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Vater und Tochter

Helena runzelte entzückend die kleine Stirn und legte ihren Kopf nachdenklich schief. „Warum, Vater?"

Wir saßen auf der kleinen Koppel und beobachteten Eric, wie er die Stuten und Fohlen herumführte. Helena stellte mir jede Frage, die ihr Kleiner Blonder Schopf Ausbrühtete.

Gerade beschäftigte sie mich mit der Frage, weshalb man nicht auch auf einen Reh reiten konnte.

„Weil die Rehe zu schmal und klein sind. Stell dir vor, Onkel Ben in seiner schweren Rüstung. Das Arme Reh würde doch zusammen brechen..."

Ich fand es hinreißend, welche Ideen sie manchmal hatte. Besonders da man sehen konnte, das sie ihren Kopf dabei gebrauchte. Sie dachte immer mit, wenn man mit ihr über ihre Pläne sprach.

Sie nickte nachdenklich und erhob sich mühsam. Ihr Kleid hatte nur ein Dünnes Band um die Brust, ansonsten fiel der hellblaue Stoff bauschig um ihren schmalen kleinen Körper. „Kaufst du mir ein Reh, Vater?"

Lachend hob ich sie auf meine Hüfte. „Nein, Engel."

„Aber ich trage keine Rüstung."

„Nein, da hast du Recht. Aber ein Reh ist wild. Es braucht den Wald und seinen Duft. Sonst geht es ein."

Ihre strahlend blauen Augen leuchteten auf. „So wie Arin?"

Neuerdings wurde mir leicht übel wenn ich Arins Namen hörte. Nicht zuletzt aus Sorge. Nur sehr selten wusste ich wo er sich aufhielt.

Helena biss sich auf die Lippe. „Hab ich was Falsches gesagt, Vater?"

Mühsam lächelte ich. „Nein. Vermutlich hast du sogar Recht. Vermutlich kann Arin tatsächlich eingehen, wenn er hier bleiben muss."

Gemeinsam schritten wir zurück zur Burg. Immer wieder quollen neue Fragen aus ihr heraus. Oft dachte ich, dass sie jeden Moment fragen würde, wieso der Himmel blau sei.

Taran kam uns am Brunnen entgegen und zog leicht an Helenas Strähnen. „Nein! Lass das Onkel Taran!"

Er lächelte Boshaft. „Du bist schon ein Prinzeschen, was?"

„Nein, hör auf!" schmollte sie und schmiegte sich an mich.

„Lass sie in Frieden, Taran." Grollte ich.

„Natürlich, Avi. Wie immer."

Ich wusste das mich meine Bruder auslachten, weil ich mit Helena nicht streng sein konnte und sie verhätschelte. Manche sagten ich sei zu alt, manche sagten es läge an meiner Kindheit, andere sagten es sei deswegen, weil sie ein Mädchen war. Aber nichts stimme.

Tatsächlich war ich der Meinung, ich müsse nicht mit Helena so umgehen wie mit meinen Brüdern. Sie war nicht zu stolz um zu gehorchen. Und das tat sie. Ausnahmslos. Nur tat sie sich sehr schwer damit, es zu verkraften wenn es nicht nach ihren Wünschen lief. Trotzdem tat sie immer das, was ich von ihr verlangte. Vielleicht nicht ohne schmollen oder zorniges weinen, trotzdem...

Als ich sie absetzte, torkelte sie ein wenig zwischen den Blumen herum und betrachtete sie.

„Wolltest du was von mir?"

Taran nickte grinsend. Mit seinen dreiundzwanzig, war er ein stattlicher Mann. Kräftig und gerissen. Und dennoch so verlassen wenn Arin sich mal wieder davon stahl. „Arin und Syman sind zurück. Syman ist bei Kora und mir. Und Arin..."

Mühsam blieb ich ruhig. „Ja?"

„Er hat Damen besuch. In seiner Kammer natürlich."

Natürlich! Was denn sonst? Wenn Arin nicht aß oder bei den Pferden zu finden war, lag er bei einer Dame und vertrieb sich die Zeit. Vorrausgesetzt er war mal auf der Burg.

Der weiße RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt