Mike lachte laut, schon fast singend und klopfte mir auf die Schulter. "Herrlich! Du hast einen tollen Humor, mein Lieber."

Ich grinste schräg und versuchte mich so gut wie möglich zu lockern, denn nichtdestotrotz ging es in diesem Gespräch um meine nahe Zukunft. Irgendwelche anderen Gedanken durften schlichtweg keinen Platz in meinem Kopf einnehmen.

Erwin hatte ebenfalls gelacht, aber wohl eher erleichtert darüber, dass ich nicht ausgeflippt bin.
"Aber Sie müssen gestehen, seine Grösse ist das, was ihn wohl am Meisten auszeichnet. Mal abgesehen von seinem Talent.", fügte er hinzu und Mike lachte ein weiteres Mal.

Okay, nur weil ich einmal einen Witz über mich gerissen habe, hiess das noch lange nicht, dass du das gleiche Recht dazu hast!

"Und bei dir sind es wohl die Augenbrauen, hm?", sagte ich ernster als gewollt und der Blick war so bitter wie die Worte, welche ich zugleich aussprach.

Mike konnte sich nicht mehr halten vor lachen, aber Erwin schien meine Intention verstanden zu haben, grinste mich aber nur neckend an.

"Ich sehe schon, ihr versteht euch wohl blendend!", stellte Mike fest und strich sich kurz mit dem Zeigefinger unter das Auge.

"Wie Pech und Schwefel, Sir.", antwortete ich wieder mit einem schrägen Grinsen, welches ausnahmsweise echt war.

"Es ist schon fast schade, dass ich dich als meinen Schüler nehmen werde.", meinte Mike so beiläufig, dass ich es fast auch so gelassen entgegengenommen hätte.

Meine Augen weiteten sich und mein Mund fiel auf. Es war kurz still zwischen uns dreien, bis ich mich fasste. "Entschuldigung. Ich glaube, ich habe nicht recht gehört-"

"Oh doch, mein Lieber.", unterbrach mich Mike und nickte kurz zu Erwin. "Wir haben es schon besprochen und meine Entscheidung stand schon, als du die ersten Töne gespielt hast. Ich möchte dich als meinen Schüler haben, Levi."

Ich konnte mein Glück gar nicht fassen.
Mir schien das Ganze so surreal.
Ich fühlte mich wie in einem Traum.
Ein Traum, der nicht enden durfte.

Doch es war kein Traum.
Es war die Realität.

"Hier ist meine Visitenkarte.", sagte Mike und streckte mir ein minimalistisches, kleines Kärtchen entgegen. "Dort steht meine Nummer und meine Adresse. Wenn du dich entschieden hast, kannst du mir jederzeit anrufen. Ich muss jetzt leider los."

Ich wusste nicht, was in mir geschah? als ich zögerte. Abertausende Mal habe ich mir genau dieses Gespräch, genau dieses Angebot und genau diese Visitenkarte vorgestellt.
Und in keiner dieser Träume hatte ich damit gerechnet das ausgerechnet ich, zögerte.

Ich wollte meine Hand ausstrecken. "Ich nehme ihr Angebot an.", wollte ich sagen. Aber ich konnte nicht. Diese Worten schmeckten bitter und sauer zugleich. Ich hätte sie ausspucken müssen, damit sie rauskämen.

"Es war schön dich kennenzulernen, Levi. Ich hoffe, ich werde mehr von dir hören."

Bitte was?

Wann habe ich die Visitenkarte engegengenommen?

"Die Freude ist ganz meinerseits.", presste ich mühsam raus und schüttelte seine Hand bevor er sich umdrehte und ging.

Another Life || ereriWhere stories live. Discover now