Kapitel 6 - Schlechte Poesie - Part 1

Magsimula sa umpisa
                                    

Wenn sie sich nicht komplett täuschte, dann lag Verzweiflung und ja, auch so etwas wie Angst in seinen Worten. 

Ihr war nichts von alledem klar gewesen. Woher sollte sie das auch wissen?

Seine blau-braunen Augen huschten über Leyas Gesicht, auf der Suche nach einem Anzeichen von Reue, von Gefühlen, von irgendetwas. 

Sie erwiderte nur leise: „Wir müssen alle damit leben, was wir getan haben."

Ihre Blicke kreuzten sich, als die bekannten Worte verklangen. Leander sah aus, als hätte sie ihn geschlagen. Sein Körper wurde steif und sein Griff locker. Ohne große Mühe löste Leya ihren Arm aus seiner Hand, stand auf und ging an ihm vorbei auf die Vaporettostation Giardini zu. 

Eigentlich wollte sie nicht gehen. Sie würde gerne bei ihm bleiben und weinen, aber beides war keine Option. Am liebsten würde sie neben Cals Leichnam knien und schreien, nach Erlösung, nach Frieden, nach Tod. 

Die Fahrt über das Lagunenwasser dauerte nicht allzu lange, aber sie fröstelte, als sie bei Salute ankam. Leya stieg aus und sah sich der großen Basilika Santa Maria della Salute gegenüber, die sich strahlend weiß über dem Platz erhob. Unzählige weiße Figuren schmückten das Gemäuer und einige Touristen stromerten auf dem Platz herum. Zu rechten Seite der Basilika gab es einen kleinen Kanal auf dessen rechter Seite wiederum sich einige Häuser befanden. Darunter auch ein Efeuhaus. Leya war sich sicher, dass sie den Ort ihrer Destination gefunden hatte. 

Leya trat näher. Vor ihr stand eine efeuüberwucherte Backsteinvilla mit schönem Schindeldach, zwei Stockwerken, unzähligen Balkonen und einer privaten Brücke aus schwarzem Holz, die über den Kanal führte. 

Einige Türen waren um den kleinen Innenhof auf der anderen Seite der Brücke, die mit einer roten Kordel vom Rest des Platzes abgetrennt war, zu sehen.Sie bestanden aus Holz. Eine weitere Tür lag am Kanal, einige Meter von der Brücke entfernt. Zwei Stufen führten zum dunklen Lagunenwasser. 

Das Haus war schön. 

Nichts deutete auf eine Feier hin.

Leyas Magen knurrte laut bei der Betrachtung des Hauses und so entschied sie sich zuerst einmal ein Café zu suchen, das Küche und Toilette besaß. 

Einige Zeit später stand sie umhüllt von Dunkelheit wieder vor dem Efeuhaus. 

Die Lichter, die die große Kapelle links von dem Efeuhaus beleuchteten, spiegelten sich in den Glasfenstern wieder, aber ansonsten war das Haus dunkel. Kein Licht drang nach Außen und kein Ton war zu hören. Wie tot lag das Gebäude vor ihr. 

Vielleicht war sie hier doch falsch? 

Aber nein, das konnte nicht sein. 

Vorhin auf der Toilette hatte sie gesehen, dass die schwarze Farbe bereits an ihrer Brust angekommen war. 

Heute war das Fest. Wieso war hier niemand? 

Leya blickte sich um. 

Einige Touristen liefen auf dem Platz vor der weißen Kapelle herum. Niemand beachtete sie. 

Falls sie sich täuschte, dann würde es niemandem auffallen. Im Übrigen, die anderen Feste waren ähnlich unauffällig gewesen. 

Überzeugt stieg Leya über die rote Kordel und lief auf den terrakottafarbenen Vorplatz.  

Für einen Moment blickte sie sich verwirrt um, dann entdeckte sie das weiße Licht, dass sich um den Türrahmen der hölzernen Eingangstür zog. 

Zögerlich trat Leya näher und drückte die Klinke nach unten. 

Die Tür sprang auf und ein kleines, weißes Zimmer kam zum Vorschein. Ein junger, braunhaariger Mann saß auf einem Sessel und las ein Buch. Auf dem Titel stand ‚Krieg und Frieden'.

Er musterte sie, als sie eintrat. Seine Augen bestanden aus zwei verschiedenen Grüntönen.

„Schließe bitte die Tür und leg deinen Mantel ab. Dir wird sonst zu heiß werden."

Gedämpfte Bässe drangen durch die Wand und die nächste Holztür. 

„Lass ihn einfach auf dem Sofa liegen. Ich bring ihn gleich weg. Auf dem Tisch siehst du dein Willkommensgetränk." Seine Stimme war ruhig und uninteressiert. Sie war wohl nicht die Erste heute Abend. 

Leya zog ihre Marshmallowjacke und die Handschuhe aus und legte sie auf das schwarze Sofa. Die dunkel Tinte zog sich noch immer über ihre Haut.

In einem Weinglas war eine rote Flüssigkeit, die aussah wie – nun ja – Wein. Sie nahm sie und kippte das Glas in einem Zug runter. Es kribbelte ein wenig in der Kehle und schmeckte ein wenig bitter, aber ansonsten war alles normal. 

Das schwarze Mal verblasste und innerhalb von Sekunden war nur noch der kleine Punkt an ihrem Unterarm zu sehen. 

„Ähm... Tschüss?" 

Der junge Mann ignorierte sie und steckte mit der Nase wieder in seinem Buch. 

Auf der Holztür zum nächsten Zimmer standen Worte: 

Fürchte nicht die Dunkelheit,

wenn sie in tausend Kristallen widerhallt,

wenn sie sich im Glase bricht

und die Wände sie erlischt.

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Song:

She used to be mine - Sara Bareilles

Götterstimme - Lieder der UnterweltTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon