Niemals, oder?

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Seufzend schloss Jake die Badezimmertür und ging mit gesenkten Kopf und nur mit einem Handtuch bekleidet in sein Zimmer.
Er hörte, als er die Tür öffnete, dass Anni wohl in ihrem Zimmer war. Er spürte, wie seine Wangen wieder rot wurden und schlüpfte schnell in sein Zimmer.
Wieso? Diese Frage quälte ihn schon seit dem Kuss.
Wieso musste es Anni sein? Seine KLEINE Schwester!
Müde, war der Nachmittag doch ein wenig anstrengend, lies er sich auf sein Bett fallen und legte seinen Arm um seine Augen.
"Ich bin so ein Idiot!" flüsterte er.
Er durfte sich jetzt nichts anmerken lassen. Er sollte ganz normal mit Anni umgehen, so wie es Bruder und Schwester eigentlich sollten.

Währenddessen stand Anni in ihrem Zimmer und warf immer mal wieder die Kissen, die auf ihrem Bett lagen, an die gegenüberliegende Wand.
Wieso? Wieso ausgerechnet Jake? Ihr Bruder?!
Leise entkam ihr ein Schluchzen und sie sank auf den Boden. Heiße Tränen quollen aus ihren Augen und liefen über ihre Wange, ehe sie ihren Weg durch die Luft auf den Boden fanden.
"Wieso?" hauchte sie und rieb sich über die Augen. Sie sollte jetzt nicht heulen! Nein, es war nun mal passiert und sie konnten Beide froh sein, dass es nicht mehr war.
Sofort stieg die Röte in ihr Gesicht und sie versuchte die Bilder, die sich in ihrem Kopf einnisteten zu unterdrücken.
Niemals dürften sie sich darauf einlassen! Nie!
Kurz schniefte sie und stand dann wieder auf. Als sie ihre Kissen zurück aufs Bett warf, dachte sie, dass sie sich jetzt nichts anmerken lassen sollte.
Seufzend ging sie aus ihrem Zimmer und trat vor die Zimmertür zu Jakes Zimmer.

Sollte sie...? Nein, lieber nicht! Zögernd hob sie ihre Hand und klopfte dann leise an.

Jake, der gerade in eine art Tagtraum gefallen war, schreckte hoch und sah sich verwirrt um. Hatte da nicht gerade etwas geklopft?
" Jake?" vernahm er die leise Stimme Annis vor seiner Tür.
Ah, was sollte er denn jetzt machen? Erschrocken sprang er auf und hastete zur Tür. Dass er gerade nur ein Handtuch um hatte, vergas er. Schnell riss er die Tür auf und blickte direkt in Annis hübsches Gesicht.

Als die Tür aufgerissen wurde, konnte Anni ihren Augen nicht trauen. Wie lange war es her, dass sie Jake beinahe nackt gesehen hatte!?
'Viel zu lange!' antwortete sie sich in Gedanken und lies unauffällig ihren Blick über seinen Oberkörper wandern. Was sie sah, gefiel ihr sehr, musste sie (leider?) zugeben.
Er hatte Muskeln, nicht zu viele, genau richtig! Ihr blick wanderte weiter runter, doch ihre Sicht auf sein bestes Stück wurde durch das Handtuch verhindert.
" Anni?" erschrocken und wieder am erröten hob sie ihren Blick und sah Jake an, der sie jetzt nicht hochgezogenen Augenbrauen ansah.
Leider war ihm zuspät aufgefallen, das er fast halbnackt vor seiner Schwester stand.
Doch jetzt, nach ihrer Musterung, gefiel es ihm irgendwie.
' Stop, Jake! Der Gedanke ist tabu!' schalt er sich und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Anni. "Was wolltest du?" fragte er.
" Ähm...ich...ich...äh." stotterte sie und versuchte unbemerkt wieder auf Jakes Körper zu schauen. " Ich hab 's vergessen." sagte sie schließlich und runzelte die Stirn. Was genau wollte sie noch mal? Mensch! Wie konnte sie das vergessen? Bis gerade eben wusste sie es doch noch!

