Mathe war auch nicht mehr das was es einmal war. Ich schrieb gerade die letzte Formel ab, nachdem ich beim ersten Blatt so fest mit der Miene gedrückt hatte, dass das Blatt ein Loch bekommen hatte; als es schellte. Weniger wütend, dafür mehr sadistisch aufgelegt, nahm ich meine Tasche und machte mich auf dem Weg zu deren Stammplatz. Allerdings war von Liam nichts zu sehen. „Oh die liebreizende Ava. Was willst du?", fragte Josh und verschränkte die Arme.

„Mit Liam sprechen wegen der Nachhilfe.", antwortete ich augenverdrehend.

„Seit wann gibt's du ihm den Nachhilfe?"

Toll, jetzt war ich schon wieder genervt. Super Leistung. „Seit wann geht es dich was an?"

„Er ist nicht da, hat Frauenbesuch, wenn du verstehst was ich meine." Dann sah er mich von oben herab ab. „Aber er meinte, dass er sich bei dir melden wenn er was braucht." Ich hob die Augenbrauen. Ernsthaft? Er hat mich rausgeschmissen weil er irgendein Mädchen vögeln wollte? Was lief mit diesem Kerl eigentlich noch so alles falsch? Erst war er total nett und zuvorkommend, nur um im nächsten Moment wieder ein Arschloch zu sein. Aber gut, wenn er das so haben wollte. Wir lebten in einem freiem Land wo gleiches Recht für allen galt. 

„Ich glaube das einzige was er braucht ist ein Gehirn, aber leider kann man nichts zaubern wo nichts ist. Nun gut." Ich drehte mich um und wich gerade noch so Kyle aus, der zu seinen Freunden wollte.

„Hey Ava.", begrüßte er mich freundlich, nur war ich leider nicht für Freundlichkeiten zu haben. Ich schnaubte verächtlich und sah zu, dass ich dort wegkam. Weg von dieser Geschlechtskrankheitenbrütestation. Mein Weg führte mich auf das Dach, wo mich Einsamkeit empfing. Was dachte sich dieser Idiot eigentlich? Das er rumvögeln konnte wie er lustig war? Und mir noch vorschreiben wollen, dass ich niemanden sehen darf. Wegen diesem Arsch hatte ich Jake abgesagt! Argh! Und er würde sich bei mir melden wenn es was brauche. Dachte er ich stehe auf Abruf? Dass er nur schnipsen musste und ich wäre da? Meine Hände agierten noch bevor mein Kopf reagierte. Liam's Nummer erschien auf dem Display und ich drückte auf anrufen. Gott und ich hatte mir auch noch Sorgen gemacht, dass etwas passiert sein könnte.

„Was gibt's Hastings?", antwortete Liam bereits nach dem ersten Schellen.

„Du hast mich ernsthaft weggebracht, weil du Besuch von einer anderen bekommen hast? Was stimmt denn mit dir nicht?" Ich schüttelte den Kopf. „Nein, warte, erklärs mich nicht. Ich weiß nicht was ich von dir erwartet hatte, dass mich das jetzt überrascht, schließlich warst du ja nie anders."

„Was ist los? Welche andere Frau?" Ich hörte ein Stöhnen auf der anderen Seite, verzehrt durch die Entfernung. „Fuck Josh.. Hör zu Ava, hier ist niemand."

„Ja sicher, deswegen stöhnt da auch jemand im Hintergrund. Aber gut, warum bist du dann nicht in der Schule?"

„Kann ich dir nicht sagen."

„Okay, warum musste ich heute Morgen dann weg?"

„Scheiße Ava, dass kann ich dir auch nicht sagen."

Ich schnaubte. „Gut, dann kann ich ja vorbei kommen und dir deine Sachen geben."

„Fuck, nein das geht auch nicht. Ava, ich..." Vermutlich hoffte er darauf, dass ich ihn unterbrach, aber das tat ich nicht. Sein Satz verlief ins Leere.

„Gut, ich denke dann ist alles gesagt." Unbefriedigt legte ich auf. Es dauert nicht mal zehn Sekunden, dann klingelte mein Handy und im Wissen das es Liam war, ging ich ran. „Was willst du denn noch?", fauchte ich in den Hörer.

Ähm, hier ist das Pediatric Hospital, wir wollten Sie über die Blutwerte ihrer Schwester informieren. Sie stehen in unseren Unterlagen als Bevollmächtigte?", fragte eine weibliche Stimme am anderen Ende und am liebsten wäre ich in einem Loch versunken.

„Ja die bin ich, tut mir leid, ich dachte Sie wären jemand anderes.", entschuldigte ich mich.

Die Dame lachte. „Das macht doch nichts, wir alle haben so einen Moment. Ich stelle Sie dann zu dem Arzt weiter, einem Moment bitte." Oh Gott war das peinlich. Die arme Frau. Die Warteschleife ertönte und eine freundliche Stimme bat mich, die Leitung zu halten. Geduldig sah ich mir den Himmel an.

„Guten Tag Miss Hastings, wir haben die Ergebnisse. Die Werte sind nicht gut, dass hatten wir so erwartet, aber sie sind noch im Rahmen. Ihr Vater hat erzählt, dass er nächste Woche einen Beruf mit einer Versicherung antritt, also können wir nächste Woche die Dialyse planen. Haben Sie kurz Zeit, dass wir das schon mal grob besprechen können?"

„Ja natürlich."

„Gut, wir würden ihr zuerst intraoperativ einen Sheldon Katheter legen, dass wir darüber Dialysieren können, bis wir einen Shunt legen können. Ihre Schwester muss anfangen den Arm zu trainieren, damit die Vene den Druck der Arterie standhalten kann, wenn die beide zu einem so genannten Shunt verbunden werden. Der Shunt wird dann bei jeder Hämodialyse angestochen."

„Also könnte dann der Katheter wieder entfernt werden?"

„Wenn es so läuft wie wir es uns vorstellen, werden der Sheldon Katheter und der Blasenkatheter entfernt werden können, ja. Aber genaueres können wir nächste Woche besprechen, ich wollte Sie nur vorab informieren."

Das würde Amber sicher freuen ihn endlich loszuwerden. „Das klingt gut. Wann sollen wir kommen?"

„Montag 11 Uhr? Ich weiß, dass Sie da Schule haben, aber ansonsten sieht es schlecht aus und mir wäre lieb, wenn wir frühst Möglich mit der Therapie beginnen würden.

„Nein das ist kein Problem, wir werden da sein."

Er verabschiedete sich und legte auf. Erleichterung durchflutete mich als ich darüber nachdachte, dass es für Amber vorwärts ging. Vermutlich verstand sie nicht, was das für sie hieß, aber auch wenn sie dann regelmäßig zu einer Dialyse musste, das Ergebnis war es Wert. Darüber hinaus hatte ich Liam zumindest für eine kurze Zeit aus meinen Gedanken bannen können.

DeliriumOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz