Kapitel 1

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Kapitel 1

Erschrocken erwachte ich aus meinem Tagtraum. Mein Handy hatte geklingelt. Verdammt! Ich hatte vergessen es auf lautlos zu stellen. Mr. Jefferson kam auf meinen Tisch zu und streckte seine Hand aus. Ich verdrehte meine Augen und drückte ihm mein Handy in die Hand. Zur Hölle fahre der Mensch, der mich gerade angerufen hat! „Du kannst es dir am Ende dieses Tages wieder abholen.“, sagte mein Lehrer und ich stöhnte auf. Jetzt hatte ich für die Pause keine Beschäftigung. Jede Pause saß ich normalerweise auf meinem Lieblingsbaum und machte mich über Sachen lustig, die Leute auf Twitter und Facebook posteten. Ich könnte natürlich auch mit meinen Klassenkameradinnen abhängen, aber das war nur halb so lustig und unterhaltsam. Irgendwie bin ich in einer schwierigen Phase. Sagt zumindest mein Arzt. Ich bin einfach komplett anders, als die anderen. Ich höre nur Musik, die von mir selbst stammt. Ja, richtig gehört. Ich singe gerne. Aber nur wenn ich alleine bin. Ich glaube niemals in meinem Leben hat mich jemand schon mal singen hören außer meiner kleinen Schwester. Ich habe sie mal dabei erwischt, wie sie an meiner Tür gelauscht hat. Doch außer ihr weiß niemand, wie meine Stimme klingt. Ich rede nie. Mit niemandem. Deshalb verstehe ich auch nicht, warum mir meine Mutter ein Handy geschenkt hatte. Ich nahm nie ab, wenn jemand anrief. Warum ich nie sprach? Ehrlich gesagt wusste ich es selber nicht mehr so genau. Ich hatte schon als kleines Kind sehr wenig geredet und irgendwann hatte ich komplett damit aufgehört. Der Arzt meinte, das läge an meinem mangelndem Selbstvertrauen. Ich probierte viel aus, doch ich glaubte nicht wirklich daran richtig gut in irgendwas zu sein. Ich hatte angefangen Instrumente zu spielen und mittlerweile konnte ich so gut wie alles spielen. Die Musik beruhigte mich irgendwie immer. Egal in welcher Situation. Wenn ich Musik machte, konnte ich mich entspannen. Nochmal verfluchte ich meinen Anrufer und fragte mich, wer es gewesen sein könnte. Meine Familie wusste, dass ich nie an mein Handy ging. Wer hatte denn sonst noch meine Nummer?

Es klingelte. Die ganze Pause saß ich nun auf dem Baum und wusste nicht, was ich machen sollte. Ich war froh endlich das Klingeln zur nächsten Stunde zu hören. Nach der Stunde stopfte ich meine Sachen in meine Tasche, schnappte mir mein Handy vom Pult und ging mit gesenktem Kopf und meiner Kapuze tief ins Gesicht gezogen nach Hause. Ich wollte nicht, dass mich jemand erkannte. Ich wollte nicht, dass irgendwer ein Gespräch mit mir anfing. Ich schaute mich nervös in alle Richtungen um. Niemand war zu sehen. Ich zog meinen Pulli enger um mich und lief schnell über die Straße. Plötzlich hörte ich quietschende Reifen und einen Schrei. Ich spürte, wie etwas meine Hüfte rammte und wie mein Kopf aufschlug, dann wurde alles schwarz.

„Wer ist das?“, hörte ich eine männliche Stimme flüstern. Weitere Stimmen ertönten.

„Sie ist vor Boo Bears Auto gerannt.“ *Boo Bear. Warum kam mir dieser Name so bekannt vor?*

„Sollten wir sie nicht lieber ins Krankenhaus bringen?“ *Nein! Ich hasse Krankenhäuser!*

„Paul hat gesagt, sie sei in Ordnung. Sie hat nur ein paar Prellungen.“ *Bitte was?Was ist passiert?*

