II. Ein seltsamer Morgen

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L.W.T

Wenn es nach mir ginge, wurden Hochzeiten in letzter Zeit viel zu oft thematisiert.

Erst die Eheschließung meiner Mutter mit ihrem langjährigen Lebensgefährten vor ein paar Monaten, jetzt der geplante Antrag von Liam an Sophia. Zu allem Überfluss wurde ich das dumme Gefühl nicht los, dass auch Danielle den ein oder anderen Traum bezüglich einer Hochzeit hegte. Immer öfters fand ich ein Weddingmagazin zwischen meinem Unikram oder durfte mir ihr theatralisches Seufzen anhören, wenn wir bei einem Spaziergang ganz zufällig an einem Schaufenster mit Brautkleidern vorbeischlenderten.

Dabei hatte ich keinen Plan wie sie auf diese absurde Idee kam, dass ich ihr demnächst einen Antrag machen würde. Danielle wusste, wie ich zum Thema Hochzeiten stand und um Gottes Willen, ich war erst 22. Da dachte man doch an alles, außer ans Heiraten!

Zumindest hatte ich das angenommen, bis Liam mich eines besseren belehrte.

Und anscheinend war ich auch nicht der einzige, der diese Ansicht teilte, denn am Frühstückstisch herrschte eiserne Stille. Niall hatte sein Besteck zur Seite gelegt und Harry seinen Apfel sinken lassen. Am meisten überraschte mich jedoch Eleanor, die stumm ihren halbvollen Teller von sich schob und den Blick senkte.

Ich runzelte daraufhin die Stirn, zeitgleich wie Liam das Ringetui zuschnappen ließ.

„Vielleicht ist es keine so gute Idee", murmelte er zur Antwort auf unsere Reaktion. Ich wandte meinen Blick von dem einzigen Mädchen unserer WG ab und sah zu Liam. Er stellte den Ring auf den Küchentisch und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wenn ihr schon so reagiert, wird das mit Sophia gewaltig nach hinten losgehen."

„Wir steigen aber nicht mit dir in die Kiste, also brauchst du uns nicht mit deiner Freundin vergleichen", sprach Harry als erstes. Über den Tisch hinweg griff er nach dem Ringetui und öffnete es wieder. Mit einem Schmunzeln betrachtete er den Klunker darin.

„Sie wird ja sagen, Liam", sagte er und strahlte dabei über das ganze Gesicht. „Als Sophias bester Freund nehme ich mir jetzt einfach mal das Recht heraus und verspreche dir das. Darauf verwette ich sogar mein Glückshemd."

Ich verzog mein Gesicht. Harrys ach so tolles Glückshemd war knallrot mit Milliarden dunkelblauen Sternchen darauf. Er hatte es selbst genäht und war der felsenfesten Überzeugung, dass dieses Teil ihm erst seinen Studienplatz verschafft hatte.

„Er hat Recht", schaltete sich jetzt auch Niall ein uns lächelte unseren Mitbewohner ermutigend an. „Was bitte spricht dagegen? Ihr seid ein tolles Paar, schon eine ganze Weile zusammen und außerdem wohnt sie doch eh schon fast hier. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du dich auch noch Dad nennen kannst."

„Bitte nicht", gab ich meinen Senf dazu und schüttelte unterstützend meinen Kopf. „Das hat noch eine ganze Weile Zeit. Ich will mein Studium nicht mit einem Schreihals in der Wohnung absolvieren müssen. Ein Antrag muss erstmal reichen."

„Das sagt ausgerechnet der Babyflüsterer unter uns", lachte Liam und brachte mich zum Schnauben.

Mochte sein, dass ich ein Händchen für Kinder hatte, aber das hieß noch lange nicht, dass ich in naher Zukunft selbst welche haben wollte. Wenn man sechs jüngere Geschwister hatte, wovon zwei gerade mal zwei Jahre alt waren, hatte man aber auch andere Wahl, als zu wissen, wie man mit Kindern umgehen sollte.

Wenigstens schien Liam sich wieder gefangen zu haben, denn der Ausdruck von Erleichterung zog sich über sein Gesicht. Und auch wenn ich selbst nicht die Meinung vertrat, dass man mit 22 bereits verheiratet sein musste, wollte ich ihm den Antrag – Kram nicht schlecht reden. Es war schließlich sein Leben und nicht meins.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 29, 2017 ⏰

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