8. Aufklärungsarbeit

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Müde ließ sich Linnea auf ihrem Bett nieder und der Mann ihr gegenüber blickte sie einfach nur an. Caradoc wirkte so, als wäre es sich nicht ganz sicher, ob er nun froh war, Lin getroffen zu haben, oder ob er sich einfach nur nicht wohl fühlte, wenn er nicht ganz Herr der Lage war.

„Du schuldest mir eine Erklärung", murmelte sie, rieb sich über die Augen und entledigte sich ihrer Schuhe. „Wieso hast du allen etwas vorgespielt?"

Nach einer kurzen Pause ließ er sich auf dem knarzenden Schreibtischstuhl nieder und stützte seine Ellbogen auf die Knie, ehe er dann langsam anfing zu sprechen. „Es hat sich ehrlich gesagt damals so ergeben. Als... als ihr alle weg wart und ich letztendlich alleine in London geblieben bin, da hat es nicht aufgehört. Diejenigen, die nicht von Voldemort verhext wurden und ihm treu ergeben waren, waren immer noch dort draußen und haben vor nichts zurückgeschreckt. Sie haben weiterhin gemordet und gefoltert." Er schluckte kurz und blickte dann auf. Lin hatte innegehalten.

„Das... wusste ich nicht", sagte sie schließlich.

„Ich mache euch keinen Vorwurf", erwiderte Caradoc sofort. „Ihr wolltet dort weg und ich kann das verstehen. Als Marlene – als sie gestorben ist, da wollte ich auch weg. Aber ich konnte nicht einfach das Land verlassen und meine Familie zurücklassen."

„Es tut mir so leid."

„Warum? Es ist nicht deine Schuld. Und du weißt das. Aber es wurde trotzdem immer gefährlicher dort draußen. Alice und Frank Longbottom wurden in den Wahnsinn gefoltert, von Sirius' Cousine Bellatrix Lestrange. Sie galt als eine der treusten Untergebenen von Voldemort und als sie in Askaban gelandet ist, da dachten wir alle, es würde nun besser werden. Das wir endlich Luft zum Atmen haben würden."

Er seufzte und rieb sich dann kurz die Schläfe. „Aber die Todesser waren lediglich auf eine krankhafte Weise angespornt. Wenn Bellatrix es nicht geschafft hatte, den Aufenthaltsort ihres Herrn zu finden, dann würden sie diese Lorbeeren ernten können. Sie hatten alle diese Hoffnung, dass, sobald Voldemort wiederkehren würde, würden sie seine... seine rechte Hand oder sowas sein. Aber er war fort und Lily und James waren tot und lediglich Harry hatte überlebt."

„Das heißt, selbst als Voldemort besiegt war", fragte Lin leise. „Selbst dann hatte es nicht aufgehört? Selbst dann wurden Muggelstämmige gejagt?"

„Schlimmer", antwortete er. „Sie wurden nicht nur gejagt. Es wurden Aggressionen an ihnen ausgelassen und wenn sie schließlich keinen Nutzen mehr hatten, wurden sie beseitigt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die Halbblüter an der Reihe sein würden."

„Das ist barbarisch", erwiderte Lin angeekelt und winkelte die Beine auf ihrem Bett an. „Man sollte meinen, diese Leute würden einen Funken Verstand besitzen."

„Sie sind ja leider nicht dumm, nur verblendet. Ein falscher Idealismus kann überall dazu führen, dass Menschen zu Gräueltaten fähig sind. Wir... wir haben es selber erlebt."

„Und ich kann es immer noch nicht glauben", beteuerte sie. „Sirius hätte ihnen das niemals angetan."

„Ich weiß, dass es schwer erscheint, zu glauben, er hätte seine besten Freunde verraten - "

„Was er nicht hat", erwiderte sie stumpf. „Ich glaube an seine Unschuld, bis das Gegenteil bewiesen wurde. Außerdem... wenn er wirklich schuldig wäre, dann..."

„Dann was? Wäre er nicht aus Askaban ausgebrochen? Hätte er nicht versucht, Harry in Hogwarts umzubringen und wäre dann wieder geflohen? Du musst dich den Tatsachen stellen. Du und auch Dumbledore mögt an seine Unschuld glauben, aber ich weiß, wenn ich einen Verräter sehe."

Priori Incantatem (HP/FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt