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Gerta und Gilbert

Dankbar erkannte ich endlich den Rand der Hügels. Michel führte den Wagen unter die Eiche und lief dann mit uns gemeinsam zur Straße, die weiter weg war, als ich gehofft hatte. Wir hechteten durch einen kurzen Streifen Wald, mit knotigen Stämmen und Wurzeln die aus dem Boden ragten. Plötzlich erschütterte der Boden unter einen grellen Licht und wir traumelten...

"Was war das!?" Schrie ich fassungslos.

"Ein Blitz ist eingeschlagen, keine Ahnung wo. Aber wohl nicht weit weg von hier!"

Endlich erkannte ich die schmale Händlersstraße auf der zwei wagen standen und Pferde unsicher und ängstlich taunelten. Die Campbell Brüder saßen in ihre Mäntel versteckt auf Wagen und Pferden und hielten nach uns ausschau. Als Ben Avan erkannte, der die Hand hob, fiel er fast erleichtert zusammen. Taran saß bei Ben, Arin verkroch sich unter Erics Mantel und Kora führte Avans und Michels Pferd zu uns. Michel stieg hinter ihm auf, ich vor Avan und die Helfer auf dem Wagen.

Samuel und Joe führten die beiden Wagen, was schwer fallen musste. Denn sie scheiuten unt tänzelten ängstlich. Ben, Eric und Avan sprangen von den Pferden und verwuchten vor den aufgewühlten Pferden zu helfen. Es krachte erneut, der Regen wurde schlimmer und die Pferde drohten durch zugehen.

Nur eines nicht. Erics Pferd, auf den Arin zitternd und weinend saß, tänzelte aber scheute nicht wie die anderen. Beim nächsten Blitz zuckte Arin in sich zusammen und machte sich immer kleiner. Er hatte schreckliche Angst.

Ich mühte mich ab Avans weißes pracht Ross zu den achtjährigen zu lenken und berührte ihn leicht. Seine Schulter war Steinhart, ganz verkrampft.

"Bea?" Als er aufsah und mich erkannte, weinte er ein wenig mehr und sprang zu mir herüber. Immer noch mit den Zügeln in der Hand, schlang er seine Arme um mich und presste sein kleines bibberndes Gesicht an meine Schulter.

Die Männer brüllten und zogen und schafften es so irgendwie die Tiere zu bewegen. So mühten wir uns über den tiefen Schlammigen Weg zu einem winzigen Dorf, in dem vielleicht zwanzig Häuser stehen konnten. Als wir auf dem Hauptplatz eintrafen, kamen zwei Männer angelaufen.

Sie prachen einige Wörter mit Avan und nahem dann die ersten vier Pferde mit. Als sie wiederkamen folgte eine rundlicher hübsche Frau und winkte die Brüder hinter sich her. Mit Arin stieg ich sehr ungalant vom Pferd und versank fast im Schlamm.

Avan kam sofort angelaufen. "Sie bringt euch in ein Gasthaus." Sanft strich er Arins Rücken. "Lasst du ihn derwell bei dir?"

Als der nächste Blitz einschluf und Donner grollte, wimmerte Arin bitterlich und versuchte sich noch fester an mich zu pressen, als könne er so auf wundersamme weiße verschwinden.

"Selbstverständlich."

Avan nickte und half den anderen. Ich sammelte meine Schwager zusammen und folgte der Wirtin. Sie führte uns zu einem Haus um die Ecke und winkte uns in eine kleine Gasthausstube. Es roch nach frischem Heu und Gewürzen. Außerdem prasselte ein warmes Feuer in einem Kamin und der trommelde Regen schlug nicht mehr auf uns nieder... Ich schauderte.

Die Wirtin musste erst dreißig sein, hatte große Rundungen und ebenso ihr Bäzchlein. Dennoch hatte sie einen schlanken Hals und schlanke Arme. Ihre Braunen Haare hatte sie in einen lockeren Knoten aufgesteckt und ihre stechend Grauen Augen musterten mich mitleidig.

