Chapter 8

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Augenblicklich aktivierten sich alle meinen Instinkte und ich rannte los.

Wage nahm ich war, wie die Dornen meine Arme zerkratzten und eine meine Lippe schnitt. Sekunden später schmeckte ich den metallischen Geschmack von Blut, der sich langsam in meinen Mund ausbreitete.

Als ich mich durch den Busch durchgekämpft hatte, sprang ich über die Absperrung und rannte zu den alten, beschädigten Steinstufen, die zu den Klippen hinunterführten.

Zwei Mal fiel ich fast hin, als die losen Brocken unter meinem Gewicht abbrachen und mir für einen kurzen Augenblick den Boden unter den Füßen wegzogen.

Unten angekommen überlegte ich fieberhaft, was ich tun sollte. Ein Ast wäre nicht lang genug, um ihn da raus zu ziehen. Er war mindestens zwanzig Meter weit entfernt.

Verzweifelt sah ich mit an, wie ihn die Wellen immer näher zu den spitzen Felsen trieben und unter Wasser drückten.

Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, ging ich zwei Schritte nach hinten, nahm Anlauf und sprang.

Schmerzhaft zog sich meine Lunge zusammen, als das eiskalten Wasser meinen Körper umschloss.

Als ich meine Arme bewegte, um an die Oberfläche zu schwimmen, stach die Kälte wie kleine Messer in meinem Körper. Für einen Augenblick dachte ich daran mich einfach nicht mehr zu bewegen, aber der Gedanke an den Jungen ließ mich mich zusammenreißen und nach oben schwimmen.

Gerade als ich die Luft erreichte und sie gierig in meine schmerzende Lunge zog, brach über mir eine Welle zusammen und drückte mich wieder nach unten.

Wasser lief in meine Lunge und plötzlich brannte sie so stark, als hätte man ein Feuer in ihr entfacht.

Panisch versuchte ich wieder an Sauerstoff zu kommen, aber ich hatte die Orientierung verloren, wo oben und wo war. Auch als ich meine Augen öffnete, sah ich nichts als Schwärze und Finsternis.

Langsam begann mein Gehirn die Information zu verarbeiten, dass ich wahrscheinlich ertrinken und hier unten sterben würde.

Meine Arme begannen vor Kälte, Angst und Sauerstoffmangel unkontrolliert zu zittern, während der Druck in meinen Brust immer weiter stieg.

Plötzlich fuhr ein unbeschreiblicher Schmerz durch meinen Rücken, so als würde man mir jeden einzelnen Millimeter meiner Schulterblätter aufschlitzten.

Während ich von Schmerzen gequält die letzte Luft meiner Lunge aus mir heraus schrie, streckte ich meinen Rücken so gut es ging durch, um das grauenhafte Gefühl abzuschütteln.

Panisch strampelte ich mit Armen und Beinen, während der Schmerz immer unerträglicher wurde. Es fühlte sich so an, als hätte man meinen Rücken in Brand gesetzt und würde erbarmungslos auf ihm einstechen.

Das eiskalte Wasser um mich herum ließ meinen Körper taub werden. Ich merkte, wie meine Sicht zu flimmern begann und mein Körper Richtung Meeresboden sank.

Es war die Hölle.

Dann, ganz plötzlich, wurde ich von einem grellen, weißen Licht geblendet und kniff meine Augen zusammen.

Es war so hell, dass es mich selbst durch meine geschlossenen Augenlider zu blenden schien.

Auf meinen Trommelfeldern baute sich auf einmal ein starker Druck auf. Ich konnte nicht genau beschreiben was genau es war, aber es hörte sich wie ein schriller Schrei an, der von Sekunde zu Sekunde lautet wurde. Das Blut in meinem Kopf begann zu pochen und ich wollte mich schützend meine Ohren zu halten, doch so schnell wie das Geräusch und das Licht aufgetaucht waren, waren sie auch wieder verschwunden.

Für einen Augenblick lang fühlte ich gar nichts. Keine Gefühle keine Sinneswahrnehmungen, gar nichts.

War ich tot?

Langsam und vorsichtig öffnete ich meine Augen. Der Schmerz war vollkommen verschwunden, so als wäre er nie da gewesen. Dafür spürte ich aber etwas ganz anderes an meinen Rücken. Es fühlte sich stark und kräftig an.

Als ich meinen Kopf drehte, um über meine Schulter zu blicken, blieb mir die Spucke weg.

Von meinen Schulterblättern aus ragten riesige, prächtige Flügel. Geschockt streckte ich meine Hand nach hinten und tastete die silber schimmernden Federn ab.

Sie waren nicht so, wie man Federn normalerweise kannte. Die, durch welche ich gerade meine Finger fahren ließ, erinnerten mich viel mehr an Messerklingen.
Sie waren hauchdünn, trotzdem weich und ich spürte den Widerstand, den sie gegenüber dem Wasser leisteten.

Zwei mal kniff ich meine Augen zusammen und öffnete sie wieder, aber diese eigenartigen Flügel waren immer noch da.

Erst jetzt fiel mir auf, wie gut ich sehen konnte und, dass der Druck auf meiner Lunge verschwunden war.

Als ich nach unten blickte, erkannte ich die Korallen in zehn Meter tiefem, schwarzen Wasser und die Felsspitzen ein paar Meter von mir entfernt.

Erst jetzt zog der wild um sich herschlagene, kleine Körper meine Aufmerksamkeit auf sich und ich wurde wieder zurück in die Realität katapultiert.

Ohne lange darüber nachzudenken, wie es funktionieren könnte, schlug ich einmal mit den Flügeln und würde mit einer unfassbaren Kraft nach vorne gedrückt.

Mit zwei Flügelschlägen war ich bei dem Jungen angekommen, dessen Glieder allmählich schwach wurde und er langsam, aber sicher in Ohnmacht fiel.

Schnell schlang ich meine Arme um seinen Bauch und drückte ihn an meinen Körper, während ich auf die Fläche mit den Treppen zusteuerte.

Als ich mit ihm die Wasseroberfläche durchbrach, sah er mich für eine Sekunde lang mit geweiteten Augen an, bevor sie sich nach oben rollten und er kraftlos in meinen Armen zusammensank.

So vorsichtig, wie es ging, hiefte ich ihn auf die vorstehenden Felsen und ließ mich zurück ins Wasser gleiten. Unter Wasser mochten mir die Feder vielleicht eine Hilfe sein, aber an der Wasseroberfläche zogen sie wie betonschwere Gewichte an meinen Schulterblättern.

Ich startete noch einen Versuch, schwamm so nah es ging an den Vorsprung heran und versuchte mich an der Kante aus dem Wasser zu drücken.

Sobald die letzte Feder aus dem Wasser kam, fühlte es sich so an, als würde man leicht auf meinen Rücken eintrommeln und ich sah mit an, wie die riesigen Federn in meinen Schulterblättern verschwanden.

Durch den plötzlichen Gewichtsverlust wurde ich ruckartig zurückgerissen und fiel wieder ins eiskalte Meer.

Schnell versuchte ich nach oben zu schwimmen, als sich der wohlbekannte Druck in meiner Lunge langsam und dann immer schneller aufbaute.

Für eine Sekunde lang schnappte ich nach Luft, bis eine riesige Welle mich nach unten drückte.

Orientierungslos wurde ich durchs Wasser geschleudert, bis ich einen heftigen Schlag an meinem Hinterkopf spürte und plötzlich alles schwarz wurde.

The angel's featherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt