Nicht mehr

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Er nimmt meine Hand. Drückt sie leicht, sein Daumen zeichnet Kreise auf meinem Handrücken und eine Welle Sehnsucht überkommt mich. Es ist, als wäre in meinem Herzen plötzlich ein Loch aufgetaucht und in diesem Loch läge nur das Ende einer Schnur, die ich bis ins Unendliche verfolgen könnte, ohne jemals das andere Ende zu erreichen. Denn ja, ich spüre die Sehnsucht nach seinem Körper, die Sehnsucht danach, in den Arm genommen und an sich gedrückt zu werden. Doch ich weiß, ich kann ihn an mich pressen so fest ich möchte, ich kann ihn mit Leidenschaft küssen, ich kann ihm in die Augen schauen und »ich liebe dich« sagen - es reicht nicht. Er wird niemals ausreichen. Er befindet sich nicht am Ende der Schnur. Er ist nur eine Abzweigung, eine falsche Fährte, eine Ablenkung. Und es tut mir leid, denn er hat es verdient, mehr zu sein als eine Hand, die mich daran erinnert, dass er nicht genug ist. Nicht für mich.
Ich drehe meinen Kopf von ihm weg und mein Blick gleitet im Vorbeilaufen über die Fußgängerzone, die Läden, die Obdachlosen, die mit ihren Schildern um Hilfe bitten, die Tauben und die Pflastersteine.
Ein trauriges Lächeln, das als einziges Anzeichen die Entscheidung offenbart, die ich in diesem Moment treffe, bildet sich auf meinen Lippen.
Ich drücke seine Hand zurück.

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⏰ Last updated: Aug 16, 2018 ⏰

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