Girl Love || One Shots

T-Shirt im Regen

Ein Morgen wie jeder andere, der Bus zur selben Zeit, der gewohnte Platz, Treppe des Doppeldeckers nach oben, die 5. Reihe von hinten am Fenster, Kopfhörer waren in den Ohren, wie schon gestern, das einzige was wechselte waren die Lieder die spielten, die Stimmung und Kleidung des Mädchens, das Wetter. Jessica genoss die Fahrt zur Schule, heute jedenfalls. Draußen regnete es in Strömen und sie lehnte ihre Schulter an die kühle Scheibe, starrte durch den Regelschleier, ihr Lieblingswetter. Sie schloss die Augen für einen Moment, der zu lange war um als Zwinkern durchzugehen. Als sich ihre Lieder wieder öffneten fing ein rennender Fleck auf der Straßenseite gegenüber ihre Aufmerksamkeit. Da versuchte wohl jemand den Bus zu bekommen. Sie wischte über die beschlagene Scheibe und aus dem Fleck wurden die unscharfen Umrissen einer Person in einer blauen Hose und einem gelben Oberteil. Die Person überquerte die Straße und entzog sich Jessicas Blickfeld. Es dauerte noch einige Momente bevor der Bus die Türen schloss, sie nahm an „Person" war eingestiegen. Wie um ihren Gedanken zu bestätigen hörte man jemanden die Treppe hinaufkommen. Jessica war neugierig geworden und versuchte nun so unauffällig wie möglich einen Seitenblick auf die Person zu erhaschen. Das stellte sich als leichter heraus als erwartet, denn „Person" saß schräg hinter ihr auf der anderen Seite des Ganges. „Person" war ein Mädchen in etwa Jessicas Alter. Die blonden Haare des Mädchens klebten ihr feucht in Stirn und Nacken, sie war vollständig durchweicht. Jessicas Blick wanderte über den zitternden Körper des Mädchens und-

Wie blöd kann ein Mensch sein? Das Mädchen war nass bis auf die Knochen, nicht ihre Schuld das Wetter war unbarmherzig, aber bei so einem Wetter in nichts als einem T-Shirt rauszugehen? Das war nun doch nicht die klügste Idee. Jessica sah sich um. Sie selbst trug einen Pulli über einem langärmeligen Shirt, hatte allerdings auch noch eine Regenjacke die sie warm und vor allem relativ wassergeschützt hielt. Hinzu kam ein, in weiser Voraussicht, eingepackter Regenschirm. Sie suchte ihr Kopfhörerkabel zusammen und zog ihr Handy aus ihrer Jackentasche und legte es neben sich auf den Sitz. Dann streifte sie ihre Jacke ab und schlüpfte aus ihrem Pulli. Schnell zog sie sich die Jack wieder über und steckte ihr Handy zurück in die Tasche. Das getan, näherte sich Jessica sich dem Mädchen, diese war viel zu sehr mit Zittern beschäftigt und bemerkte Jessica nicht einmal als diese direkt vor ihr stehen blieb. Also tippte sie dem Mädchen auf die Schulter. Erschrocken blickte sie hoch. „Hey, uhm, Ich habe gesehen das du zitterst wie Espenlaub und ich habe meine Jacke, also wollte ich dir meinen Pulli anbieten." Im nächsten Moment wünschte sich Jessica nichts mehr als eine Kamera. Der Gesichtsausdruck von dem Mädchen war eines der niedlichsten Dinge die sie je gesehen, sie sah so aufrichtig überrascht und dankbar aus. „Wenn das wirklich okay ist." Jessica schüttelte den Kopf in Unglauben. „Du kannst kaum sprechen, weil deine Zähne klammern, du brauchst diesen Pulli um EINIGES mehr als ich. Warum bist du überhaupt im T-Shirt rausgegangen?" Das Mädchen knickte ein und wollte gerade antworten, doch Jessica unterbrach sie. „Reden kannst du später, erstmal Pulli." Und drückte ihr den Pulli ins Gesicht. Das Mädchen lachte und Jessica musste sich stark davon abhalten nicht laut aufzuseufzen, wie konnte ein Mensch so NIEDLICH sein? Während dessen hatte sich das Mädchen in den Pulli geschmuggelt und versuchte gerade unauffällig unter dem Schutz der zweiten Lage Stoff ihr T-Shirt auszuziehen. Das geschafft hielt sie das Stück Stoff mit Fingerspitzen von sich. Sie lachte. „Damit könnte man etwas Wischen, das ist so nass es könnte genauso gut ein Lappen sein." Jessica schüttelte schmunzelt den Kopf, als sie plötzlich angestarrt wurde. „Ist irgendwas?" Das Mädchen schüttelte heftig den Kopf. Jessica wollte nachhaken, doch sie wurde unterbrochen bevor sie ansetzten konnte. „Ich bin Marie, und du?" „Jessica." „Jessica... schöner Name." Jessica lächelte schief. Das war ein Kompliment was sie selten bekam. „Nun, Jessica, dürfte ich möglicherweise deine Nummer einspeichern." Marie zwinkerte. „Ich muss schließlich den Pulli zurückgeben und mich revanchieren." Marie lachte über den Jessicas Gesichtsausdruck. „Ja, ja lach du nur. Sag mir Bescheid, wenn du so weit bist, dann sag ich dir meine Nummer. Wehe ich krieg den Pulli nicht wieder!", drohte sie halb im Spaße. Augenblicklich verstummte Marie und zog ihr Handy hervor und schaute aufmerksam zu Jessica hoch während diese ihre Nummer diktierte. Für den Rest der Fahrt setzten sich Marie und Jessica zusammen und lernten sich ein wenig kennen und wie sich herausstellte hatten sie dasselbe Ziel, dieselbe Schule. Was Jessica die Gelegenheit gab Marie mit sich unter einen Regenschirm zu zwingen, sie musste nicht nochmal nass werden.