"Nein, mein Schatz was müsst ihr frieren. Ihr zittert ja! Gilbert!"

Ich sah an mir herunter. Tatsächlich, ich hatte es gar nicht bemerkt...

Ein schlanker Mann mit Blonden kurzen Haaren kam aus einer Kammer und musterte die Eroberung der Wirting. "Wir braucheb mehr Holz und Feuer in den Kammern. Diese Leute gehen heute nirgendwo mehr hin!"

Gilbert nickte und kam zu uns. "Geht es euch gut? Braucht einer eine Heilerin?"

"Nur Feuer, Schatz..." murmelte die Wirtin und verschwand hinter der Theke. "Ihr bekommt gleich warmen Kräuterwein!"

Taran trat sichtlich betroffen zu mir und tätschelte sanft Arin's Rücken. "Alles gut, Kleiner? Jetzt sind wir in Sicherheit."

Arin konnte kein Wort sagen. Gilbert stobte davon und die Wirtin kam um Kora sanft über den nassen Schopf zu fahren. "Ihr bekommt zwei warme Badetröge und trokenes Gewandt. Du siehst sehr hungrig aus, mein Kleiner. Wie alt bist du?"

"Elf, Madame."

"Dann bekommst du sofort was leckeres. Du wachst ja noch! Und ihr beiden stattlichen Männer ebenso! Kommt! Ich bring euch in ein Zimmer wo ihr badet und auf euer Essen wartet."

Taran klammerte sich an meine Röcke während ich der Dame folgte. "Es ist wirklich lieb das Ihr uns so einfach Empfängt."

"Ach nein, das ist mein Beruf." Sie lächelte fürsorglich. "Mein Name ist Gerta."

"Bea." Ich lächelte, aber mir war irgendwie Hundeelend. Und Arin wurde schwer.

Sie zog eine schwere Tür auf. "Für die Lady."

"Vielen Dank." Taran folgte mir und schloss leise die Tür. Müde setzte er sich vor dem Kamin auf den Boden und rieb seine Augen.

Arin schluchzte an meiner Schulter und hob den Kopf, als ich micb auf die Fensterbank setzte. "Tut mir Leid, Bea."

Ich streichelte seine geröteten kleinen Jungs Wangen und über sein schwarzen Schopf. "Ist schon gut, du brauchst keine Angst mehr zu haben."

"Wann hört es denn endlich auf?"

Taran schniefte ebenfalls. "Arin? Erinnerte Gerta dich auch an Mutter?"

Arins Gesicht wurde steinhart. Jede Kindlichkeit war plötzlich verschwunden. "Nein." Seine Stimme war endgültig und Taran sagte nichts mehr.

Gilbert brachte mit seinen zwei Söhnen Badewasser und frisches Gewandt. Taran weigerte sich, Arin stieg bereitwillig in das dampfende Wasser. Schlagartig stoppte sein bibbern. Als Taran sich auch endlich entschloss zu Baden, kam Avan.

Ich wusste nicht wieso, aber es war erleichternd ihn zu sehen. Jetzt konnten wir Essen, Baden und schlafen... Müde und mit bläulichen Lippen warf Avan sein Hemd, Stiefel und Mantel neben den Kamin auf den Boden. "Was macht ihr beiden denn hier?"

Taran schmollte. "Baden..." dann nahm er den Schwamm und wrang warmes Wasser über Arins Rücken aus.

"Sehr gut." Avan setzte sich zu mir auf den Boden und schnifte.

"Du solltest auch ins Wasser. Du scheinst jetzt schon erkältet." Avan schmollte und sah haargenau wie seine Brüder aus. "Das Essen wird uns gleich gebracht. Na los, es kann nicht schaden."

Wiederwillig zog er seine Hose aus und setzte sich ebenfalls in den Trog. Seine Augen waren müde und seine Nase ein wenig gerötet. "Das tut gut... ich glaube ich schlaf ein."

Der weiße RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt