Chapter One

36 6 2
                                    

Es war ein kühler Morgen, Raureif glitzerte im orangeroten Licht der aufgehenden Sonne und die Kiefern warfen lange, schwarze Schatten auf das Lager des Schattenclans.
Es war noch ruhig auf der Lichtung denn die meisten Katzen schlummerten noch friedlich in ihren Nestern aus Moos und Farn. Nur Schwalbenpfoten war schon wach, müde blinzelte sie sich den Schlaf aus den Augen und erhob sich schließlich schwerfällig aus ihrem Moospolster. Sie musste unbedingt ihr Nestmaterial wechseln, das Moos roch alles andere als frisch und der Farn war vertrocknet wie der Boden bei einer Hitzeperiode. Doch das hatte Zeit, wichtiger war es jetzt ihren Pflichten als Heilerschülerin nachzukommen. Sie hatte gestern Nacht nicht alles geschafft und wollte nun vor dem Erwachen ihrer Mentorin den Rest schaffen. Kurz verweilte sie dort wo sie stand, beobachtete wie die Sonne hinter den Bergspitzen weit entfernt von den Clanterritorien aufging und das Land in einen purpurnen Farbton tauchte. Dann schüttelte die kleine, schlanke Kätzin mit dem bunt gefleckten Fell jedoch ihren Kopf und machte sich an die Arbeit. Als erstes entschied Schwalbenpfote sich für den Schachtelhalm, die guten Stängel mussten von den schlechten beziehungsweise verfaulten und unverwendbaren getrennt werden. Da sie am Abend schon damit begonnen hatte, dauerte diese Prozedur nur ein paar Minuten. Etwas länger würde das Sortieren der Katzenminze dauern, da war die Heilerschülerin sich sicher. Bald schon würde die Blattleere über des Land der vier Clans hereinbrechen und den Wald, das Moor und die Sumpflandschaft in ihren eisigen, unerbittlichen Klauen halten. Die letzte Blattleere hatte der Schattenclan hohe Verluste eingebüßt, weil es zu wenig Katzenminze gegeben hatte und die restliche durch den Schnee erfroren war. Selbst die anderen Clans hatten nach Schwalbenpfotes Wissen ein paar Katzen an den Grünen Husten verloren weil Kräuter nur rarr gewesen waren. Der schildpattfarbenen Heilerschülerin fröstelte es allein bei dem Gedanken an die vielen Krankheiten und die Kälte, die die Blattleere mit sich brachte. Konnte es nicht einfach das ganze Jahr über warm sein? Klar, auch wenn die Sonne das Land die ganze Zeit mit ihren hellen Strahlen wärmen würde, Krankheiten gab es immer, aber eigentlich gab es bis auf zwei oder drei keine die den Grünen Husten übertreffen konnte. Über das Klima konnte niemand entscheiden, nicht Schwalbenpfote, nicht die Anführer der Clans und auch nicht der Sternenclan der sonst das Leben der Clankatzen auf eine ganz bestimmte Art und Weise leitete. Außenstehende wie Streuner und Hauskätzchen mochten nicht verstehen warum die Mitglieder der vier Clans an einen Haufen toter Katzen glaubten, doch für Schwalbenpfote und die anderen waren sie viel mehr als das.

Wildness is a killer | OLDWhere stories live. Discover now