-2- | PoV Jared

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Wow. Es war echt seltsam zu sehen, dass Jensen alles um sich herum vergaß, wenn es um Misha ging. Er versuchte immer es wieder herunterzuspielen und meinte Misha sei nun mal ein sehr guter Freund der ihm besonders am Herzen liege. Nach einem skeptischen Blick beteuerte er aber, dass er nicht anders handeln würde, wenn es um mich ginge. Ich glaubte ihm sogar...teilweise. Ich bezweifelte natürlich nicht, dass er sich um mich sorgen würde, aber dass er bei mir so panisch werden würde konnte ich mir nicht vorstellen.

Ich will ihm ja nichts unterstellen oder vorwerfen, schließlich konnte er nichts dafür, wen er mochte und wen nicht, beziehungsweise wen er mehr mochte und wen weniger. Und jemand anderes konnte da erst recht nichts machen. Trotzdem war die Bindung zwischen Jensen und Misha offensichtlich etwas...intimer? Naja nicht wirklich, aber sie standen sich wirklich sehr nah, das konnte jeder Außenstehende sehen.

Während meinem Gedankengang lief ich wieder zum Set. ,,Hey, ähm...ich glaube wir müssen erstmal ohne die beiden weiter machen.", machte ich mich bemerkbar. ,,Was? Was soll das bitte heißen, Padaleski? Wir können nicht einfach ohne sie weitermachen! Die ganzen nächsten 15 Minuten der Folge bestehen aus den beiden!", schrie der Regisseur rum. Wer war der Kerl eigentlich? Irgendein Ersatz für Bob, weil der heute nicht kommen konnte? Ich hab gehört er macht seinen Job gut, aber als Person sei er ein Arschloch. Und er war eins.

,,Erstens: Pada-lecki. Mein Name ist Jared Padalecki. Zweitens: Misha hat gerade so was wie einen Nervenzusammenbruch, er wird jetzt also mit Jensen schön in seinem Wagen bleiben bis er sich wieder gefasst hat und mit absoluter Sicherheit auch wirklich weitermachen kann. Und außerdem...die Folge dauert noch etwas länger als 15 Minuten, also drehen Sie doch erstmal die Szenen ab, in denen die andern beiden nicht  vorkommen. Wie wär's?", versuchte ich möglichst ruhig und höflich zu bleiben, trotzdem betonte ich einige Silben oder Wörter, sprach mit einer Prise Sarkasmus und ließ mit meinem Tonfall keine Widerrede zu.

,,Na gut...", brachte er knurrend hervor während er sich von mir wegdrehte. ,,Also, wie geht es nach dem Gespräch der beiden weiter?", rief er übers halbe Set. Mehr hörte ich aber auch nicht, da ich mich aufmachte und erstmal Kaffe und eine Kleinigkeit zu essen holen wollte. Dabei beeilte ich mich selbstverständlich nicht, immerhin wollte ich Zeit schinden. Ich zückte mein Handy aus meiner Hosentasche und öffnete WhatsApp, direkt danach den Chat mit Jensen.

Hey kumpel ich hol kaffee und ne kleinigkeit zu essen. Schreib mir wenn ich mich beeilen oder mir zeit lassen soll

tippte ich auf dem Weg in das kleine Café in der Nähe vom Set. Etwas später dort angekommen wartete bis die Kunden vor mir bedient wurden.

,,Wiedersehen! ...Bitteschön?", wurde ich von der mir schon bekannten Kassiererin aus meinen Gedanken gezogen. Ich hob meinen Blick ruckartig und erwiderte ihr freundliches Lächeln. ,,Hi, ähm...erstmal drei Kaffee zum mitnehmen und dann....", ich überlegte und ließ meinen Blick langsam über die Auswahl schweifen. Es gab so viel und irgendwie trotzdem absolut nichts, das ich Misha jetzt anbieten könnte. Während die junge Frau hinter der Theke sich der Kaffeemaschine zugewandt hatte, suchte ich beinahe verzweifelt nach etwas passendem. Ein Schokomuffin oder doch lieber ein belegtes Brötchen? Die Entscheidung wurde mir abgenommen als ich durch ein Vibrieren auf mein Handy aufmerksam wurde und auch sofort die Nachricht von Jensen las.

Nimm für Misha lieber ne heiße schokolade und das essen für ihn kannst du dir auch sparen. Er ist völlig fertig kaffee wird ihm da nicht so gut tun und ich glaub sobald er einen bissen zu sich nimmt kommt alles von gesternabend wieder zum vorschein. Wäre lieb wenn du aber mir nen kaffee mitbringst das geld geb ich dir dann.

