Delirium

35. Kapitel

„Ich hab trotzdem keine Zeit heute, Jake holt mich nach der Schule ab." Damit ging sie. Sprachlos sah ich ihr nach und ein unbestimmtes Gefühl breitete sich in mir aus. Es fühlte sich an wie Eifersucht, was Quatsch war, denn warum sollte ich Eifersüchtig sein? Weil diese dämliche Bastard sie um ein Date gebeten hatte? Tz, was sollte mich daran stören? Auf jeden Fall nicht, dass ich wusste, dass Ava bei mir Nein gesagt hätte. So ein Unsinn. Ich musste sie ja nicht einmal einladen damit sie mit mir schlief. Ich schlug mit der Faust gegen die Wand und verfluchte mich selbst. Ich konnte mir noch so oft versuchen einzureden, dass es mich nicht störte, aber Tatsache blieb, dass es mich sehr wohl störte. Wer war dieser Jake überhaupt? Meine Laune sank in den Null Bereich und der Höhlenmensch in mir tobte wütend, bereit jeden Mann mit seiner Keule zu töten.

„Und wie liefs?", fragte Kyle grinsend und es wurde noch größer, als ich ihm einen vernichtenden Blick zu warf. Er klopfte mir aufmunternd auf die Schulter, aber ich spürte sein Schadenfrohes Grinsen auch wenn ich ihn nicht ansah.

*

Ich knüllte den Zettel zusammen und nachdem ich mich versichert hatte, dass der Lehrer nicht zu uns sah, warf ich ihn nach Ava. Man merkte, dass ich Football spielte denn ich traf ihren Kopf. Sie streckte mir den Mittelfinger entgegen ohne sich überhaupt die Mühe zu machen sich umzudrehen. Den Zettel ließ sie auf den Boden liegen, neben seinen sechs Vorgängern.
Ich nahm mir einen neuen Zettel und beschrieb ihn. „Mr. Jefferson, zu meiner Zeit haben wir die Damen noch persönlich darum gebeten mit uns Auszugehen." Belustigt sah mich Mr. Steam an und meine Hand blieb in der Luft hängen.

„Das kann ich mir vorstellen, aber Ms. Hastings ignoriert mich und hat mich auf dem Handy blockiert, weil ich sie nerven würde.", rechtfertigte ich mich. Ein Raunen ging durch die Klasse und ich konnte mir vorstellen, wie sehr nachher getratscht werden würde.

„Nun Mr. Jefferson, meiner Erfahrung nach bedeutet das Nein." Ein Wort das ich höchst ungern hörte. „Ich würde also vorschlagen, dass Sie aufhören sie als Dartscheibe zu missbrauchen und sich auf den Unterricht konzentrieren." Ich stimmte ihn zu und befriedigt drehte er sich wieder zur Tafel. Mein nächster Wurf traf sie wieder an den Kopf, aber wie die sieben Male zuvor, ignorierte sie mich. Genervt lehnte ich mich zurück in meine Stuhl und verschränkte die Arme, während ich wartete, dass der Unterricht vorbei sein würde.

*

Verdammt dieses Biest war schnell. Kaum das es schellte, war sie verschwunden und Mr. Steam hatte mich dazu aufgefordert meine Zettel wieder einzusammeln, sodass ich ihr nicht hinter her laufen konnte. Genervt ging ich nach draußen zu meinen Freunden; das Wetter war gut und wir hatten eine Stunde Pause. Die Jungs saßen im Schatten auf einer Bank und wir waren nicht die einzigen die diese Idee hatten. Der Pausenhof war gut gefüllt und überall waren Gespräche zu hören. Wir unterhielten uns über das bevorstehende Training, als ein Motorrad die Gespräche auf dem Hof unterbrach. Der Fahrer parkte und stieg ab. Er kam mir bekannt vor. Lederjacke! Der Typ aus der Apotheke! Er nahm den Helm ab und fuhr durch seine Haare, ehe er sich umsah und dann in Richtung Eingang begab. Er schien sich unwohl zu fühlen, als er unsere Schule musterte.

„Jake." Freudig winkte Kyle ihm zu. Das war also Jake. Der ominöse Jake. Ava's Date. Wo hatte sie denn so jemanden kennengelernt?

„Kyle, schön dich zu sehen. Wie geht's dir?" Sie begrüßten sich mit Handschlag.

„Gut und selbst? Was machst du denn hier?"

„Er ist wegen mir hier.", erklang eine Stimme hinter uns. Ava sah total anders aus. Sie muss sich umgezogen haben, denn sie trug ein schlichtes dunkelblaues Kleid, ihre Haare lagen offen über ihre Schulter und sie trug Make up. Noch nie hatte ich sie geschminkt gesehen, geschweige denn so schick angezogen. Das Kleid schmeichelte ihrer schmalen Silhouette sehr und ihre Brüste zeichneten sich unter den Stoff ab, ohne zu viel freizulegen. Es ging ihr gerade über das Knie und ihre langen Beine zierten Hohe Schuhe, in denen sie selbstsicher stand, als hätte sie nie etwas anderes getan.  Ihre Blauen Augen erschienen mir noch blauer, noch strahlender, als jemals zuvor, ihre vollen Lippen sahen in diesem matten Rot noch einladender aus. Ich schluckte, denn sie sah wunderschön aus und es versetzte mir ein Stich als sie Jake anlächelte. Es war ein ehrliches, frohes Lächeln und plötzlich wünschte ich mir, dass sie mich auch einmal so anlächeln würde. Ava's Auftreten hatte unsere Gespräche zum verstummen gebracht, sprachlos sahen wir sie an. Jake fasste sich als erster und zog sie in eine Umarmung.

„Du siehst atemberaubend aus.", sagte er legte eine Hand an ihre Wange. Ava schmiegte sich dagegen und Röte tauchte auf ihren Wangen auf. Ich stieß einen Laut aus, was wie ein schnauben klang, aber ein unterdrücktes Knurren war. Ich konnte ihn doch nicht anknurren! Wie sah das denn aus?

Ava wandte mir den Blick zu und das Lächeln verschwand. „Lass uns gehen.", sagte sie zu Jake und er nickte.

Als sie sich umdrehte sah ich erst den Rückenausschnitt ihres Kleides und konnte ein Aufstöhnen gerade noch so verhindern. Ihre Haut sah makellos aus, ihre helle Farbe bildete einen wundervollen Kontrast zu ihren Haaren und dem Kleid. Sie sah wirklich hinreißend aus. Jeff pfiff anerkennend. „Wusste gar nicht wie heiß die ist. Vielleicht sollte ich sie doch mal vögeln." Der Höhlenmensch und ich waren uns einer Meinung: Jeff weh zu tun war eine gute Idee.

„Ich glaube kaum, dass du eine Chance bei ihr hast. Zumindest nicht im Vergleich zu diesem Jake." Und ich hätte Josh küssen können dafür. Doch als ich zusah wie Jake ihr zärtlich den Helm schloss, fragte ich mich, wie ich im Vergleich zu ihm aussehen würde. Und leider hatte ich das Gefühl das ich dabei nicht gut aussehen würde.