Answer to my prayers?

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Ein absurder Gedanke. "stell dir vor..." Ich atmete aus und spürte wie sich gleich darauf meine Lunge mit Luft füllte. Mit dicker, heißer Luft und Staub. Die Sonne ging gerade am Horizont auf und versprach den nächsten Tag. Auch wenn keiner von uns sich sicher war,  ob es für uns das selbe verheißen würde. "... Es ist Krieg. Und keiner geht hin." Unwillkürlich drehte ich den Kopf zu Davis. Dieser sah mich an als wäre ich nicht ganz dicht, was wohl auch stimmte, und fing an zu lachen. "Du hast zu viel Sonne abbekommen, Junge.." Ja, das stimmte wohl. Aber nicht mehr als die anderen auch. Wir waren alle halb wahnsinnig geworden bei dem letzten Auftrag in der prallen Sonne. Mit voller Montur bei nahezu 46 Grad im Schatten. "Wenns nur so einfach wäre." Säufzte er und schmiss den Zigaretten Stummel weg, als er den aller letzten Rest Nikotin aufgesogen hatte und beinahe der Filter an brannte. Der Stummel landete im Sand. Wie alle unsere Hoffnungen endlich Nachhause zu kommen, verqualmte der Funken und erstarb, kurz bevor sich sein in Kampfstiefel gebundener Fuß darüber senkte und ihn zertrat.

Geballte Fäuste, zitternde Muskeln und ein Blick der darauf schließen ließ, dass ich nicht ganz unschuldig war, waren meine Begleiter auf dem Weg zum Auto. Ich hasste mich selbst. Ich hasste mich so sehr wie es bisher nur einem Menschen möglich war mich zu hassen. Mein Vater war streng katholisch, konservativ und nicht zu vergessen Krank. Wenn er seinen Sohn Krankenhausreif schlagen musste, weil er ein wenig übermütig in jungen Jahren war oder es nicht besser wusste... Bei Gott dann würde er es tun.

Ich hatte keine andere Wahl. Ich nahm meine Medikamente und lehnte mich ans Auto. Es dauerte, aber die Medikamente wirkten. Mehr und mehr entglitt mir der Faden zur Realität. Alles fühlte sich wie in Watte verpackt und dumpf an. Betäubt. Meine Stimmung wechselte über zu einer neutralen gleichgültigen. Mir war bewusst, dass ich so nicht ins Auto steigen konnte. Am Ende brachte ich noch jemanden um... Und mir wurde bewusst wie ironisch das war. Beinahe zum lachen. Es wären nur ein paar Opfer mehr auf einer langen Liste.

"Jason!" Die Stimme die meinen Namen rief kam näher. Diese Stimme, die Erlösung verhieß und doch durfte ich nicht nach ihr greifen. Ich stützte mich am Auto ab und drehte mich leicht. Die Medikamente hatten jedes Gefühl in mir getötet, ich spürte die Muskeln in meinem Gesicht nicht mehr. Nicht fähig zu lachen, zu weinen oder Wut zu empfinden. Geschweige denn Angst. "Du hast deine Jacke liegen lassen..." Meinte sie, als sie außer Atem bei mir an kam. Natürlich... Wieso hätte sie auch meinetwegen kommen sollen? "Geht's dir nicht gut?" Die Frage war genau so ironisch, wie die Antwort  offensichtlich war. "Alles in Ordnung." Gab ich stumpf zurück und nahm ihr die Jacke ab. "Bist du dir sicher? Du warst so schnell weg und ich..." Ich wartete nicht ab bis sie vielleicht wieder in mein inneres drang und unterbrach sie. "Es geht mir gut." Die Jacke die sie mir hin gehalten hatte, schmiss ich nun ins Auto. "Es ist alles in Ordnung, ich muss nur..." Nuschelte ich und stieg ins Auto "Ich muss nur hier weg." Damit knallte ich die Tür zu und startete das Auto. Ihre Stimme verursachte in mir gar nichts... Und wenn ich das so sagte, dann meinte ich das im besten Sinne. Manchmal erinnerten mich Stimmen an längst vergangene Personen. Kameraden die ich verloren hatte. Aber wenn sie mit mir sprach. Dann war ich Zuhause. Nicht dort. Ich fragte mich kurz ob ich meine Medikamente überhaupt hätte nehmen müssen. Ob nicht vielleicht ihre Stimme gereicht hätte. Aber jetzt würde ich es wohl nie erfahren.

Some last words?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt