Kreuzdame - Kapitel 14

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Kapitel 14

»Peter war der Name, nicht wahr?«

Der Deutsche nickte und legte seine großen behaarten Hände flach auf den Tisch. Sein Kopf war kahl rasiert, seine Augen klein und stechend.

»Die Sache ist sehr einfach. Wir spielen eine Sudden-Death-Version. Wir brauchen zehn Karten.«

Sandrine zählte die obersten zehn Karten ab und legte sie auf einen kleinen Stapel. Die zehnte Karte war die markierte Kreuz Dame. Die übrigen Karten legte Sandrine zur Seite.

»Mischen.«

Peter nahm die zehn Karten und tat, wie ihm geheißen. In seinen Händen wirkten sie wie Visitenkarten. Als er fertig war, reichte er sie Sandrine zurück.

»Perfekt. Lass uns noch mal nachsehen, ob es wirklich zehn sind. Nicht neun oder elf.«

Gregory und Wu verfolgten gespannt Sandrines Hände.

Während sie die Karten zählte, suchte sie nach ihrer markierten Kreuz Dame. Sie war an fünfter Stelle. Sandrine lächelte innerlich.

»Sehr gut. Es sind zehn«, sagte sie.

Dann begann sie, abwechselnd Peter und sich selbst eine Karte auszuteilen. Als sie fertig war, hielt jeder von ihnen fünf Karten in der Hand.

»Ok, was hast du?«, frage Sandrine.

Peter leckte sich die Lippen und sah ihr auf den Busen.

»Drei Gleiche.«

Er legte die Karten nieder. Drei Buben grinsten Sandrine frech an. Die Kreuz Dame und die Zehn lagen schamvoll daneben.

»Tja. Das ist leider zu wenig«, sagte Sandrine und präsentierte Peter ein Full House mit drei Königen und den verbleibenden zwei Damen.

»Das waren die ersten 29.000 Euro.«

Peter sah Gregory und Wu an. Die beiden lachten ihn aus. Sie hatten Blut geleckt. Alkohol und die K.O.-Tropfen taten das Übrige. Wu zog die Pistole etwas näher an sich heran. Gregory legte seine Hand auf den Lauf und zog sie zurück.

»Komm schon. Sei ein Mann und zeig’s ihr, Wu.«

Peter lehnte sich in seinem Stuhl zurück, hielt sich mit seinen großen Händen den kahlen Schädel und schüttelte ihn.

»Was war das eben?«, fragte er in holprigem Französisch.

Die beiden Männer grinsten ihn breit an.

Sandrine fixierte den Chinesen zwischen den Augen.

»Ok, dann noch mal. Dieses Mal machen wir es ein kleines bisschen anders, damit ihr seht, dass ich Euch nicht bescheiße.«

Sie hasste es zu fluchen, aber sie wusste, dass Männer geneigter waren etwas zu glauben, wenn man es mit ein paar saftigen Schimpfwörtern servierte.

Sie reichte Wu die Karten.

»Hier.«

Der Chinese mischte, so schnell er konnte, den Blick immer auf Sandrine gerichtet.

»Jetzt leg sie mit den Gesichtern nach unten auf den Tisch.«

Wu sah Gregory misstrauisch an. Dieser nickte ihm aufmunternd zu.

»Nun kannst du sie noch mal verschieben, wie du willst.«

Sandrine merkte, dass der Alkohol und die K.O.-Tropfen bei ihm zu wirken begannen. Immer wieder wischte er sich den Schweiß mit dem Handrücken von der Stirn. Schließlich lagen die zehn Karten in einer Reihe vor ihnen.

»Jetzt ziehen wir abwechselnd unsere Karten und legen sie dann auf.«

Wu nickte. Mit gezieltem Griff nahm er als erste Karte die markierte Kreuz Dame.

Sandrine spürte, wie der Alkohol sie mutig machte. Obwohl sie dagegen ankämpfte, lehnte sie sich zurück und sagte süffisant: »Wisst ihr was? Damit hier sicher nichts falsch läuft, warum zieht Gregory nicht meine Karten.«

Die beiden Männer sahen sich verwirrt an.

Wu zog seine Kartenhand und Gregory für Sandrine.

»Ok, dann lass mal sehen, was du hast«, sagte sie schlussendlich und verschränkte die Hände hinter ihrem Kopf. Die K.O.-Tropfen wirkten. Ihr Blick wurde trübe. Peter neben ihr schien bereits zu schlafen. Immer wieder riss es ihn hoch.

Wu legte seine Karten ab.

»Zwei Könige, zwei Buben und eine Dame. Zwei Paare.«

Sandrine nahm die Karten auf, die ihr Gregory gezogen hatte.

»Zwei Damen, ein Bube, ein König und die Zehn. Oh, König, Dame, Bube und die Zehn sind ja Herzen … wie niedlich. Das ist sicher irgendein Flush …« Sandrine verschliff das Wort und merkte, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Sie zog verträumt die Augenbrauen nach oben. Mit einem Seitenblick sah sie auf die Uhr. Es waren 10 Minuten vergangen. Sie musste sich beeilen.

»Einmal noch, dann ist Daniel frei, sehe ich das richtig?«

Gregory kämpfte tapfer gegen seinen Zustand an.

Wu zählte in seiner Muttersprache an seinen Fingern die möglichen Gründe ab, warum er gerade verloren hatte und schüttelte jedes Mal energisch den Kopf.

»Na gut, Mister Babettes Neffe. Dann ist es jetzt zwischen uns beiden.«

Gregory deutete mit dem Zeigefinger auf Sandrine. Er wollte etwas sagen, hatte aber anscheinend mitten im Gedanken die Worte verloren.

Sandrine atmete noch einmal tief durch. Daniel kaute an seinem Daumennagel. Hoffnung machte sich in seinen Augen breit.

»Dieses Mal machen wir es richtig, richtig offen. Mische, leg die Karten mit den Gesichtern nach oben auf und wir ziehen.«

Gregory nickte. Er mischte die Karten mit langsamer werdenden Händen. Dann legte er die zehn Karten, wie es Sandrine gesagt hatte auf.

»Ladys First?«, fragte Sandrine leicht lallend.

Gregory wies mit der flachen Hand auf den Tisch.

Mit spitzen Fingern nahm Sandrine den Herz König. Gregory zog den Kreuz König zu sich. In der Folge suchten sie sich die Karten wie folgt aus. Sandrine den Karo König, Gregory den Herz Buben, Sandrine die Herz Dame, Gregory die Kreuz Dame. Damit war sein Schicksal besiegelt. Bei ihm blieb die Herz Zehn hängen. Zu wenig. Sandrine siegte ein drittes Mal und das gerade im richtigen Moment, denn ihre Sinne schwanden.

Es war still geworden im Zimmer. Die Musik wummerte weiter aus der Stereoanlage, der kalte Rauch hing unter der Decke, die Gläser waren leer.

Sandrine stemmte sich am Tisch hoch.

»Meine Herren, es war mir eine Ehre. Daniel, wir gehen.«

Der Diener sprang auf und fing Sandrine, die rückwärts über den Tisch zu kippen drohte.

Er hakte sie unter und zog sie weg. Er hatte die Türschnalle bereits in der Hand, als es knallte und neben ihm ein Projektil in die Wand fuhr, dass der Staub des Verputzes in sein Gesicht spritzte.

»Hiergeblieben, ihr Betrüger.«

Wu hatte die Pistole in der Hand, aus der der Mündungsrauch nach oben dampfte. Er hatte Sandrines Trick durchschaut und war stinksauer.

***

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KreuzdameWhere stories live. Discover now