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Ich war gerade dabei mein Makeup zu entfernen, als mein Handy klingelte und Tia's Gesicht auf dem Bildschirm auftauchte. Mein Blick huschte zu dem Radiowecker, während ich abhob. „Hallo Tia und vermutlich auch Jules. Müsst ihr nicht arbeiten?", fragte ich belustigt.

„Oh ich bitte dich, wann arbeiten wir denn mal tatsächlich?" Tia klang spöttisch und ich stellte fest, dass es im Hintergrund ruhig war. „Außerdem gibt es wichtigere Dinge, wie zum Beispiel dein Date heute. Du nebenbei, dass Kleid stand dir wirklich fantastisch, du hast einen richtigen Diva Auftritt hingelegt, mein Herz ist aufgegangen vor Stolz." Jules Stimme klang etwas weiter entfernt, vermutlich weil ich auf Lautsprecher gestellt war.

„Ihr habt mich doch nicht ernsthaft in der Schule beobachtet oder?"

Ts, also beobachtet klingt so gewollt... wir waren nur zufällig in der Gegend und da dachte ich mir, dass wir ja auch eben dir Hallo sagen könnten, aber dann haben wir gesehen, dass Jake da war und wollten nicht stören, also sind wir im Auto geblieben.", entrüstete sich Tia.

Ich lachte auf. „Ja natürlich, ein reiner Zufall also. Also gut, aber was soll ich euch erzählen? Ihr wisst doch schon alles was wir gemacht haben."

„Nein wissen wir-„

„Und wie fandest du es bei dem Wasserfall?", unterbrach Jules sie aufgeregt.

Jules!", beschwerte sich Tia, worauf eine hitzige Diskussion entbrannte am anderen Ende der Leitung und ich verzweifelt versuchte mein Panda Auge zu vernichten. Das dieses Wasserfeste Zeug auch so hartnäckig war! Mein Auge war schon ganz Rot vom Reiben und die beiden meckerten sich immer noch an. Mittlerweile sah ich aus wie ein Clown und ich verfluchte diesen dummen Lippenstift, der nicht abgehen wollte. Wie gut das ich mit zwei Experten telefonierte. „Mädels, wie bekomme ich den Lippenstift am besten ab?"

„Seife.", antwortete Tia knapp, ehe sie ihren Streit fortsetzte.

Ich legte das Handy ab und schaltete ebenfalls auf den Lautsprecher, ehe ich nach der Seife griff um mein Gesicht einzureiben. Okay, das war kein großer Fortschritt, im Gegenteil: aus dem Clown wurde der Joker, aber dafür hatte ich schon eine gute Idee für Halloween. „Seife hat nicht geholfen.", sagte ich nüchtern.

„Versuch Öl." Klar, Öl hatte ich auch immer im Badezimmer stehen. Kurz sah ich auf mein Handy, zuckte mit den Schultern und verließ den Raum, um mir aus der Küche Öl zu besorgen. Wieder oben hatten die beiden nicht bemerkt, dass ich weg war und begeistert stellte ich fest, dass das Makeup problemlos verschwand.

„Habt ihr sie jetzt schon gefragt wie es lief?" Mikes Stimme war noch hohler, also musste er gerade erst zu ihnen gestoßen sein.

„Es war sehr schön, danke der Nachfrage Mike und danke für eure Hilfe heute, ich hoffe heute ist nicht zu viel los."

„Du weißt doch, dass du hier immer fehlst, vor allem wenn zwei gewisse Damen hier lieber Streiten als wichtigeres zu erledigen. Was habt ihr denn gemacht?" Das Handy wurde hochgehoben und die Stimmen meiner Freundinnen wurden leiser, ehe eine Tür zufiel und sie ganz verstummten.

Wir waren bei einem Wasserfall schwimmen und am Abend waren wir weiter unten in einem Restaurant essen, es war wirklich schön.", schwärmte ich.

Mikes tiefes Lachen ertönte. „Das freut mich" Dann wurde seine Stimme tiefer. „Sonst hätte ich ihm auch den Arm gebrochen."

Mein Herz erwärmte sich. „Oh, das ist ja süß von dir."

Mike gab ein schnaubendes Geräusch von sich, aber ich wusste, dass ihm viel an mir lag. „Und willst du noch einmal mit ihm ausgehen?", erkundigte er sich interessiert.

Ich überlegte. Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit gehabt darüber nachzudenken. „Hm, es war wirklich super und wir hatten viel Spaß."

„Aber?"

Ich schwieg, denn bis dahin war mir nicht bewusst, dass es da ein ‚Aber' gab. „Ich weiß es nicht."

Mike atmete hörbar ein und aus. „Ach Ava, es ist spät, du solltest dich schlafen legen und wenn du morgen aufwachst, gibt es vielleicht kein Aber mehr oder du weißt warum dieses Aber da steht. So und jetzt gut Nacht, ich muss den Kellnerinnen unter die Nase reiben, dass ich mehr weiß als sie."

Ich war froh, dass es jemanden wie Mike gab, der einem immer das Gefühl geben konnte, dass alles in der Welt seinen Platz finden würde. „Weißt du eigentlich, wie froh ich bin dich zu haben?"

„Daran habe ich nie gezweifelt. Genau so wenig wie ich an dich Zweifel." Er verabschiedete sich und ich wünschte ihm noch einen schönen Abend, ehe wir auflegten.

Leise schlich ich mich in mein Zimmer und legte mich unter meine Decke, aber trotz meiner Bemühungen war Amber wach. Ihre Schmale Gestalt drehte sich auf ihrem Bett und müde rieb sie sich die Augen. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.", entschuldigte ich mich leise und legte das Handy auf dem Nachtschränkchen ab.

„Das macht nichts, ich schlafe besser wenn ich weiß, dass du wieder da bist." , murmelte sie leise und zog ihre Decke über ihren Kopf.

DeliriumWhere stories live. Discover now