Ich schaute auf und sah wie die Bedienung gerade den dritten Kaffeebecher unter den Ausguss schob. ,,Hey, hey einen Moment!", sie drehte sich zu mir und schaute mich verwirrt an. ,,Statt dem dritten Kaffee, mach' mir doch bitte noch eine heiße Schokolade.", bat ich und lächelte entschuldigend. ,,Ähm, klar doch. Kein Problem!", strahlte sie zurück. ,,Darf es sonst noch etwas sein, Mr. Padalecki?" Hach, ich fand es toll wie sie mich einfach wie einen normalen Kunden bediente. ,,Nein danke, Ally.", ja, ich nannte sie bei ihrem Vornamen, aber nur weil sie mich darum bat, als wir uns das erste Mal begegnet waren. Es war ihr erster Arbeitstag hier und ich verpasste ihr einen halben Herzinfarkt, als sie mich erkannte. Peinliche Situtation für uns beide, da alle anderen Arbeiter wussten, wann ich meistens vorbeikam und die Leute die hier sonst Kunden waren, waren meistens ältere Leute, die sich nichts daraus machten einen Schauspieler in einem kleinen Café anzutreffen.

Der Coffee Shop hier ist ein kleines Stammcafé in dem wir uns morgens einen Kaffee holten oder nachmittags Kuchen kauften um diesen mit nach Hause zunehmen. Thomas und Shep freuten sich immer so sehr, wenn ich ihnen eine Kleinigkeit zum Naschen mitbrachte und Gen störte es nicht weiter, da ich die Kleinen damit ruhig stellen konnte und ihr dadurch etwas Arbeit abnahm.

,,Danke sehr!", nickte ich ihr zu als sie mir die drei Pappbehälter in dem Becherhalter zuschob, während ich ihr das Geld in die Hand drückte. ,,Behalt' den Rest." Grinste ich sie noch an bevor ich mich mit dem Getränken bewaffnet wieder auf zum Set machte. ,,Danke!", hörte ich noch leise hinter mir, aber ich war schon durch die Tür gegangen, trotzdem hob ich noch kurz meinen freien Arm, um ihr zu zeigen, dass ich sie gehört hatte. Sie ist so ein süßes Mädchen!, dachte ich mir schmunzelnd. Wenn es mir möglich wäre, würde ich sie adoptieren. Sogar Gen kannte und mochte sie; wenn sie mich am Set besuchte,  gingen wir hier her und brachten Ally meinstens um ihre Mittagspause. Sie ist sehr gesprächig aber nicht aufdringlich oder ähnliches. Und sie freut sich jedes mal aufs Neue uns zu sehen. Wirklich niedlich.

Alles klar, ich bin auf dem rückweg gib mir 10 min

antwortete ich auf Jensens Nachricht. Ich steckte mein Handy wieder in meine Jackentasche und beschleunigte meinen Gang ein klein wenig. Wieder wurde ich von meinen Gedanken verschluckt.

Was hatte Misha denn so aus der Bahn geworfen? Er war mental ein wirklich strapazierfähiger Kerl, das hieß es war etwas sehr Großes. Wahrscheinlich eine Familienangelegenheit. Misha war schon immer ein Familienmensch, er war ein unglaublicher Vater, mit seinen Geschwistern telefonierte er regelmäßig, und ich war mir sicher er war ein fabelhafter Ehemann, dass jeder Typ für ihn schwul werden würde. Naja, was hieß 'ich war mir sicher'? Ich wusste doch wie er drauf war. Er tat alles für Vicki und wenn ich mitbekam, was er alles für andere Menschen tat und wie er sich für andere einsetzte, wurde mir einfach klar: Misha Collins war ein Held, aber kein Superheld. Er war ein Mensch und hatte auch Schwächen. Selbst wenn er sehr viel aushalten konnte, es war klar, dass auch er irgendwann an einem Punkt ankam und die Grenze erreicht war.

Nur was hatte diesen Mann soweit gebracht und gebrochen. Auch wenn Misha älter war als ich, für mich war er wie ein kleiner Bruder, ein jüngerer Bruder auf den ich aufpassen musste. Ich konnte den Anblick von vorhin kaum ertragen, als er am Set an sein Handy ging, erstmal noch zuversichtlich und ganz plötzlich lag ein solcher Schmerz in seinen Augen, dass es mir selbst weh tat.

Wieder auf dem Gelände angekommen war es ein kurzer Weg zu Mishas Wohnwagen. Ich meldete mich mit einen deutlichen Klopfen und rief: ,,Ich bin's, Jared. Ich komm' rein." Und damit öffnete ich die Tür, schloss sie hinter mir wieder und ging zu Mishas Bett hinüber; er war nun komplett in Jensens Armen versunken und zittere am ganzen Körper. Jensen sah mich hilfesuchend und gleichzeitig dankend an. Krass, dass sogar Jensen überfordert schien. Ich reichte ihm einen der Pappbecher und deutete an, dass dieser für Misha war.

Während er den Behältern nahm, griff ich schon nach dem zweiten, den ich für ihn bereithalten wollte. Ich beobachtete wie er noch mal durchatmete, während er seinen Kopf in Mishas Richtung drehte und begann vorsichtig zu reden.

Tbc

how to: cocklesWhere stories live. Discover now