Der große Saal

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„Sky?"

Ich schreckte aus meinem Tagtraum hoch und riss meinen Blick von dem Fenster los, durch das ich durch den wolkigen Schulhof starrte. Mein bester Freund Alex musterte mich amüsiert. „Du solltest besser mal nach vorne gehen und deine Arbeit abholen.", meinte er grinsend.

Hastig eilte ich nach vorne und nahm meine Arbeit entgegen.

„Und?", fragte Alex sofort, als ich zurückkam und linste über meine Schulter „War ja klar" er lachte „volle Punktzahl, wie immer. Cool." Eine der Eigenschaften, die ihn zu meinem besten Freund machten, war es, wie er sich immer für andere freute. In diesem Moment, wurde er aufgerufen und ging nach vorne um seine Arbeit abzuholen. Ich nutze diesen kurzen Moment, um noch einmal an meinen Tagtraum zurückzudenken. Wie es wohl wirklich auf der Erde ist?

„Nicht ganz so gut, wie du, aber okay", meinte Alex. Verwirrt schaute ich ihn an. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er zurückgekommen war. „Super.", meinte ich und lächelte ihm zu.

„Hast du Lust mit mir und ein paar Kumpels abzuhängen?", fragte mich Alex nach der Schule. Ich zuckte mit den Schultern: „Klar wieso denn nicht. Ich muss nur noch die schwere Schultasche in meinem Zimmer ablegen." „Ok", antwortete Alex fröhlich und wir schlenderten in Richtung meines Zimmers.

„Hast du dich jemals schon mal gefragt, wie es wäre, jetzt der Erde einen Besuch abzustatten? Ich meine, nicht erst warten zu müssen, bis wir endlich fertig ausgebildet sind, sondern einfach so, wann wir wollen?", fragte ich verträumt. Alex schaute mich erstaunt an: „Nein, wieso? Fängst du jetzt schon wieder damit an?" „Nur so...", murmelte ich, als wir gerade mein Zimmer erreichten. Hier wohnte ich zusammen mit Mariella und Sona. Unser Zimmer war nicht gerade groß für drei Leute, aber es war okay. Die Wände waren weiß und die Betten im Orange der Schulbettwäsche überzogen. Zwischen die Betten gequetscht stand noch ein Bücherregal, das besonders von Mariella und mir gefüllt worden war – meinerseits mit Romanen, von Mariella mit wissenschaftlichen Werken. Das eine Bett war ein Hochbett und das andere ein einfaches, Sona schlief oben, denn manchmal brauchte sie ihre Ruhe, ihre Schwester Mariella unter ihr und ich im Bett nebendran.

Ich stellte meine schwere Schultasche in eine Ecke und suchte eine andere Tasche. „Ich frage mich nur manchmal, wie es denn so auf der Erde ist." „Genau das verstehe ich nicht!", meinte Alex lachend „Was soll man sich da denn fragen? Ich glaube, wir haben sogar mehr über die Erde gelernt, als die Menschen." „Na und? Was bringt uns das, wenn wir nur aus Büchern lernen? Ich würde wenn ich auf der Erde wäre noch nicht mal ... einen Fön erkenne!" Ja... mir war nichts Besseres eingefallen...

Alex verdrehte die Augen: „Wofür solltest du als Schutzengel einen Fön brauchen? Wenn dein Schützling fast von einem Auto überfahren wird, kommst du, wirfst dich todesmutig vor das Auto und bläst es mit einem Fön weg?" „Genau.", entgegnete ich gespielt ernst. Er lachte. Ich seufzte. Ich wusste ja, dass er das mit der Erde alles nicht so sah wie ich, also wieso brachte ich das Thema immer wieder erneut auf? Irgendwie lies es mich nicht los.

„Hey, nicht böse sein.", meinte er versöhnend. Eigentlich wollte ich gerade etwas erwidern, aber in dem Moment klopfte es an die Tür, also sagte ich stattdessen: „Herein." Ich bückte mich, um die Tasche aufzuheben, die ich endlich gefunden hatte. Die Tür wurde geöffnet und unser Direktor kam herein. Ich ließ die Tasche vor lauter Schreck sofort wieder fallen. Ich konnte mich nicht erinnern, dass der Direktor jemals schon zu einem Schüler oder einer Schülerin gekommen war. Bei wichtigen Anlässen, schickte er normalerweise jemanden, der einen abholte und zum Zimmer des Direktors brachte. „Shi?", fragte ich dümmlich, als ich mich aus meinem vorübergehenden Zustand als Eisengel befreit hatte. Hier im Himmel sprachen wir uns alle beim Vornamen an, Nachnamen gab es nicht. Wir Engel waren alle eine große Familie.

EngelsgleichDonde viven las historias. Descúbrelo ahora