Kapitel 10: Kassette 1/Seite A

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„Wir sehen uns später Gaston.“

„Simon!...Bin ich auf der zweiten Seite?“ fragte ich, aber er ging einfach.
Wäre auch zu schön gewesen wenn er geantwortet hätte. Ich guckte um mich und sah diese ganzen Gesichter und diese Plätze...was wieder eine Erinnerung oder ein Flashback zusammen mit Nina auslöste.

„Hey Helmchen. Isst du mit mir?“ fragte sie und stand mit ihrem Tablett und ihrem Essen darauf vor meinem Tisch.

„Ehh...ich habe Geometrie-Hausaufgeben.“

„Macht mir nichts.“ sagte sie und setzte sich gegenüber von mir hin.

„Also...Kommunikations-Unterricht. Wirklich? Mrs.Coppa hat doch keine Ahnung wie wir uns fühlen. Ich würde es am besten finden, den Grund des Streits beim Namen zu nennen. „Entschuldigung,aber du hast meine Gefühle verletzt.“ So in etwa.“

„Ich fand den Ansatz ganz gut.“ gab ich zu und versuchte möglichst wenig Augen-Kontakt aufzunehmen.

„Hast du jemals in deinem Leben einen Streitpunkt direkt angesprochen? Hattest du überhaupt jemals so etwas wie einen Streit?“ fragte sie.

„Ja. Klar doch. Oder... ich weiß nicht. Sozial auffällig zu sein hat seine Nachteile.“ gab ich zu und guckte wieder auf meine Geometrie-Hausaufgaben.

„Du bist doch garnicht sozial auffällig.Ich glaube du bist verängstigt. Du wartest auf etwas.“

„Ja, manchmal ist es besser zu warten.“ sagte ich und sah sie an. Ich wünschte ich hätte es nicht gesagt. Ich wollte es eigentlich auch garnicht sagen, es ist mir eher so rausgerutscht.
Nina sah mich etwas verletzt oder erschrocken an, womöglich auch beides.

„Wow...okay, das heißt was?“

„Nur das...ehm..garnichts. Ich meine...“ versuchte ich das ganze irgendwie wieder hinzubiegen.

„Entschuldige mich, aber du hast meine Gefühle verletzt.“ sagte sie, stand auf, nahm ihren Rucksack und ließ mich mit meinen Hausaufgaben und dem ganzen Essen hier sitzen.

Nina!“ sagte ich, aber sie ging weiter, richtete ihre Haare und ihren Rucksack.

„Ein Gerücht über einen Kuss hat eine Erinnerung zerstört von der ich hoffte sie würde etwas ganz besonderes sein. Tatsächlich hat sie einfach alles kaputt gemacht. Wie ihr bald sehen werdet. Und Sebastian? Bleib dran, ich bin noch nicht fertig mit dir.Ich weiß, du wolltest mich sicherlich nicht enttäuschen. Sicherlich hattet ihr alle die jetzt zuhören keine Ahnung was ihr da anrichtet. Aber ihr werdet es noch herausfinden.“

Ich ging durch die Flure und sah Sebastian, mit Jacke und Rucksack in der Hand, Rey folgend.
Im nächsten Klassenraum sah ich Delfi, wie sie zu erst zu mir guckte und dann schnell auf ihre Arbeit. Kurz fragte ich mich ob sie auch auf einer der Kassetten ist, Oder wer überhaupt die anderen Gründe und Personen für Nina's Tat sind. Dann drehte ich mich um und sah sie. Nina. Mit ihren schwarzen, langen, glatten Haaren, der roten Brille, ihrer weißen, locker-sitzenden Bluse,der blauen leicht verwaschenen Jeans und ihren geliebten Schnür-stiefeln die bis zum schien-bein gehen. Sie stand einfach nur im Flur und ich konnte meinen Augen nicht trauen. Das Mädchen, was mir seit Monaten, nun verstärkt Wochen, nicht mehr aus dem Kopf geht, steht mir im Flur unserer Schule gegenüber und sie machte nichts. Garnichts. Okay, Ich tat auch nichts aber ich hatte ja auch die Einbildung eines Toten, wundervollen Mädchens, was gemobbt und verletzt wurde. Natürlich ist das eine Illusion oder eine Halluzination, aber ich konnte nicht einmal froh sein sie zu sehen. Ich war viel mehr...traurig und fühlte mich schlecht. Ich stand einfach da und Nina- oder die Halluzination von Nina vor mir- begann zu lächeln und ich konnte rein garnichts machen. Durch ihr Lächeln fühlte ich mich noch schlimmer. Ich war einer der 13 Gründe, warum sie Selbstmord beging.
Ich zeigte keinerlei reaktion, was hätte ich auch machen sollen? Ich war einfach wie erstarrt.

Plötzlich klingelte es und die ganzen Schüler verließen die Räume, liefen den Flur entlang, aber mein Blick blieb noch bei Nina hängen. Diese ist aber genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen war und ich war wieder mit diesem üblen Gefühl alleine. Ein Gefühl was mir dadurch beschert wurde, das ich ein Grund für Nina Simonetti's Selbstmord bin.

13 Reasons Why - GastinaOù les histoires vivent. Découvrez maintenant