Chapter Nine

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Ungläubig starrte Schwalbenpfote ihre Mentorin an. Die alte Kätzin schien sich für ihre Vergangenheit und ihre Fehler zu schämen denn sie hatte den Blick auf ihre Pfoten gesenkt und wagte nicht, ihrer Schülerin in die Augen zu sehen. ,, Du?..Junge?" Traute sich Schwalbenpfote nach einer Weile zu fragen. Ihre Stimme war zu einem leisen Flüsterb gesenkt und klang piesig wie das Miauen eines Jungen. ,, Ja.. und ich durfte sie nicht behalten. Es tat mir weh, sie an eine andere Kätzin abgeben zu müssen" Die Heilerschülerin spürte, wie sich ihr Herz bei den Worten von Rotbrust verkrampfte und zusammenzog. Sie fühlte irgendwie mit ihr, empfand ihre Trauer um die verlorenen Jungen. ,, Wie heißen sie? Also die Jungen?" Die Heilerschülerin konnte diese Worte kaum über sich bringen, so zugeschnürt war ihre Kehle. Ein dicker Kloß machte sich in ihren Hals breit und sie legte ihre Ohren flach an ihren Kopf an. Ihre schwarzen Pupillen waren geweitet und ihre Schnurrhaare zuckten. ,, Es tut mir leid Schwalbenpfote..es tut mir so leid, aber wenn ich es dir sagen würde, könnte ich deine Reaktion nicht ertragen.." Wisperte Rotbrust und blitzschnell schaltete Schwalbenpfote. Ihre Augen wurden schmal und ihr Herz schien einen Moment zu stocken. Das Blut in ihren Adern gefror und ein eiskalter Schauder lief ihr den Rücken hinunter. Sie war nicht dumm und wusste genau was Rotbrust damit anzudeuten versuchte. ,, Sperlingflug..meine Mutter ist deine Tochter!" Fuhr es aus ihr heraus, lauter als sie wollte. Schnell presste sie die schmalen Lippen aufeinander und hoffte, dass es niemand auf der Lichtung draußen gehört hatte. Die Mentorin der Schilfpattkätzin nickte nur stumm und schaffte es immer noch nicht, ihr in die bernsteinfarbenen Augen zu blicken. Schwalbenpfote riss den Blick von ihr loß und kniff die Augen fest zusammen, als könnte sie so die Wahrheit ungeschehen machen. Schnell drehte sie um und flitzte aus den Heilerbau. Ihre Gedanken waren nicht bei den Katzen, die sie verwunderte ansahen als sie Hals über Kopf aus dem Lager rannte. Die Bäume wiegten wegen dem starken Wind hin und her, der Himmel hatte sich bezogen und graue Wolken verdeckten die sonst so helle Sonne. Erste Regentropfen klatschten der jungen Schülerin aufgrund ihres Tempos ins Gesicht und verursachten ein Gefühl wie tausende kleine Krallen, die ihr die Wangen zerfetzten. Doch all das nahm Schwalbenpfote nur verschwommen wahr, sie rannte und rannte bis sie nicht mehr konnte und sackte schließlich am Ufer des Flusses zusammen, wie ein kleines Häufchen Elend lag sie da und lauschte dem Plätschern des kühlen Wassers neben ihren Kopf. Ihre Augen waren geöffnet, aber sie konnte nichts sehen außer dem Bild der alten Heilerkatze, wie sie trauerte um Sperlingflug und ihren schon lange verstorbenen Bruder, Zeckenklaue. Wahrscheinlich wusste Sperlingflug nicht mal, dass Rotbrust ihre leibliche Mutter war. Schwalbenpfote rasten zu viele Gedanken durch den Kopf, als das sie sie zählen könnte. Einerseits war sie wütend auf Rotbrust, weil sie ihr nicht schon viel früher die Wahrheit gesagt hatte, andererseits fühlte sich auch mit der mürrischen Heilerkatze, da sie nun endlich verstand warum sie immer so komisch war, vor allem ihrer Familie gegenüber. Der Regen prasselte nun lautstark auf das Waldgebiet hinab und Schwalbenpfotes Fell war bereits klatschnass, doch in ihrer emotionalen Krise bekam sich nichts mit außer den Schmerz der ihr kleines, zerbrechliches Herz in millionen Stücke zu zereißen schien. War das gerade wirklich passiert?

Wildness is a killer | OLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt