-1- | PoV Jensen

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,,Oh mein Gott" hauchte er mit Tränen in den Augen. Es versetzte mir einen Stich. ,,Äh...ja ähm okay...v-vielen Dank...dass sie mir Bescheid gesagt haben..." Er schluckte schwer und schloß die Augen um sich zu beruhigen.

,,Ja, ja natürlich...Tun Sie das...Danke...Danke, ja auf Wiederhören." Er ließ sein Handy von seinem Ohr in einer fließenden Bewegung in seine Hosentasche gleiten. Er starrte mit Schmerz in den Augen ins Leere; gab kein Geräusch von sich.

,,Misha?" Er reagierte nicht. Fragend schauten Jared und ich uns an. ,,Hey Misha, w-was ist denn?", versuchte ich es noch mal und machte gleichzeitig einen kleinen Schritt in seine Richtung. Immer noch der leere Blick.

,,I-ich...ich brauch' kurz 'ne Pause.", presste er noch hervor bevor er beinahe vom Set rannte, in Richtung der Wohnwägen.

,,Was war das denn?", fragte einer der Produzenten bissig. ,,Holt ihn wieder her! Der kann doch nicht einfach wegrennen?! Wir müssen doch mit den Dreharbeiten fertigwerden!"

Wieder tauschten Jared und ich bedeutende Blicke aus und nickten einander zu. ,,Jensen und ich schauen mal nach ihm.", erhob Jared seine tiefe Stimme.

Stumm liefen wir nebeneinander zu Misha's Wohnwagen; da wo wir ihn am ehesten vermuteten. Ein Seufzen verließ, ohne dass ich es wollte, meine Lippen.
,,Hey komm schon...mach dir mal keine Sorgen. Wenn etwas passiert ist, wird er damit rausrücken, wenn er es für richtig hält. Lass uns jetzt erst mal für ihn da sein, okay?", versuchte Jared mich zu beruhigen. Gut gemeint, dennoch keine Wirkung. ,,Ja ich-ich denke du hast Recht...", antwortete ich nervös.

Bei ihm angekommen, klopfte ich vorsichtg an der Tür. ,,Äh...hey Misha, wir wollten nach dir sehen...wenn es dir gerade nicht passt...", ich stockte und sah hilfesuchend zu Jared. ,,Dann äh...dann ignorier uns jetzt einfach...und wir gehen wieder?", beendete er unsicher meinen Satz eher als Frage. Mein Herz klopfte vor Nervösität fast schmerzhaft. Still leidend wartete ich ab. Wir hörten Schritte und kurz darauf sprang die Tür einen Spalt weit auf, öffnete sich aber nicht wirklich. ,,Kommt rein", ertönte ein raues, tiefes Krächzen.

Beinahe panisch beeilte ich mich ins Innere zu gelangen. Doch den Anblick, der mich begrüßte, hätte ich mir aber am liebsten erspart: Misha hatte alle Fenster abgedunkelt und saß zusammmengekauert in ein eine Ecke gezwängt auf dem Bett. Er schniefte und fuhr sich mit dem Handrücken über seine Wange, den Blick von uns abgewendet. Mit langsamen Schritten näherte ich mich seinem Bett und ließ mich vorsichtig auf der Bettkante nieder und beäugte ihn etwas genauer. Ich holte Luft um etwas zu sagen, wollte aber auch erst auf seine Reaktion warten, doch es passierte nichts.

Wieder zeigte er keine Reaktion, was mich langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb; Misha ignorierte mich nie! Vielleicht hatte er mich einfach noch nicht bemerkt, versuchte ich optimistisch zu bleiben.

,,Misha?", fragte ich leise. Er drehte seinen Kopf langsam zu mir und blickte mich mit verweinten und leicht angeschwollenen Augen an. Oh Gott! Ich erschrak innerlich.

Ich räusperte mich vorsichtig und fragte: ,,D-darf ich?", während ich in seine Richtung deutete. Er schluckte und nach kurzem Zögern nickte er stumm. Schnell schlüpfte ich aus meinen Schuhen und rutschte neben ihn, ließ aber eine kleine Lücke zwischen uns - absichtlich. Doch kaum war ich eine Sekunde außer Bewegung, rückte Misha direkt zu mir und ließ kein Blatt Papier zwischen uns Platz finden. Er lehnte sich an mich und zog an meiner Hand, so dass ich meinen Arm um ihn legte. Natürlich drückte ich ihn sanft an mich, weil er den Anschein machte, als bräuchte er gerade etwas Halt - ...nein, einen gewissen Halt, den nur ich ihm geben kann.

Er krallte sich förmlich an mich, vergrub sein Gesicht in meiner Brust und schluchzte leise. Es brach mir das Herz, ihn so zu erleben. Als ich eine leises Räuspern vernahm, schaute ich auf und erblickte Jared, der etwas unbeholfen noch in der Tür stand. Ich nickte und gab ihm so zu verstehen, dass ich bei Misha bleibe und er wieder gehen und den Produzenten Bescheid geben konnte, dass wir hier noch ein Weilchen bräuchten. Mit einem verständnisvollen Blick schloß er bedacht die Tür und verschwand aus meinem Sichtfeld und damit sofort aus meinen Gedanken, da ich nicht eine Sekunde nicht an das  seelische Wrack in meinen Armen denken konnte.

Ich verstand es nicht. Der Misha, der immer gut gelaunt war, immer einen Spruch auf Lager hatte und sowohl am Set als auch bei sich Zuhause privat oder mit uns in der Öffentlichkeit ein wahrer Sonnenschein für jeden war, hing gerade bitterlich weinend, zittend und verzweifelt an mich gelehnt in einer dunkeln Ecke, von der Außenwelt so abgeschottet wie in seiner Situation nur möglich.

Was war passiert um diesen sonst mental und psychisch so starken Mann an den Rand der Verzweiflung zu treiben? Wer konnte und wer würde einem so tollen und atemberaubenden Menschen einen solchen Schmerz zufügen? Wieso sollte man jemanden wie ihn so verletzten?
Denn wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen er erleiden gerade einen Nervenzusammenbruch; einen ziemlich heftigen sogar.
Etwa zwei Stunden saßen wir in dieser Umarmung auf seinem Bett, in seinem abgedunkelten Wohnwagen am Set, ohne uns zu bewegen oder etwas zu sagen. Ich saß einfach stumm da und ließ ihn in meine Schulter weinen bis er sich beruhigte.

Tbc

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