Langsam öffnete ich meine Augen. 5 Augenpaare starrten mich an und ich zuckte zusammen. „Paul, sie ist wach!“, rief einer der 5 Jungs. Er hatte blonde Haare und blaue Augen, die ihn ein wenig kindlich wirken ließen. Ein riesiger Schrank schritt durch eine Tür auf der anderen Seite des Raumes. (AN: Natürlich ist damit kein Schrank gemeint, sondern ein großer Typ mit vielen Muskeln) Erst jetzt bemerkte ich, dass ich auf einem riesigen Sofa saß. Der große Mann kniete sich vor mir hin und fragte: „Geht es dir gut? Tut irgendwas weh?“ Ich schüttelte den Kopf. „Also geht es dir gut?“ Ich nickte unsicher und setzte mich hin. Ein stechender Schmerz in meinem Kopf ließ mich zurück sinken. „Was ist los?“, fragte einer der Jungs nervös. Er hatte braune süße Locken. Langsam stand ich auf, versuchend meinen Kopf so wenig wie möglich zu bewegen. Als ich vor dem Jungen mit den Locken stand, lächelte ich abwesend und fuhr ihm einmal durch die Haare. Sie waren wunderbar weich. Seine grün-grauen Augen weiteten sich und er sah verwirrt aus. Erst jetzt bemerkte ich, was ich gerade getan hatte und lief rot an. Das war auch eine der Sachen, die komisch an mir war. Ich tat total verrückte Sachen und erst nach ein paar Minuten bemerkte ich, was ich eigentlich genau da tat. Immer noch mit glühender Birne ließ ich mich auf das Sofa sinken. Ein Junge mit braunen Haaren und grünen Augen sah von mir zu dem mit den Locken und fing fürchterlich an zu lachen. Wie peinlich. Ich bedeckte mein Gesicht mit meinen beiden Händen. In so einer verwirrenden Lage war ich noch nie gewesen. Ich wollte jetzt endlich wissen,was hier los war. Doch dazu musste ich sprechen und ich war mir nicht sicher, ob ich das noch konnte. Vor anderen Menschen. Ich setzte zum Sprechen an, aber es kam kein Ton heraus. Ich konnte nur reden, wenn ich dachte, dass mich niemand hörte. Meine Eltern hatten schon oft versucht mich dazu zu bringen mit ihnen zu reden, doch ich konnte einfach nicht. Ich vertraute ihnen nicht genug. Ich vertraute niemandem. Eine peinliche Stille lag im Raum. Niemand sagte etwas. Es war kaum auszuhalten. Ich nahm all meinen Mut zusammen und redete nach etwa 14 Jahren wieder mit jemandem. Die ersten vier Jahre meines Lebens war ich zwar still gewesen, aber ich hatte noch mit anderen reden können. „Wer seid ihr?“, waren die einzigen Wörter, die ich heraus brachte.. „Ich“, der Junge mit den blonden Haaren und blauen Augen trat hervor, „bin Niall Horan.“ Dann stellte er die anderen vor. Der mit den braunen Locken hieß Harry Styles. Der mit den ebenfalls braunen Haaren, der angefangen hatte zu lachen, hieß Louis Tomlison und die zwei, die noch gar nichts gesagt hatten hießen Zayn Malik und Liam Payne. Anscheinend waren sie alle ein bisschen verdutzt, dass ich nicht wusste, wer sie waren. Ich sah verwirrt drein. „Wir sind One Direction.“, fügte Louis hinzu. Irgendwas ganz tief in meinem Hirn klingelte, doch ich brauchte noch ein paar Sekunden, bis dieser Gedanke bei mir ankam. One Direction. Eine weltberühmte Boy-Band. Alle Mädchen auf meiner Schule schwärmten für die Jungs. Oh mein Gott! Entsetzt keuchte ich auf und gab somit zum Verständnis, dass ich jetzt wusste, wer sie waren. „Willst du was trinken?“, fragte der Schrank. Dankbar nickte ich und erkannte nun auch ihn. Es war Paul, der Bodyguard der 5 Jungs von 1D. Niall hüpfte in die Küche und kam nach 2 Minuten mit einem Glas Wasser wieder. Ich nahm es dankbar an und trank es in einem Zug leer. „Noch mehr?“, fragte Niall grinsend und wollte schon wieder in die Küche laufen, doch ich schüttelte den Kopf. Liam sah auf seine Uhr und meinte: „Jungs wir müssen los.“ „Wir haben eine Besprechung mit dem Management.“, erklärte Harry. Ich nickte unsicher. „Du kannst ruhig hier liegen bleiben, bis wir zurück sind. Es dauert nicht lange.“, sagte Louis. Ich nickte wieder und die Jungs verabschiedeten sich.

Kaum hatten sie die Wohnung verlassen, zog ich mein Handy aus der Hosentasche und wollte meiner Schwester gerade eine Sms schicken, als ich ein Schild aufblinken sah: Ein Anruf in Abwesenheit. Ich drückte auf das Schild und eine Nummer erschien. Ich kannte diese Nummer nicht! Ich wollte schon das Handy wieder weglegen, als mir einfiel, wann dieser Anruf gekommen war. Wütend, dass ich eine ganze Pause ohne Handy auskommen musste, drückte ich auf den grünen Hörer. Entschlossen hielt ich mir das Handy ans Ohr und lauschte dem Tuten. Nach gefühlten Stunden ging jemand ran und sagte: „Hallo?“ „Hallo. Wer ist da?“, fragte ich forsch. Ja, ich telefonierte. Ich hatte heute so viel Energie in mir, dass es ganz einfach war zu sprechen. Die Wut gab mir alle Kraft die ich brauchte. „Hier ist Harry Styles. Und wer ist da?“

What makes you beautiful || one directionWhere stories live. Discover now