Die Entscheidung

4 1 0
                                    


Nach dem Gespräch mit Akira war ich sofort zu Alex gerannt und hatte ihm alles erzählt. Erst war er total begeistert gewesen und hatte sich richtig für mich gefreut, aber dann habe ich ihm von dem damit verbundenem Risiko und er war total still und nachdenklich geworden.

Akira hatte mir noch einen Tag Bedenkzeit gegeben, bevor ich zu- oder absagte. Ich blieb die ganze Nacht über wach und dachte nach, wobei ich immer zwischen „Ja, ich schaffe das schon. Irgendjemand muss es ja machen und falls es doch gefährlich ist, bin ich wenigstens nicht daran Schuld, dass jemandem anderem etwas passiert Außerdem wollte ich doch schon immer auf die Erde..." und „Mute ich mir da ein bisschen viel zu? Es gibt genug Geschichten über Leute, die sich für besser hielten, als sie in Wirklichkeit waren und dafür bitter bezahlen mussten. Will ich da wirklich noch meine eigene Geschichte dieser Kategorie hinzufügen? Vielleicht ist diese Job ja auch die ganz große Chance einer anderen Person und was wenn ich meinen Schützling nicht gut genug beschützen kann?" Und dann kam immer wieder das „Aber..." So steckte ich die ganze Nacht in diesem Teufelskreis fest, was sich am nächstem Tag auch sofort in Form von tiefen Augenringen und Müdigkeit zeigte.

Als ich Alex für den Schulweg abholte, warf er mir einen mitfühlenden Blick zu, verkniff sich aber netterweise ein Kommentar.

Im Unterricht passte ich mal wieder nicht richtig auf. Allerdings heute aus anderen Gründen, ich versank nicht in Tagträumen, sondern vielmehr überlegte ich weiter, wie ich mich entscheiden sollte. Das Tick-Tack der Uhr lies mich deutlich fühlen, wie mir die Zeit wie feiner Sand durch die Finger rann.

Soll ich gehen?

Tick. Tack.

Oder lieber bleiben?

Tick. Tack. Tick tack. Ticktack.

Es machte mich schier verrückt!

Glücklicherweise schienen die Lehrer informiert zu sein und so wurde ich kein einziges Mal aufgerufen oder zu Aufmerksamkeit ermahnt.

In der Mittagspause kamen Mariella und Sona wie immer zu uns an den Tisch. Mariella und Sona waren die eineiige Zwillinge, mit denen ich mein Zimmer teilte. Sie hatten beide rotbraune Haare und aufgeweckte braune Augen. Trotz ihrer äußeren Ähnlichkeit, waren ihre Charakter sehr verschieden. Das spiegelte sich auch in ihrer Kleidung wieder, wofür ich anfangs sehr dankbar gewesen war, denn das hatte mir mehrmals peinlichen Verwechslungen erspart. Mariella war eher etwas zurückhaltend und hatte nichts dagegen im Schatten ihrer abenteuerliebenden Schwester zu stehen. Während Mariella eine Vorliebe für verspielte Blusen, Kleider, Ballerinas, Schleifchen und Röcke hatte, band Sona ihre Haare meistens zu einem Pferdeschwanz zurück, damit sie sie nicht störten, falls sie mal wieder irgendeine Mauer oder einen sonstiges Hindernis erklomm. –Das Ganze tat sie natürlich nur dem Risiko zuliebe, sie könnte auch einfach fliegen. Normalerweise trug sie daher auch praktische eng anliegende Jeans, die meistens schon Spuren ihrer Klettertouren zeigten. Dazu ein schlichtes Oberteil und das war's. Niemals Schmuck, bis auf das schwarze Lederarmband, an dem sie die Anhänger sammelte, die wir alle zum Zaubern brauchten.

„Hi!", grüßten die beiden, als sie sich einen Weg durch die Schüler zu uns durchbahnten. „Hi.", grüßte ich mit einem verkrampften Lächeln zurück. „Was ist denn los?", fragte Mariella besorgt, während mich Sona mit ebenso besorgter Miene musterte. Alex erklärte ihnen alles, wofür ich ihm einen dankbaren Blick zuwarf.

Während Alex erklärte, lies ich meine Gedanken wieder zu dem altbekanntem Thema abschweifen, bis ich merkte, dass mich die anderen anstarrten. Anscheinend hatten sie etwas gesagt.

EngelsgleichWhere stories live. Discover now