ich war anscheinend zu spät. Tut mir leid."

„Macht nichts.", versicherte ich ihm „Das konntest du ja nicht wissen, es ging alles ziemlich schnell."

„Jedenfalls, als ich dann wieder zurück in den Unterricht wollte –na ja, mehr oder weniger „wollte" – kam ich noch einmal an dem Zimmer unseres Direktors vorbei. Aus dem Zimmer des Direktors drangen laute aufgeregte Stimmen. Ich blieb stehen, als ich deinen Namen hörte. Es waren die Stimme des Direktors und eine mir unbekannte weibliche Stimme. Die weibliche Stimme meinte, er könne das nicht machen, es sei herzlos ein so junges Mädchen so großer Gefahr auszusetzen. Unser Direktor meinte, dass es ja nicht klar sei ob die Ungeheuer noch einmal kämen."

„Du meinst die Ungeheuer, die den Jungen angegriffen haben?", meine Stimme war nur ein Wispern. Ich ahnte, dass es noch schlimmer kommen würde.

Alex klang sehr ernst: „Genau die."

„Aber sie werden doch nicht noch mal kommen, oder? Es war doch nur ein Versehen!"

Alex schwieg. „Alex?", piepste ich hysterisch.

„Ich würde ja gerne etwas andres sagen, aber das was ich gehört habe, war alles andere als beruhigend." Ich schloss die Augen und versuchte nicht zu Hyperventilieren. Alex fuhr zögernd fort: „Die Frauenstimme meinte, dass es ja nicht auszuschließen sei, wenn alle anderen Schutzengel auch von Ungeheuern umgebracht worden sind."

„Alle andern?!", krächzte ich „Ich dachte, es wäre nur einmal passiert?!" Ich hätte mich am liebsten gesetzt, wenn ich nicht schon gesessen hätte. Alex hatte den Rand der Verzweiflung mittlerweile auch überschritten. „Ich wäre jetzt so gerne bei dir und würde dir helfen. Oder wenn ich doch mit dir tauschen könnte!"

„Auf keinen Fall!", der Gedanke, dass mein bester Freund an meiner Stelle in Lebensgefahr sein sollte, während ich friedlich zur Schule ging, bereitete mir Übelkeit.

Doch Alex schien denselben Gedanken zu haben: „Ich weiß, was du denkst, aber was denkst du denn, wie es mir wohl geht?"

Darauf wusste ich keine Antwort. „Bitte lass mich doch fragen, ob ich mit dir tauschen kann.", bat er mich flehend.

„Auf keinen Fall!", entschied ich entschlossen „Außerdem haben sie mich ausgewählt, du hast sowieso keine Chance etwas daran zu ändern."

„Nun gut.", entgegnete er sehr widerwillig „Ich wusste, dass du so reagieren würdest, auch wenn ich gehofft hatte, dass du wenigstens einmal nachgeben würdest." Er seufzte. „Ok, dann hör mir bitte gut zu: Versuch so schnell wie möglich, das an dem Jungen zu finden, was die... Ungeheuer anlocken könnte, auch wenn es dir zuerst harmlos vorkommt. Überleg immer dreimal. Versprichst du mir das?" Sein Tonfall war flehend. „Ich werde mein Bestes geben.", versprach ich.

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⏰ Last updated: Nov 09, 2017 ⏰

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