10. Kapitel: Nathan

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Beinahe hätte ich mit den Zähnen geknirscht, doch dann riss ich mich im letzten Augenblick noch zusammen, packte ihr Handgelenk und hielt sie so zurück.

„Genug, Liz. Außerdem... Kann es sein, dass du jetzt schon morgens betrunken bist?", fragte ich aufgrund des typischen Geruchs in ihrem Atem.

„Ach was, das bildest du dir nur ein. Wenn dann kommt das höchstens noch von letzter Nacht", entgegnete sie und das mit einem Unterton, der mir wohl deutlich machen sollte, dass ich ihr gerade ziemlich die Stimmung vermieste.

„Was redest du denn da? Ach, Nate!", quengelte sie beinahe schon, als ich nicht weiter reagierte und versuchte sich aus meiner Umklammerung zu lösen, aber natürlich war ich um einiges stärker als sie.

„Liz, lass...", begann ich jetzt vollständig entnervt, doch ich kam nicht dazu diesen Satz zu beenden, denn in dem Moment hörte ich, wie jemand einen Schlüssel ins Türschloss steckte und diesen langsam umdrehte.

Ich seufzte. Wieso musste ausgerechnet das auch noch sein? Wieso musste sie denn ausgerechnet heute so früh schon wieder da sein? Normalerweise war sie viele Stunden weg. Bis in den späten Nachmittag oder sogar Abend hinein. Ich versuchte noch, mich rasch von Liz zu lösen, aber vergeblich.

„Ach, guten Morgen, Nathan. Ich wollte euch zwei nicht weiter stören", meinte sie lässig nach einer minimalen Starre, knallte die Tür zu und schlenderte desinteressiert hinüber in die Küche und zum Kühlschrank.

Bei diesem Geräusch zuckte ich zusammen. Selbstverständlich war mir sehr wohl bewusst, dass ihr das nicht derart am Arsch vorbeiging, doch ihr Verhalten regte mich ungemein auf.

„Sarah...", stöhnte ich und löste mich jetzt mit aller Kraft von Liz.

„Gib mir ein paar Minuten, dann bin ich wieder weg", hörte ich sie von der Küche herrufen.

„Was ist denn jetzt? Ist die Kleine da deine Nichte?", fuhr Liz dazwischen, die immer noch versuchte sich an mich zu schmeißen und mich trotzig wieder auf das eigentliche Thema festzunageln.

„Kannst du nicht einfach mal...", presste ich durch geschlossene Zähne hervor, als mal wieder jemand das perfekte Timing hatte, mich anzurufen.

„Zum Teufel nochmal!", fluchte ich so laut, dass Liz ein Stück vor mir zurückwich. Wirklich Angst vor mir zu haben schien sie aber nicht, sie hatte sich wohl nur erschrocken. Anscheinend war sie schon wieder so dicht, dass sie das alles gerade überhaupt gar nicht kapierte.

Ich ballte meine Hand zu einer Faust und schlug damit so fest gegen die weiße Raufaserwand, dass meine Knöchel rot anliefen und zu pochen begannen.

„Bevor du irgendetwas sagst: Ja, ich weiß, dass ich spät dran bin. Ich... wurde aufgehalte, aber ich komme sofort", würgte ich sofort mein Gegenüber ab.

Zugegebenermaßen hatte ich nicht einmal großartig darauf geachtet, wer mich da eigentlich angerufen hatte. Mit großer Wahrscheinlichkeit aber Damien, mit dem ich die letzten Tage auch nicht viel zu tun hatte. Er hasste mich für das, was ich getan hatte. Ich wusste es.

„War klar, dass du mal wieder weg musst, wenn es eigentlich darauf ankommt", kam es dumpf aus der Küche.

„Liz, da ist die Tür", meinte ich trocken, schob sie unsanft hinüber trotz ihres regen Protestes und schnappte mir meine Sonnenbrille von nahestehenden Kommode. „Wir reden später, Sarah. Mach keinen Blödsinn", rief ich rüber, auch wenn ich sie gerade eigentlich wirklich nicht alleine lassen wollte.

„Das sagt gerade der Richtige. Na, mal sehen", antwortete sie lachend und ich rollte nur mit den Augen .

All diese offenen Enden machten mich rasend und innerlich völlig unruhig.

Keepers of Fate [abgeschlossen] #UrbanFantasyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt