47. Kapitel

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Ich blieb bei Kyle und kurze Zeit später stießen die anderen zu uns. Wir spielen Xbox, tranken Bier und genossen unsere Zeit. Ich blieb bei Cola, für den Fall dass Ava sich meldete wegen dem Abholen. Sie hatte zwar darauf bestanden, alleine zu gehen, aber versprochen sich zu melden wenn sie zu Hause wäre. Die Wahrscheinlichkeit war ziemlich gering, aber ich hoffte einfach auf das Beste. Ansonsten würde ich sie anrufen um mich zu vergewissern. Josh schlachtete gerade Tyler ab, als das Handy von Noah klingelte. Es war beinahe unheimlich, wie still es auf einmal wurde, aber wenn wir die einzigen waren, die Kontakt zu ihm hatten konnte das nichts Gutes bedeuten. Im Gegenteil, es bedeutete seine Eltern hatten sich erinnert, dass es einen Sohn gab. Zögernd holte Noah das Handy heraus und sein Gesichtsausdruck verriet, was er uns sicher nicht gesagt hätte. Er erhob sich und wollte das Zimmer verlassen, doch Kyle war schneller und baute sich vor der Tür auf. „Lass mich durch.", zischte Noah und versuchte ihn wegzudrängen.

„Nichts da. Wenn du reden willst, dann hier." Kyle verschränkte die Arme und ich stellte mich zu ihm.

„Noah, wir sind für dich da. Wann waren sie es?"

„Ihr wisst nicht wie das ist. Ihr habt keine Ahnung." Seine Stimme wurde schneidend, aber wir blieben eisern. Er warf uns einen wütenden Blick zu, ehe er sich umdrehte und das Gespräch annahm. „Hallo? Mama?"

Es war beinahe lächerlich, wenn es nicht so traurig wäre ihm dabei zu zusehen wie er wieder denselben Fehler begann. Seine Stimme klang wie die eines unterwürfigen Welpen. „Es tut mir lei-"

Das hatte er jetzt nicht ernsthaft gesagt? Ich riss ihm das Handy aus der Hand, rief ein „Ficken Sie sich!" hinein und legte auf.

Fassungslos sah Noah mich an. „Was hast du getan?", fragte er mit aufgerissenen Augen.

„Das fragst du mich? Wie zur Hölle bist du auf diese beschissene Idee gekommen, dich entschuldigen zu müssen?" Noah griff nach dem Handy, doch ich war schneller und warf es Tyler zu, der es einsteckte.

„Noah, das kannst du doch nicht ernst meinen.", versuchte es Josh in einem vernünftigen Tonfall, aber dieser hörte schon längst nicht mehr zu. Mit einem merkwürdigen Schrei stürzte er sich auf mich. Erst als ich den Schmerz an meiner Nase spürte, verstand ich, dass er mich geschlagen hatte. Geblendet durch die Blitze, die durch mein Auge zucken, reagierte ich. Mein Körper drehte sich zur Seite und ich griff nach seinem Arm, ehe ich ihm diesen auf den Rücken drehte. Josh sprang mir bei und nahm den anderen Arm fest in den Griff, traf dabei leider auch die verletzten Rippen. Qualvoll schrie Noah auf, doch wenn wir ihn wieder losgelassen hätte, hätte er sich weiter gemacht und sich vielleicht mehr verletzt. „Ein Anruf und du kriechst denen direkt wieder in den Arsch? Ernsthaft, erklär es mir. Sie haben sich nicht einmal gemeldet um zu erfahren wie es dir geht, geschweige denn haben sie dich besucht. Mensch Noah, es ist ihnen egal wie es dir geht, wann kapierst du das endlich?", fuhr Josh ihn an und wir ließen ihn los als wir merkten wie seine Anspannung nachließ. Noah schluchzte und hielt seine Seite, ehe er langsam auf das Bett sank. Er sah bemitleidenswert aus, wie er da hockte und versuchte die aufkommenden Tränen vor uns zu verbergen, aber meine Gesicht schmerzte zu sehr, um wirklich Mitleid mit ihm zu haben. Ich spürte wie sich langsam das Blut seinen Weg über meinen Mund bahnte und auf mein Shirt tropfte.

Das Shirt in dessen Ava's Hände sich gekrallt hatten. Der Gedanke tauchte so plötzlich auf, wie ich wünschte dass er verschwand, währenddessen Kyle mir ein nasses Tuch reichte. Ich war wütend, mein Gesicht brannte und ich war es einfach leid. Leid diese Diskussion zum zehnten Mal zu führen. „Warum? Sag mir bitte einfach nur warum?"

"Ihr könnt alle groß reden, ihr seid nicht alleine! Eure Eltern sind scheiße? Eure Eltern versuchen euch immer wieder zu verkuppeln? Seid doch froh! Sie kümmern sich um euch!" Noah schrie mittlerweile. "Und egal wie scheiße alles ist, ihr könnt jeden Abend zurück nach Hause! Was hab ich? Ich sags euch! Nichts! Nichts hab ich. Ich kann nirgends hin weil es für mich so etwas wie ein zuhause nicht gibt." Flehend sah er zu mir. " Ich will doch nur ein Zuhause haben, was ist daran so verkehrt?"

DeliriumWhere stories live. Discover now