"Lass Los" (Let go)

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(Let Go)

"Lass Los"

4. Mai 1989, in meiner Heimatstadt Cubernauld, Schottland: Ein sechs Jahre alter Junge namens Connor Docherty wurde durch seine Mutter, Joan, als vermisst gemeldet. Sie berichtete, dass ihr Sohn am Morgen seines Verschwindens sehr sensibel und oft den Tränen nahe war. Sie nahm es als einen zufälligen emotionalen Ausbruch eines Sechsjährigen, dem keine weitere Beachtung zu schenken ist. Doch irgendwann, nachts, lief er von zu Hause fort, ohne jedwede Spur zu hinterlassen. Detektive wurden eingeschaltet, um nach ihn zu fahnden und mögliche DNA-Spuren zu sichern. Menschen wurden befragt, um eine Entführung zu bestätigen, doch man fand keine Hinweise darauf. Sie arbeiteten jahrelang über dem Limit, um den Jungen aufzuspüren, ohne Erfolg.

Der kleine Connor wurde nie wieder gesehen.

4 Jahre später, am 12. April 1993: Die neun Jahre alte Amy McKenzie spielte in ihrem Garten als sie verschwand. Ihr Vater Adam berichtete, dass sie an diesem Tag sehr gelangweilt schien. Sie saß einfach auf ihrer Bank und betrachtete ausdruckslos das Gras unter ihr. Als er den Garten betrat, um Amy fürs Abendessen rein zu rufen, war sie bereits nicht mehr da. Sie war nirgends aufzufinden, selbst die Nachbarn hatten nichts ungewöhnliches bemerkt. Niemand, der sich komisch verhalten hatte, nicht in der Nähe und erst recht nicht im Garten. Somit gab es keinerlei Zeugen.

Amy blieb vermisst.

Fünf Jahre später verschwand die kleine fünfjährige Samantha Burley. Bei ihr hatte man das selbe feststellen können: Ein ungewöhnliches Verhalten des Kindes kurz vor dem plötzlichen, unerklärlichen Verschwinden. In den nächsten Jahren verschwanden drei weitere Kinder auf dieselbe Art und Weise.

Unsere kleine Gemeinde wurde zu einem hilflosen Opfer der lokalen Medien, durch diese unsere Polizei unter immensem Druck stand die vermissten Kinder aufzuspüren. Von da an bröckelten die Fundamente unserer Stadt, unser Glaube an die Gemeinschaft und unser Verständnis für Moral waren komplett zerstört. Die Menschen haben die Suche nach der Wahrheit aufgegeben. Dieser Ort war nun übersät mit pessimistischen und emotionslosen Gestalten, mit perspektivlosen Jugendlichen, Whisky trinkend und mit dem Gesetz im Konflikt. Sie existieren nur noch dafür durch den grauen und regnerischen Alltag zu kommen, nur um sich nachts in den Schlaf zu weinen. Der Verlust ihrer Kinder macht ihnen sehr zu schaffen. Und Ich? Ich bin einer von ihnen. Das neuste Opfer der verlorenen Kinder, die acht Jahre alte Lisa Maddens, ist meine Tochter .

Sie war die perfekte Tochter. Nett, ehrlich und für jemanden ihres Alters auch sehr reif. Ihre Art machte es leicht mit ihr umzugehen. Sie war immer respektvoll und nur selten egoistisch, was für ein Kind ein echtes Wunder ist. Außerdem war sie das spielerischste und fantasievollste Kind, das ich jemals gesehen habe, ein perfektes Beispiel für die Unschuld und die Lebenslust eines jungen Menschen. Sie liebte es, Geschichten über die Schule oder unseren gemeinsamen Garten zu erzählen. Aufgeregt berichtete sie oft darüber, wie wir ihn pflegten und zusammen die wundervollsten Rosen pflanzten. Ja, sie war fast wie eine echte Gärtnerin und konnte stundenlang davon erzählen, wenn man sie nur ließ.

Freunde zu finden fiel ihr leicht. Sie mochte jeden auf Anhieb, auch wenn sie ihn gerade erst getroffen hatte. Wir Erwachsenen verurteilen die Leute um uns und sind anderen Menschen gegenüber eher skeptisch, aber sie sah nur das Beste in jedem. Wir könnten so einiges von ihr lernen. In der Woche ihres Verschwindens zeigte sie keinerlei Änderungen in ihrer Persönlichkeit oder ähnliches, das einzige was mir an ihrem Verhalten auffiel war, als ich am Freitagabend von der Arbeit nach Hause kam. Ich kam rein nur um sie bereits im Bett zu finden. Es war erst 6 Uhr und ihre Mutter - meine Frau- Linda erzählte mir, dass sie sehr müde sei, weil die Schule an diesem Tag scheinbar sehr anstrengend war. Das war komisch, da sie für Gewöhnlich darum bettelte wachbleiben zu dürfen, jedoch nicht an diesem Tag. Als ich in die Küche kam sah ich eine Zeichnung von ihr, die an den Kühlschrank gepinnt war. Sie liebte es zu malen und sah sich selbst immer als zukünftige Künstlerin. Meist bat sie mich um meine Meinung, die immer ohne langes überlegen positiv ausfiel. Auch wenn ich ihren Kritzeleien nur selten meine volle Beachtung schenkte. Bei diesem Gedanken rollt mir immer eine Träne übers Gesicht, jetzt, wo sie nicht mehr da ist.

FeAr -creepy stories-Where stories live. Discover now