Am späten Nachmittag desselben Tags fand sich Jessica frisch geduscht in einem etwas zu großen Pulli und nassen Haaren auf der Couch in eine Decke gekuschelt Tee schlürfen und den Regen der gegen die Scheibe prasselte genießend. Zugegebenermaßen ihr war ein wenig langweilig, umso froher war sie als ihr Handy vibrierte.

[unbekannte Nummer] Hey hier ist Marie, ich wollte mich nochmal melden und für den Pulli bedanken J

Sie antwortet schnell, bevor sie Marie einspeicherte

[Mädchen mit gutem Pulli Geschmack] Kein Problem! Kannst ihn mir ja morgen früh geben, wenn wir wieder im selben Bus sind 😉

[Dummkopf ohne Regenjacke] Klingt nach 'nem Plan. Es war übrigens mein voller Ernst das ich mich revanchieren wollte. Wie könnte ich meiner Retterin eine Freude machen

Vor ihrem Bildschirm kroch ein Lächeln auf Jessicas Lippen und eine leichte Röte auf ihre Wangen. Ihr kam ein Gedanke und sie tippte drauf los. Zögernd starrte sie auf die Nachricht, ihr Finger schwebte über der Sendeoption, doch bevor es dazu kam schmiss Jessica ihr Handy von ihr, als hätte es sie persönlich beleidigt. Sekunden später krabbelte sie nach vorne um ihr Handy wieder hochzunehmen. Zu ihrem Grauen hatte das Schicksal ihre Aufgabe für sie erledigt und die Nachricht verschickt.

[Mädchen mit gutem Pulli Geschmack] Nun, ich mag kostenlosen Kuchen und würde mich über Gesellschaft freuen...

Bevor Jessica Panik bekommen konnte bekam sie eine Antwort.

[Dummkopf ohne Regenjacke] Ich würde mich freuen dich einladen zu dürfen. ;D

[Mädchen mit gutem Pulli Geschmack] Da freue ich mich drauf!

Jessica grinste. Sie konnte es kaum erwarten ihren Pulli wiederzubekommen...

und eine Antwort auf die Frage warum man im Regen im T-Shirt rausgehen sollte!