9. Riss im Friedensgefüge

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Am Montagmorgen gingen wieder allerlei Gerüchte in Ilvermorny um. So soll es in der Nacht einen Sternschnuppenhagel gegeben haben und der Schlossgarten sollte für kurze erfüllt gewesen sein von Sternensplittern, bis die Hausmeister sie alle eingesammelt und nun für ihren persönlichen Gewinn verkaufen würden. Es wurde schon einmal gemunkelt, dass die Hausmeisterin Brenda Bailey gelegentlich Tränke stehlen würde, um sie heimlich an Interessenten zu schmuggeln, die ihr viel Geld dafür zahlten. Es war lange Zeit die einzige Erklärung der Schüler gewesen, wie sie sich denn sonst diesen glitzernden Ring und die schicke Halskette hätte leisten können.

Erst Wochen später kam raus, dass sie und ihr Kollege, John Dutton, sich heimlich verlobt hatten. Seit diesem Tag gingen die Gerüchte um einen potentiellen Zaubertrankdieb in Ilvermorny zwar zurück, allerdings traten sofort neue auf. Dutton und Bailey würden nur heiraten, weil sein Visum bald auslaufen würde oder sie ein außereheliches Kind von ihm erwartete. Keines der Gerüchte konnte bisher bestätigt werden.

Das neuste Gerücht allerdings, welches wirklich in aller Munde war, war auch gleichzeitig die Ankündigung die die stellvertretende Direktorin an diesem Morgen machte. Professor Lawson, mit ihrem roten Haarschopf, hatte sich vor die versammelte Schülerschaft gestellt und um Ruhe gebeten. Evelynn und Jesse hatten ihr angeregtes Gespräch über die richtige Mischung eines Schlaftrunkes pausiert, der die Stärke hatte, einen Elefanten in Null Komma Nichts auf die Bretter zu schicken, als die Professorin ihre Stimme erhoben hatte.

„Bitte hört alle einmal genau zu!", rief sie. „Unsere Direktorin musste für eine wichtige Konferenz nach New York, deshalb kann sie es euch nicht persönlich sagen. Der Gang, der in die Kerker führt, wird bis auf weitere geschlossen. Jeder Schüler, der sich trotzdem Zugang zu ebenjenem Gang verschaffen sollte, wird angemessen bestraft werden und es werden härtere Maßnahmen, als einfaches Nachsitzen, gezogen, das kann ich euch sagen. Außerdem beginnen die Quidditchauswahlspiele ab dem nächsten Wochenende, die Teamkapitäne haben bis Samstag Zeit, mit Bescheid zu geben, wann sie das Feld buchen wollen. Das wäre auch schon alles, Dankeschön."

Sofort entbrannten die Gespräche wieder und zwischen Evelynn und Jesse war der Schlaftrank vergessen. „Was soll das heißen, der Gang ist gesperrt?", fragte sie leise. „Seit wann wird uns nicht mehr gesagt, warum etwas gesperrt oder versiegelt wird?"

„Keine Ahnung", erwiderte ihr dunkelhaariger Mitschüler nachdenklich. „Normalerweise gibt es immer eine Erklärung." Die beiden grübelten noch so lange darüber nach, bis sich drei weitere Personen an ihrem Tisch niederließen – Ava, Alondra und Joshua.

„Wo wart ihr denn?", fragte Evelynn sofort und blickte besonders ihre beste Freundin an.

„Wir haben alles mitangehört, falls es das ist, was du eigentlich fragen wolltest", erklärte Alondra. „Wir saßen weiter hinten in der Halle, aber ihr habt uns nicht bemerkt. Habt ihr auch darüber geredet?"

„Na klar, worüber sonst?", fragte Jesse und zuckte mit den Achseln. „Die ganze Schule redet darüber."

„Ja, und ich glaube auch wieso." Alle sahen zu Joshua, der die Arme verschränkt und die Beine unter dem Tisch ausgestreckt hatte.

„Ach? Was hast du für Informationen, die wir nicht haben?", fragte Ava. „Und warum rückst du erst jetzt mit der Sprache raus."

„Willst du es nun hören, oder nicht?"

„Hört auf und jetzt erzähl", unterbrach Evelynn ihr Gekabbel und Joshua nickte.

„Als ich gestern Abend vom Essen in den Gemeinschaftsraum bin, da hab ich Professor Reeves und Professor Winters belauscht", fing er an und Evelynn verkrampfte sich kurz. „Natürlich aus Versehen. Ich wollte um die Ecke im Erdgeschoss biegen, als ich ihre Stimmen gehört hab. Deine Tante klang ziemlich aufgebracht", fügte er an sie gewandt hinzu.

Priori Incantatem (HP/FF)Where stories live. Discover now