" Du hast es vergessen?!" lachte Jake und stützte sich am Türrahmen ab, während er die Arme vor der Brust verschränkte.
" Ja und? Du vergisst auch dauernd irgendwelche Sachen!" motzte sie auch schon los und hob trotzig das Kinn. Jake musste wieder lachen, ehe er sich abstieß und wieder in sein Zimmer ging, die Tür aber geöffnet lies, damit Anni eintreten konnte.
" Ach, jetzt weiß ich wieder." sagte sie gerade, als er sich seinem Kleiderschrank widmete.
" Mh? Und was ist es?" wollte Jake wissen und zog eine Hose und ein Hemd aus dem Schrank.
" Ich wollte wissen, ob du vielleicht Hunger hast, dann würde ich uns nämlich schnell was kochen."
" Klingt nicht schlecht, ich hab wirklich ein bisschen Hunger. Geh' schon mal vor, ich komm' gleich und helfe dir."
" Gut." damit drehte sie sich um, konnte nicht länger- auch wenn sie es eigentlich wollte- Jake anblicken und huschte schnell die Treppe runter in die Küche.

Jake schaute noch eine kleine Weile in die Richtung, in der Anni gestanden hatte und dachte gerade, dass sie sich völlig normal- bis auf die Blicke- verhalten haben. Vielleicht war es doch nicht so schwer, die Sache zu vergessen, auch wenn er es nicht unbedingt wollte. Wieder seufzte er und zog sich schließlich an.

Als er in der Küche ankam, war Anni gerade dabei, einen Topf auf den Herd zu stellen.
" Was willst du kochen?" fragte Jake und stellte sich neben Anni.
" Ich dachte an Spaghetti mit Tomatensoße."
" Klingt gut." stimmte Jake zu und holte schon mal die Tomaten in der Dose, die schon geschält und passiert waren.
" Gut, dann machst du die Soße und ich die Spaghetti, dann decke ich noch den Tisch." sagte Anni und so arbeiteten sie stillschweigend nebeneinander.

Während die Spaghetti im Wasser köchelten, deckte Anni den Tisch. Da sie nur zu Zweit waren, war das nicht viel Arbeit.
Sie legte gerade das Besteck neben die Teller, als sie ein leises Fluchen aus der Küche hörte.
" Jake? Alles ok?" rief sie und stellte schnell die Gläser auf den Tisch, um schnell in die Küche zu gehen.
" Ja, alles bestens. Hab mich nur gerade am Herd verbrannt. Ist nicht schlimm."
" Was?" Anni kam in die Küche und sah besorgt auf die Hand, die ein bisschen von ihm weg gestreckt war. "Lass mal sehen." Sie ging auf ihn zu, doch er wich einige Schritte zurück.
" Nein, ist schon gut, so schlimm ist es nicht, wirklich."
" Jetzt stell dich nicht so an und zeig mir deine Hand!" murrte sie und zog seine Hand, wobei sie ihn aus versehen bei der verbrannte Stelle erwischte, zu sich ran und schaute sie die kleine Wunde an.
Er hatte recht, schlimm war die Wunde nicht, dennoch schmerzte sie, das sah Anni, als sie ihm ins Gesicht sah.
" Ich sagte doch, dass es nicht schlimm ist." murmelte er und versuchte seine Hand wegzuziehen, doch sie hielt sie eisern fest.
" Trotzdem, sie sollte versorgt werden." sagte sie leise und ging ins Bad. Jake zog sie, da sie seine Hand noch immer nicht los gelassen hatte, hinter sich her.

Im Badezimmer holte sie aus der Hausapotheke eine Salbe gegen Verbrennungen, die ihre Mutter immer für einen Notfall parat hatte.
Sie tat etwas davon auf ihre Hand und verteilte die Salbe dann vorsichtig auf Jakes Verbrennung.

" Danke" sagte er schließlich, als sie fertig war und seine Hand los lies.
" Gern geschehen." lächelte sie schwach und erinnerte sich an Kindertage, als ihre Mutter sie mit dieser Salbe einkremen musste.
Jake sah zu ihr runter und schaute in ihre braunen Augen.
Plötzlich überkam ihn wieder dieses Gefühl, das es vorhin beim Kuss gespürt hatte.
Seinem Instinkt folgend, beugte er sich zu ihr runter und legte zaghaft seine Lippen auf ihre.
Zuerst erwiderte sie nichts, doch dann taute sie auf, schloss die Augen und genoss einfach seine Küsse.

Geschwisterliebe Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora