Epilog

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„Schatz?" rief ich durch das ganze Haus. Keine Antwort. Leise Basstöne waren zu vernehmen. Ich musste schmunzeln und konnte mir meinen Teil denken.

Ein bisschen schwerfällig ging ich die Treppe runter in den Keller. Möglichst leise öffnete ich die Tür zum Studio. Bei dem Anblick der sich mir bot, wurde mir ganz warm ums Herz: Rapha saß vor seinem Computer, auf seinem Schoss Sofia.

Gerade erklärte er ihr, wie man Keyboard spielt. Er führte ihre Hand zu den Tasten und half ihr sanft dabei, diese zu drücken. Dann startete er das Aufnahmeprogramm und spielte eine Melodie ein. Sofia gluckste fröhlich und drückte auch auf den Tasten herum. Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen startete Raphael die Aufnahme neu und führte diesmal ihre Hand, um sie die Melodie spielen zu lassen.

„Schatz?" fragte ich erneut, als die Melodie eingespielt war. Etwas erschrocken drehte sich Raphael um und schaute mich an. Als Sofia mich sah, begann sie wieder freudig zu glucksen und streckte ihre kleinen Ärmchen in meine Richtung. „Mama!" rief sie freudig.

„Wir müssen los." erinnere ich ihn. „Los?" Er schien verwirrt. „Dein Ernst? Morgen heiratet deine Schwester und wir wollten heute Abend in Wien sein. Und damit wir das schaffen, müssen wir jetzt los." Etwas genervt verdrehte ich die Augen.

„Deine Stimmungsschwankungen sind ja noch schlimmer, als bei der Schwangerschaft mit Sofia. Erst voll happy und im nächsten Moment Stimmung im Keller." lachte er auf. „Das ist alles, aber NICHT witzig! Ihr Männer habt gut lachen: Erst euren Schwanz nicht unter Kontrolle haben und dann Witze reisen. Ja ne, is klar. Und jetzt schwing deinen Arsch ins Auto, damit wir endlich loskönnen." keifte ich. „Und außerdem hab ich einen guten Grund so drauf zu sein. Du wolltest schließlich auch unbedingt nicht zu spät losfahren. Und jetzt hab ich alles soweit vorbereitet, dass wir loskönnen und du? Du klimperst hier frisch fröhlich auf deinem Keyboard herum." Ich war auf 180.

Mein lieber Ehemann schien die Hochzeit seiner Schwester vergessen zu haben, perfekt. Und dann warf er mir noch vor, ich hätte Stimmungsschwankungen. Wütend stampfte ich die Treppe hoch. Ich hörte, dass Raphael mir mit Sofia auf dem Arm, folgte.

Zielstrebig ging ich in die Küche, um den Früchtetee von Sofia mit kaltem Wasser zu verdünnen und ihn in ihr Fläschchen zu füllen. Danach füllte ich mir selbst Pfefferminztee in eine Thermokanne, da ich ja keinen Kaffee trinken sollte. Dämliche Schwangerschaft.

Schon als ich mit Sofia schwanger war, war das der blanke Horror für mich gewesen. Vor allem in den Momenten, in denen mein Ehemann genüsslich seinen Espresso getrunken hatte und ich mich mit Tee zufriedengeben musste.

Für Rapha hatte ich bereits eine große Kanne Kaffee gekocht. Schwarz und ohne Zucker, wie immer. Gerade schnitt ich noch einige Äpfel als Proviant, als sich zwei Arme um meine Hüfte schlangen.

Sofort stieg mir der Geruch von Rapha's Aftershave in die Nase. Auch wenn ich eigentlich noch sauer auf ihn war, konnte ich nicht anders, als kurz meine Augen zu schließen und seinen Duft zu inhalieren.

„Jolie?" murmelte er in mein Ohr. „Hm?" Ich probierte möglichst gleichgültig zu klingen. „Sais-tu que je t'aime? (Weißt du, dass ich dich liebe?)" flüsterte er weiter. „Hm." antwortete ich.

In der letzten Zeit sprach er wieder öfter Französisch. Er wollte, dass es Sofia auch lernte, so wie ich es gelernt hatte. Dank Raphael sprach ich nämlich nicht nur fließend italienisch, sondern auch mehr oder weniger fließend Französisch. Und außerdem wusste er genau, wie sexy ich es fand, wenn er französisch sprach. Genau diesen Trumpf spielt er jetzt aus.

„Sais-tu combien je t'aime? (Weißt du denn auch, wie sehr ich dich liebe?)" fragte er und gab mir einen sanften Kuss auf meine Wange. Ich antwortete nicht, sondern löste mich aus seiner Umarmung und holte unsere Tupperware aus dem Schrank. Selenruhig verstaute ich die Apfelstücke in der Dose.

„Devrais-je te montrer combien je t'aime? (Soll ich dir zeigen, wie sehr ich dich liebe?)" Er begann meinen Hals mit feuchten Küssen zu versehen. Bloß nicht schwach werden. Meine Schwiegermutter würde uns umbringen, wenn wir zu spät zum Abendessen kamen. Sie bestand nämlich darauf, dass wir im kleinen Rahmen die Hochzeit 'Vorfeiern' würden bevor dann die große Party stieg.

„Rapha, nicht jetzt und nicht hier." bremste ich ihn energisch. „Wie oft hatten wir schon Sex in der Küche und du hattest nichts dagegen? Wer weiß, vielleicht sind ja sogar Sofia oder der kleine Wurm in der Küche entstanden." grinste er dreckig und küsste dann weiter meinen Hals.

„Wo ist überhaupt Sofia?" fragte ich geschockt. Er schob seine große, raue Hand unter meinen Pulli. „Keine Sorge, die sitzt schon in ihrem Kindersitz im Auto und schläft. Wir haben also genug Zeit um-" Weiter kam er nicht, denn ich drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, schnappte mir die Thermokannen und die Tupperware und schaute ihn auffordernd an.

Er war total verwirrt. „Wir müssen los, Schatz. Wir können gerne morgen Abend da weitermachen wo wir aufgehört haben, denn dann ist Sofia bei deiner Mutter und wir haben Zeit für uns. Aber jetzt müssen wir echt los. Und übrigens weiß ich, dass du mich liebst. Denn man heiratet nicht jemanden, den man nicht liebt. Und Sofia und das Würmchen-" ich strich über meinen Bauch „-sind auch nicht ohne Liebe entstanden."

«Ma jolie.» RAF CAMORA FFWhere stories live. Discover now