Kreuzdame - Kapitel 17

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Kapitel 17

»Hier wohnst du?« Sandrines Stimme klang zweifelnd.

Daniel zuckte mit den Schultern.

»Es ist ein Dach über dem Kopf, die Miete ist niedrig und im Winter ist es warm.«

Der Wohnblock am Rande Nizzas sah aus, wie aus einem Guss.

Sandrine quälte sich über die Stufen in den obersten Stock.

Daniels Wohnung bestand aus einem Hauptraum mit einer Schlafcouch, einem Balkon und einer Küche, die in ein Badezimmer integriert war. Eine Badewanne stand neben dem Elektroherd. Es war kurz vor Mitternacht.

Daniel kramte Verbandsmaterial aus einer Schublade unter dem Küchentisch und etwas Desinfektionsmittel.

Sandrine streifte ihre Jacke ab. Das Blut hatte sich verkrustet und die Wunde abgeschlossen.

Daniel säuberte ihren Oberarm und legte dann eine Binde an, die gleichzeitig als Druckverband diente.

»Möchtest du Kaffee?«, fragte er.

Sandrine schüttelte den Kopf. Sie spürte, wie die Wirkung des Antidots nachließ. Ihr Körper wollte schlafen, aber ihr Verstand revoltierte nach wie vor.

Sie zog ihr Handy aus ihrer Handtasche und rief die Baronin an.

Niemand meldete sich. Bei Mees meldete sich der Anrufbeantworter und bei Arden eine Voicemail.

»Ich muss meine Bosse erreichen. Ich muss ihnen erklären, was passiert ist, bevor Gregory es tut.«

Zornig rief sie erneut an. Niemand hob ab.

Sie saß auf der Couch, die Ellbogen auf den Knien abgestützt, die gefalteten Hände, in denen das Handy lag, gegen die Stirn gepresst.

Daniel setzte sich vor ihr im Schneidersitz auf den Boden und sah zu ihr hinauf.

»Du hast mir geholfen, also werde ich dir helfen. Ich werde morgen der Baronin alles erklären. Es wird mich zwar meinen Job kosten, aber du hast mir heute das Leben gerettet. Das ist nur recht und billig.« Er wischte sich mit dem Handrücken über die Nase.

Sandrine sah ihm in die mandelförmigen Augen.

»Nein. Kommt nicht infrage. Du wirst dich nicht vor diesen Leuten beugen, klar?«

»Was hast du vor?«

»Ich werde morgen Gregory vor allen Dreien zur Rede stellen. Babette wollte mich ja mit ihm verkuppeln. Da wird sie mich anhören müssen. Zudem kommt noch, dass ich heute meinen Vertrag unterzeichnet habe …«

»Nein!« Daniels Stimme war streng und scharf.

»Was?«

»Nein! Ich lasse nicht zu, dass du deine Zukunft einfach so aufs Spiel setzt wegen mir. Ich könnte mich nicht mehr in den Spiegel sehen.«

Sandrine streckte ihre gefalteten Arme aus. Sie spürte, dass diese Geste aus ihrem Unterbewusstsein kam. Sie wollte, dass sie jemand berührte und in den Arm nahm.

Daniel erkannte das Signal. Er öffnete ihre Hände, legte das Handy zur Seite und drückte ihre Handflächen mit den Daumen.

»Ernsthaft. Ich war nun lange genug in der Nähe dieser Leute. Sie sind im Grunde keine schlechten Menschen.«

Sandrine sah ihm weiter in die Augen. Sie war wie hypnotisiert und führte es auf die wieder einsetzende Restwirkung der K.O.-Tropfen zurück.

»Die Baronin. Ja, sie hat eine raue Schale, aber im Grunde will sie nur ihrer Familie wieder zu Stärke verhelfen. Ihr gehört ein großer Landstrich in Portugal, auf dem Firmen stehen, die ihre Arbeiter ausbeuten. Sie will für diese Leute auf ihrem Land menschenwürdige Bedingungen schaffen.«

Sandrine traute ihren Ohren nicht. Woher wusste er das?

»Arden spielt in derselben Liga. Er pumpt sein ganzes Geld in diesen Transhumanismus. Klar klingt das schräg, aber er unterstützt zahllose medizinische Forschungsprojekte.«

»Und Mees?«, fragte Sandrine.

»Ein unersättliches Kind im Körper eines reichen Mannes. Wusstest du, dass seine Familie eigentlich aus Rumänien kommt? Sie mussten unter der Ceaușescu-Diktatur fliehen. Nun pumpt er jeden Euro in seine ehemalige Heimat, um eine anständige Demokratie auf die Beine zu stellen.«

Daniel sah Sandrine eindringlich an.

»Und genau aus diesem Grunde glaube ich, dass sie mit sich reden lassen werden.«

Das erste Mal seit Jahren fühlte sich Sandrine plötzlich in Sicherheit. Von einer Sekunde zur nächsten spürte sie, dass alles gut werden würde. Tränen der Freude liefen ihr über die Wangen. Sie ließ sich aber nicht dazu hinreißen, Daniel um den Hals zu fallen.

In diesem Moment, so erzählte sie mir, sah sie mich in Daniels Gesicht und sie glaubte, mich zu küssen. Sie schwor mir, dass sie an mich dachte, als sie dann mit ihm schlief.

Ich möchte es nur zu gerne glauben.

***

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Euer Luc

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