Mein Kopf war so voll und zur selben Zeit wie leer gefegt. Ich sah wieder auf den Text, den ich als Trauerrede geschrieben hatte, um weitermachen zu können. Ich atmete durch und schluckte den Klos in meinem Hals hinunter.

„Ohne ein zweites Mal nachdenken zu müssen, kann ich mit absoluter Sicherheit sagen, dass Vicky das Beste war das mir in meinem Leben passiert ist, und wahrscheinlich auch das Beste was mir hätte passieren können. Ich denke ich spreche hier für viele, wenn nicht, für alle, wenn ich sage Victoria Vantoch war das, was man heutzutage ein Wunder nennt und hat definitiv Besseres verdient. Ich lieb-....ich liebe sie und ich werde es immer tun genauso wie ich sie immer in Erinnerung halten; hoffentlich nicht für immer mit Trauer, sondern mit Freude. Ich bitte euch alle, wenn ihr an Vicky denkt, euch an sie und ihre Zeit erinnert, seid nicht traurig sondern freut euch. Seid glücklich über das, was sie getan und geleistet hat und freut euch, dass sie nun da ist, woran sie immer geglaubt hat: „Sobald man seinen Lebenszweck erfüllt hat und man das vollbracht hat, wofür man bestimmt war, holt Gott seine Engel zurück zu sich ins Paradies und sendet andere Engel, die andere aber genauso bedeutsame Taten vollbringen und die Welt zu einem schöneren Ort machen."

So sagte sie es immer und so hat sie mich und unsere Kinder immer getröstet und uns neue Hoffnung gegeben, es bestärkt mich nur zu sagen Vicky war und ist schon immer ein Engel und sie wird es auch immer sein. Selbst wenn sie nicht mehr unter uns weilt, ihre Taten soll niemand vergessen, sondern immer in Erinnerung halten, denn so wie sie war, wird es kein anderer sein.", ich blickte noch einmal in die Runde, dann zum Pfarrer und nickte ihm zu. Mit meinem beschriebenen Blättern ging ich von vorne zum Sarg, in dem meine verstorbene Frau lag, daneben ein Portrait von ihr, das sie strahlend und glücklich zeigte, so wie ich sie mir vorstellte, wie sie in ihrem Himmel nun wunschlos glücklich war. Wieder unterdrückte ich mir die Tränen und ein Schluchzen, presste die Lippen aufeinander und schniefte, bevor ich meinen Kopf hängen ließ und zu Liv und meinen Kindern setzte.

Den restlich Reden, Gebeten und Worten des Pfarrers hörte ich gar nicht mehr zu. Der Trauerzug zu Vicky's Grab, wo man ihren Sarg in die Erde sinken ließ, alle daran vorbei gingen und Blumen mit ins Grab zu legen oder Weihwasser auf dem Sarg zu verteilen, es zog sich ewig, dabei waren keine 30 Leute hier.



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An diesen Tag erinnerte ich mich noch, als sei es gestern gewesen, dabei war es schon über ein halbes Jahr her. Dass ich mich wieder detailgetreu daran erinnerte wollte ich eigentlich gar nicht, es hat sich nur so extrem in meine Gedanken eingebrannt. Wahrscheinlich da ich gerade in der Woche alle Szenen aus Staffel zwölf fertig gedreht und damit viel Freizeit hatte. Ich hatte eine Pause von fast drei Monaten, aber mein Agent und auch Robert sagten es wäre nur gut für mich. Zeit mit der Familie verbringen und das alles. In den letzten sieben Monaten war einfach so viel passiert, es war unglaublich.

Ganz in Gedanken, legte ich das Buch in meiner Hand locker über meine Oberschenkel. Auf der Couch, mit dem Beinen ausgestreckt und meinem Ellbogen auf der Armlehne abgestützt, würde ich mittlerweile fast jeden Abend einschlafen, wenn Jensen mich nicht jeden Abend auf die Uhrzeit aufmerksam machen würde. Eigentlich blieb ich absichtlich so liegen, bis er mich ins Bett rief, es war eine Art Ritual geworden, dabei lebte er noch gar nicht solange hier. Ich wartete noch, bis ich hörte, wie Jensen aus dem Badezimmer und die Treppe hinunter kam, in Boxer und T-Shirt mit noch nicht ganz trockenen Haaren.

„Hey, hast du mich etwa schon erwartet?", grinste er und schnappte sich das Buch aus meiner Hand. Irgendein Krimi, ich wusste gar nicht welcher. Er beäugte ihn kurz, drehte das Buch in seinen Händen und stellte es zurück ins Bücherregal. „Hey, ich hab mir die Seitenzahl nicht gemerkt.", bemerkte ich, tat aber weiterhin nichts. „295, aber gelesen hast du wahrscheinlich eh nicht, oder?", er drehte sich wieder zu mir und zog eine Augenbraue hoch. „Ja.", gab ich apathisch zu und seufzte, woraus ein Gähnen wurde und streckte mich dazu. „Ich geh schlafen, kommst du auch?", fragte Jensen und wandte sich schon zum Gehen. „Du musst mir zuerst sagen, wie spät es ist.", wies ich ihn an. „Sonst gilt es nicht.", war die Begründung dazu, als Jensen mich fragen ansah. Er blickte kurz nach links, da er von da aus, wo er stand, die Standuhr sehen konnte. „Zwanzig nach elf. Jetzt komm schon, morgen müssen wir wieder ans Set.", das Argument war gültig und brachte mich dazu, die Stehlampe neben der Couch auszuschalten und aufzustehen. Erst jetzt merkte ich, wie die Müdigkeit schon meinen Körper eingenommen hatte und brauchte einem Moment, bis ich gehen konnte. Jensen war schon gegangen, ich schaltete noch alle Lichter aus und schloss die Haustür ab bevor ich Jensen ins Schlafzimmer folgte, mich umzog – wobei Jensen's Blicke komplett an mir vorbei gingen – und mich zu ihm ins Bett legte. Es dauerte kaum zwei Minuten, bis ich mit einer angenehmen Wärmequelle neben mir einschlief.



Tbc


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