Part 22

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"Können Sie nicht klopfen?!", werde ich sofort angebellt, als ich die Tür noch nichtmal richtig geöffnet habe. Na toll, damit habe ich mich noch mehr in die Scheiße geritten.

Sofort schrecke ich hoch, stelle mich gerade hin und sage mit starren Blick: "Verzeihen Sie, Sir. Ryan Thompson meldet sich bei Ihnen."

"Ach ja. Rühren!", sagt er ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Sofort löst sich die Spannung in meinem Körper und ich kann wieder durchatmen. Die Anspannung und Angst bleibt jedoch sehrwohl in meinem Inneren.

Er blättert weiter in seinen Unterlagen. Sein Schreibtisch ist ein einziger Saustall, unfassbar wie er sich da zurecht findet. Aber ich weiß, dass er diesen scheiß Papierkram noch nie mochte. Er war immer lieber an forderster Front bei seinen Männern, als hier in diesem stickigen Büro zu sein.

Die Luft steht in diesem Raum, was es mehr wie eine Sauna wirken lässt als wie ein Büro.

"Hinsetzen!", lautet sein nächster Befehl. Der Mann kann wirklich nur in Befehlen reden. Ob er sich das zu Hause bei seiner Frau auch traut?

Entschlossen setze ich mich auf den Stuhl vor seinem Tisch. Diese Entschlossenheit ist einzig und allein nur Show. Innerlich zittere ich vor Angst, aber er hat uns immer gesagt wir dürfen dem Feind keine Angst zeigen. Momentan ist er der Feind.

Er klappt seine Akte zu, legt die Ellbogen auf die Tischplatte und verschränkt die Hände. Sein Blick ist starr auf mich gerichtet. Es ist so einschüchternd. Bis jetzt hatte ich immer nur enormen Respekt für den Mann vor mir, aber jetzt scheint sich dieser Respekt eher schon in Angst umzuwandeln.

"Sie wissen weshalb Sie hier sind, Thompson?", fragt er mich und seine tiefe Stimme hallt durch den Raum und lässt meine Knochen beben.

Ich zögere mit meiner Antwort. Wenn ich jetzt die Sache mit dem Kinderheim nenne und die ist es nicht, dann reite ich mich doch nur noch tiefer in die Scheiße. Aber wenn ich jetzt nichts sage kommt es so rüber, als würde ich mich wie Gott fühlen, der gar keine Fehler gemacht hat.

Gerade als ich meinen Mund öffne um mich rauszureden, werde ich von ihm unterbrochen. Gott sei dank.

"Wo zum Teufel sind Sie nur mit ihrem Kopf?", schreit er mich schon fast an, "Ich habe Informationen darüber erhalten, dass sie jeden Tag zu diesen Kindern in den Südteil gehen."

Seine Stimme ist verächtlich, er scheint diese Kinder als Abschaum zu halten. Wut kocht in mir hoch, aber ich kann ihm nicht die Meinung geigen oder eine in die Fresse schlagen. Er ist und bleibt mein "Boss" und hat die Macht über meine Zukunft.

"Sir bei allem Respekt... Ich bin bei diesen Kindern nur, wenn wir sozusagen Feierabend haben.", versuche ich mich zu verteidigen und ihm meine Seite zu erklären.

Er schüttelt den Kopf: "Dann sollen sie sich ausruhen! Nicht babysitten! Herr Gott, uns kann jeden Moment das Dach weggeblasen werden und dann müssen Sie sofort bereit sein und nicht im Sandkasten sitzen!"

Seine Stimme ist laut und voller Vorwürfe. Meine Fassade fängt an zu bröckeln. Er hat Recht. So schwer es mir fällt, aber ich muss es nunmal zugeben.

Er atmet tief durch und redet dann weiter: "Sie wissen sehrwohl, dass eine Sekunde der Unaufmerksamkeit dafür sorgen kann, dass sie in tausend Teile zerfetzt werden können. Außerdem können Sie ihre Kameraden in Gefahr bringen. Und dass lasse nicht zu. Nicht unter meinem Kommando!"

"Ja Sir. Sie haben aboslut Recht.", sage ich und vermeide es auf den Boden zu starren wie ein kleiner Junge, der beim Süßigkeiten klauen erwischt wird. Ich fühle mich wie in der Zeit zurück versetzt. Wie vor 10 Jahren, als mich die alte Ladenbesitzerin vom Dorf an den Ohren zu mir nach Hause gezogen hat um mich bei meiner Mama zu verpetzen, weil ich eine Tafel Schokolade geklaut habe. Hass war alles was ich für diesen alten Drachen empfunden habe...

"Und ihre Aktion damals im Heim selbst, wo sie meinen Befehl verweigert haben... Das war eine ungehöre Frechheit! Ich hätte Sie gleich da suspendieren lassen sollen, Thompson!.... Sie wissen, dass ich so ein respektloses Verhalten nicht dulde!", schreit er mich wieder an.

Und da ist es... meine größte Angst scheint sich zu bewahrheiten. Er will mich suspendieren. Mein Leben ruinieren, mich auf die Straße werfen. Es wäre eine Gnade hier erschossen zu werden, anstatt unehrenhaft Entlassen in die USA zurückzukehren.

Jetzt kann ich nichts mehr sagen, was ihn umstimmen wird. Er hat mein Schicksal in der Hand und ich kann es nur noch so hinnehmen. Selbst wenn ich Beschwerde gegen seine Entscheidung einlegen würde, wäre mein Zurückkehren in die US Marines eine einzige Qual, weil man von allen Seiten sozusagen "rausgemobbt" wird. Ich habe es selbst schon bei ein paar Kameraden mitbekommen.

Es kommt mir vor wie Stunden, bis er fortfährt: "Also... Ich habe mich dazu entschieden Ihnen eine Verwarnung zu geben. Die Einzige! Noch so eine Aktion und Sie können in den USA bei den ganzen Fast Food-Ketten anheuern.

Aber lassen Sie mich eines sagen, wenn ich mitbekomme, dass sie auch nur noch einmal in der Nähe von diesem Kinderheim sind, dann werden fristlos suspendiert! "



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Ich würde mich über eure Meinung in Form von Kommentaren freuen :)❤





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