Ohne Selbstbewusstsein zu spät gekommen

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Wie aufs Stichwort ertönte die lang ersehnte Schulglocke und während sich alle freudig auf den Weg in die Pause machten, erhoben ich und Tae uns um gemeinsam nach vorne ans Pult zu gehen.

„Ihr zwei werdet nach Ende des Unterrichts die Toiletten putzen und wenn sie nicht sauber sind, werdet ihr das für den Rest der Woche machen.", mit diesen Worte und ohne uns weitere Beachtung zu schenken, verließ auch er das Klassenzimmer.

„Es tut mir leid", sagte Taehyung dann kleinlaut, als wir letztendlich Mutterseelenallein in dem großen Raum standen.

„Bitte was?"

„Ich sagte es tut mir leid...wegen dem putzen...du weißt schon."

Er hielt seinen Kopf gesenkt, so wie er es schon den ganzen Tag lang zu pflegen getan hatte.

Damit ich ihm also in die Augen sehen konnte platzierte ich meine Hand an seinem Kinn und hob so seinen Kopf. „Taehyung was redest du nur für Müll?" Manchmal konnte ich mir echt beim besten Willen nicht vorstellen was in diesem hübschen Köpfchen vor sich ging. „Es ist weder deine Schuld, noch werden wir sterben wenn wir ein bisschen putzen, ok?" Auch wenn wir es überleben würden, fand ich es jetzt nicht gerade prickelnd, aber das musste er ja nicht wissen. Er war so fürsorglich und liebenswert dass es mir schwer fiel zu glauben er sei tatsächlich eine Affäre mit mir eingegangen. Wie konnte er das nur mit seinem Gewissen vereinbaren?

Taehyung schwieg. „Du machst dir echt zu viele Sorgen, Tae" Nicht nur dass er offenbar ein schlechtes Gewissen hatte, da er ja der Meinung war der Putzdienst wäre seine Schuld, sondern ihm war es auch noch äußerst unangenehm. Tae gehörte eher zu dem unauffälligeren Typ Mensch, nicht dass mich das störte aber manchmal...manchmal da machte es mich schon fertig. Er lud immer alle Schuld auf sich und auf Dauer würde ihn das nur kaputtmachen.

„Ich...ich wollte nicht, dass wir Schwierigkeiten bekommen."

„Wir sind zu spät zum Unterricht gekommen, es ist doch keiner gestorben!?"

„Ich weiß, aber...."

„Nichts aber"

„Ich wollte, sollte einfach nichts Trinken...wenn meine Eltern das rausfinden bringen sie mich eigenhändig um!"

„Du weißt, dass ich dich gewissermaßen dazu getrieben hab, dich zu betrinken"

„Ja aber ich hätte ablehnen können"

„Komm Tae, soweit ich mich erinnern kann, hab ich dir eine Flasche nach der anderen gegeben und ich hätte sicherlich nicht nachgelassen."

„Hmm"

„Du solltest echt aufhören dir für alles die Schuld zu geben"

Um ihn jetzt nicht weiter zu Wort kommen zu lassen, drückte ich ihm einfach kurzerhand meine Lippen auf. Für einen kurzen Moment genoss er es, doch dann drückte er mich von sich weg. „Nicht hier, bitte" Er hatte Recht, wäre wohl nicht ganz so günstig wenn uns jemand erwischen würde.

Den Rest des Unterrichts konnte ich genauso wenig meine Augen von ihm lassen, wie schon in der Mathestunde. Nur mit dem Unterschied dass ich dieses Mal von unserer Lehrerin ständig ermahnt worden bin, ich solle doch gefälligst dem Unterricht folgen und keine Löcher in die Luft starren. Aber ich starrte keine Löcher in die Luft. Ich starrte Löcher in Taehyung's Lippen, in seine Augen und in seine wunderschöne Haut. Tae ließ ebenfalls seinen Blick hin und wieder zu mir herüber wandern, nur vielleicht nicht ganz so auffällig wie ich es tat.

