Jonah

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Das Ü-Boot war wirklich sehr bequem ausgestattet. Es gab riesige rote weiche Sitze mit ausklappbaren Tischen, einer Leselampe, einen Fernseher auf dem gerade menschliche Nachrichten liefen, einem riesigem Fenster und vielen verschiedenen Knöpfen, die ich lieber nicht ausprobierte.

Ich versuchte eine Weile dem Menschen im Anzug im Fernseher zuzuschauen, um mich für meinen Aufenthalt auf der Erde vorzubereiten. Doch er erzählte die ganze Zeit etwas von Tornados in Japan und das half meiner Aufregung nicht wirklich. Also widmete ich mich der Aussicht aus dem Fenster. Man konnte die Erde noch nicht sehen. Sie war noch durch eine Wolkendecke verborgen, doch ich wartete gespannt auf den Moment in dem diese Decke mit einem Ruck wie ein Vorhang zur Seite gezogen wurde um mir endlich die Erde zu präsentieren.

Ich blickte gespannt auf das Wolkenmeer unter mir und wartete auf den Moment in dem wir meine Heimat verlassen und darin eintauchen würden bis wir meine Zukunft erblickten.

Da fiel mir wieder Akiras Geschenk ein. Vorsichtig zog ich es aus meiner Hosentasche. Es hatte ungefähr die Größe einer Perle. In der durchsichtigen Perle waren weiße Nebelschwaden gefangen. Ich runzelte verwirrt die Stirn. Ein hübsches Geschenk, aber wozu die ganze Geheimnistuerei? Vielleicht war es eine Art symbolischer Glücksbringer. Mir fiel wieder ein, wo ich schon einmal eine solche Perle gesehen hatte. Na klar! An Akiras Armband! Trotzdem wusste ich noch immer nicht um ihren Zweck. Um die Perle nicht zu verlieren, befestigte ich sie ebenfalls an dem freien Ersatzanhänger an meinem Armband, fischte einen neuen aus meiner Handtasche und wandte mich wieder dem Fenster zu. Als plötzlich mein Heavenphone klingelte. Panisch schreckte ich auf und fingerte es aus meiner Tasche. Es war Alex. „Hallo?", nahm ich ab. „Sky", Alex klang aufgeregt. „Wo bist du?" „Schon in dem Ü-Schiff auf dem Weg zur Erde, es tut mir leid, dass ich mich nicht verabschieden konnte, ich..." „Oh, nein!", unterbrach er mich „Sky, gibt es irgendeine Möglichkeit, dass du wieder zurückkannst?" Er klang richtig verzweifelt.

Ich war verwirrt. „Hör mal, es tut mir ja leid, dass ich mich nicht verabschiedet habe, aber ich bezweifle, dass sie mich deswegen noch einmal zurücklassen."

„Das meine ich doch gar nicht!" Alex schien kurz vorm Rande der Verzweiflung zu stehen. Und das hieß bei ihm was.

„Ok, Alex. Beruhig dich. Und dann erzählst du mir am Besten in Ruhe, was los ist. Alles ist in bester Ordnung."

„Eben nicht!" Er holte kurz Luft. „Garnichts ist in Ordnung! Ich weiß nicht genau was hier läuft, aber es ist definitiv nicht gut!"

„Was ist denn los?", fragte ich verstört. „Wenn ich es genau wüsste, würde ich es dir ja sagen, aber eins weiß ich: Du solltest den Schutzengeljob besser jemand anderem überlassen."

Was sollte das denn jetzt heißen?! Dachte er etwa, ich wäre zu klein und unerfahren dafür? Oder... war er etwa... neidisch? Alex?

„Ich schaffe das schon.", entgegnete ich kühl.

„Nein, so habe ich das nicht gemeint! Ich bin mir sicher, du wärst ein perfekter Schutzengel, aber vielleicht wäre es besser, wenn du noch eine Weile wartest und deine Ausbildung fertig machst."

Irgendwie machten mich diese Worte noch wütender. „Ach ja? Und woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel? Hast du etwa erfahren, das du bei diesem Job zweite Wahl gewesen wärst und bist jetzt eifersüchtig?!"

Ich hörte, wie Alex entsetzt nach Luft schnappte und fühlte mich sofort wie die Riesenidiotin, die ich auch war.

„Hey", sagte ich vorsichtig „Es tut mir leid. Ich weiß, dass du so etwas niemals tun würdest."

EngelsgleichWhere stories live. Discover now