Kreuzdame - Kapitel 30

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Kapitel 30

Alexandra setzte die Postkappe auf, um ihre Verkleidung zu perfektionieren.

Sie schnappte das Paket, klemmte es sich unter den Arm und stapfte in den letzten Stock des Wohnblocks.

An der Tür, die Sandrine ihr genannt hatte, klopfte sie.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich etwas rührte.

Daniel öffnete. Sein schwarzes Haar war streng nach hinten gekämmt. Er sah Alexandra finster an.

»Was wollen Sie?«

Die Amerikanerin räusperte sich.

»Ich habe hier eine Sendung für Sie.«

»Für mich?«

Er glotzte das Paket argwöhnisch an.

»Ich habe nichts bestellt.«

Alexandra kratzte sich am Nacken.

»Tja, das ist nicht mein Problem. Da steht ihr Name und ich liefere das Ding ab.«

Daniel knurrte und nahm ihr den Karton ab. Er wollte gerade die Tür schließen, als Alexandra ihm auf die Schulter klopfte.

»Moment mal. Sie müssen noch quittieren.«

Sie hielt ihm ein Klemmbrett mit einem Postformular entgegen, dass sie aus einer Filiale »ausgeborgt« hatte.

Daniel machte ein großes Kreuz auf die Linie und schlug die Tür hinter sich zu.

***

In der Haupt-Polizeistation am Place Charles de Gaulle öffnete Inspektor LeFevre einen an ihn adressierten Brief.

Auf seinem Schreibtisch lag die Akte über den Mord an einem jungen Adeligen namens Gregory Caraman de La Vallée de Martin, der ihn überaus ärgerlich machte. Zum einen konnte er seinen verdienten Skiurlaub in den österreichischen Alpen nicht antreten, zum anderen verachtete er den Adel und war tief im Inneren nicht ungehalten darüber, dass es einer weniger geworden war.

Dass die Tatverdächtige aus einem Krankenwagen geflohen war und nun ganz Nizza nach ihr suchte, machte ihn nicht fröhlicher.

Er schüttelte das Papier aus dem Umschlag und las es.

Darauf stand in eleganter Handschrift: »Monsieur l’Inspecteur! Ich nehme mit Ihnen auf altmodischem Wege Kontakt auf, um ein paar Unklarheiten auszuräumen. Ich bin nicht die Mörderin von Gregory und ich kann Ihnen versichern, dass Sie ihn unter der angeführten Adresse heute Mittag abholen können. Sein Name, so es sein richtiger ist, ist Daniel Walsh. Er steht zurzeit in den Diensten von Baronin Babette Caraman de La Vallée de Martin. Herzlichst, S. F.«

LeFevre wischte mit seinen Fingerspitzen über seinen breiten Schnauzbart. Dann griff er zum Telefon.

»Firmine, trommeln Sie die Mannschaft zusammen. Wir haben einen Tipp bekommen.«

***

Daniel saß auf seiner Couch und starrte auf das Paket. Nur sehr wenige Menschen wussten, dass er hier einen Unterschlupf hatte und keiner von denen würde ihm etwas per Post schicken.

Vorsichtig schüttelte er den Karton. Nichts tat sich. Er lauschte daran. Irgendetwas kratzte an der Innenwand. Er stellte es ab und holte sich ein scharfes Messer aus der Küche.

Vorsichtig schnitt er das Paketband auf.

Sofort drang intensiver Duft nach Kaffee in seine Nase. Seine Augen leuchteten. Mit schnellen Fingern riss er das Paket auf und erstarrte.

Ein Schrei des Entsetzens löste sich aus seiner Kehle. Eine weiße Maus krabbelte seinen Arm entlang. Sie schnupperte hypernervös an ihm, verkrallte sich mit ihren Pfoten in den Haaren an seinem Unterarm. Daniel schüttelte sie ab. Er sprang auf und hüpfte hinter die Couch.

Mit angstgeweiteten Augen lugte er dahinter hervor. Immer mehr Mäuse krochen aus dem Karton. Sie musste randvoll mit diesen pelzigen Ungeheuern sein.

Die Angst kroch tiefer in seine Knochen. Als sich die ersten Mäuse daran machten den Couchtisch zu verlassen, wurde ihm unwohl.

Er wollte zur Tür, doch dazu musste er um die Couch. Aus dem Fenster konnte er nur weiter auf das Dach klettern. Das war ihm zu unsicher. Er war ein Killer, aber es gab Dinge, die waren zu viel für ihn. Dazu gehörten Mäuse mit ihren großen toten Augen, den langen Schnurrhaaren und ihren klitzekleinen Pfoten.

Sein Herz raste, seine Kehle wurde trocken. Immer hastiger und unklarer wurden seine Gedanken. Panik erfasste ihn. Die Mäuse mussten bis obenhin mit Kaffee abgefüllt worden sein. Wie irre huschten sie in der Wohnung herum.

Die Erlösung kam wenige Minuten später, als jemand an die Tür klopfte.

»Ich bin hier drinnen. Helfen Sie mir! Schnell!«, rief er so laut er konnte. Seine Stimme überschlug sich.

Jemand donnerte dreimal gegen das Holz, bis es barst.

Drei Polizisten stürmten mit den Pistolen im Anschlag in die Wohnung.

Inspektor LeFevre konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er Daniel wimmernd hinter der Couch fand, umringt von kleinen weißen Mäusen, die rochen, als wären sie direkt aus einem Bistro gehuscht.

***

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Euer Luc

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