Er starrte mich mittlerweile doch recht ernst an und ich wusste er wollte mir zu verstehen geben, dass ich ihn nicht ständig angaffen sollte, aber ich konnte einfach nicht anders. Ich fühlte mich zu ihm so stark hingezogen wie zu sonst keinem. Nicht einmal Hyolyn konnte ihm das Wasser reichen. Sie war wunderschön und ein toller Mensch, ohne Frage, aber bei Taehyung war es einfach anders. Es war...so viel besser. Ich wollte jede Minute bei ihm sein, wollte ihn sehen, ihn spüren und sein gutes Männerparfüm riechen. Ich wollte ihn beschützen und ihm alles geben was ich hatte. Doch dann gab es da noch Hyolyn, jetzt da wir Eltern werden würden, konnte ich sie nicht einfach sitzen lassen. Da sprang dann mein schlechtes Gewissen ein, andererseits war mir natürlich auch klar dass es so ebenfalls alles andere als gut war. Ich belog Taehyung indem ich in einfach mein, in meiner eigentlichen Freundin heranwachsendes Kind verheimlichte und dann war da noch Hyolyn der ich meine Affäre mit Taehyung verschwieg. Mein Blick fror auf seiner Nase fest, doch dieser schien es wie schon die ganze Zeit zu bemerken und schaute erneut in meine Richtung. Er fühlte sich offenbar schnell beobachtet, doch dieses Mal lächelte er mir zu. Ich wand meinen Blick sofort ab. Bei den Gedanken an meine kommende Vaterschaft, schaffte ich es einfach nicht Taehyung's Blick stand zu halten und auch noch zurück zu lächeln. Wie in aller Welt sollte ich das jemals wieder gerade biegen? Am besten ich würde einfach dieFliege machen, aber das würde keines meiner Probleme lösen...es würde sie hier einfach nur zurücklassen und früher oder später würden sie aufeinander prallen. Schließlich wusste Taehyung von Hyolyn und wenn sie mit kugelrundem Bauch durch die Gegend läuft ist die Auswahl an möglichen Vätern nicht gerade groß. Früher oder später würde ich damit herausrücken müssen, doch ich wollte Taehyung nicht verlieren und ich war mir ziemlich sicher er würde mich verlassen sobald er davon erfuhr. Er würde wollen dass ich bei meinem Kind und meiner Freundin war und sich wieder die Schuld für alles geben. Das würde ich ihm noch austreiben müssen. Er konnte sich nicht immer für alles verantwortlich machen und er musste mal etwas Selbstvertrauen aufbauen. Ihm fiel es auch schwer Freunde zu finden und hatte außer Jimin eigentlich kaum einen auf den er sich verlassen konnte. Er war echt ein Einzelgänger. Wobei ich jetzt von mir auch nicht behaupten konnte, sonderlich viele Freunde zu haben, zwar war ich in der Schule schon einer der beliebten, aber das setzte keine Freunde voraus. Wenigstens hatte ich ein gesundes Selbstvertrauen, wo ich mir bei Taehyung alles andere als sicher war. Er schien mir immer so zerbrechlich und aus diesem Grund konnte ich es ihm einfach nicht sagen. Einem von beidem musste ich die Wahrheit jedoch erzählen.

Ich würde Hyolyn irgendwann aufklären und sie so lange soweit wie möglich von Tae fernhalten. Er sollte nicht zufällig von dem Baby erfahren.

Ich spürte wie sein Blick auf mir brannte und diesmal war er es der ermahnt worden ist fürs in der Gegend rumstarren.

Der Unterricht hatte sich scheinbar bis in die Ewigkeit hinziehen wollen und ich konnte es kaum erwarten bis er endlich zu Ende war. Dann endlich erlöste uns ein heute mal nicht nerv tötendes Klingeln. Schnell packte ich mein Zeug zusammen und war schon drauf und dran zu gehen, da wurde ich am Arm gepackt. „Du weißt dass wir noch die Toiletten putzen müssen, oder?" Zu früh gefreut. Das hätte ich tatsächlich beinahe vergessen, durch das ganze Nachdenken über Beziehungsprobleme. „Äh, ja klar. Beeilen wir uns lieber. Ich will damit so schnell wie möglich fertig werden und nach Hause gehen."

„Nichts lieber als das" So machten wir uns schnellen Schrittes, beladen mit einer Menge an Putzmitteln auf den Weg zu den Toiletten.

Only An Affair?Where stories live. Discover now