Kapitel 4 ~ Der Brief

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Kapitel 4 – Der Brief

 „Später vielleicht.“ entgegnete ich ihm lächelnd und sagte:

„Erzähl mir lieber etwas über dich.“

„Was möchtest du denn wissen?“

„Alles!“

Alec lachte herzhaft und mir wurde warm ums Herz. Noch nie zuvor hatte ich so ein wunderschönes kehliges Lachen gehört, das meine Sinne erbeben ließ.

„Wirklich alles?“ hakte Alec nach.

„Ja.“ bestätigte ich nickend.

„Du bist echt einmalig, weißt du das?“

„Jetzt schon.“ grinste ich ihn vergnügt an und schlenderte mit ihm weiter hinter den anderen her, die noch immer heiß miteinander tuschelten.

„Also… wo soll ich anfangen?“

Am liebsten hätte ich Alec alles mögliche gefragt – angefangen davon, ob er noch Single ist oder nicht, aber das verschob ich erst einmal und warf meine Standardfragen in den Raum:

Wie heißt du mit vollständigem Namen?

Welche Hobbys hast du?

Welche Musik magst du?

Was machst du beruflich?

Was ist deine Lieblingsfarbe?

Welches Sternzeichen bist du?“

etc., die Alec alle fleißig beantwortete und mich hin und wieder zum Lachen bzw. zum Grübeln brachte. Denn die meisten Musikstücke und einige seiner Hobbys sagten mir überhaupt nichts. Aber ich wusste nun immerhin, dass er 19 Jahre jung und Single war, was mich innerlich jubeln lies und ich ein beglückendes Grinsen unterdrücken musste. Sein richtiger Name lautet Alexander Silver und er mag die Farbe rot sehr, was ich sofort in mein Hirn unter der Kategorie „Extrem wichtig“ abspeicherte.

Im Gegenzug zu meinen Fragen beantwortete ich auch seine Fragen so gut ich konnte.

„Was sind das überall für Dinger, die wie Telefonzellen aussehen? Ich habe die gestern schon gesehen, als ich mit Leela shoppen war.“

Alec blickte mich irritiert an.

„Was sind Telefonzellen?“

„Oh…achja. Du kennst das ja gar nicht. Ähm… Telefonzellen oder fachlich als Telefonhäuschen bezeichnet, sind oder eher waren stationäre öffentliche Telefone in kleinen Ein-Quadratmeter-Häuschen, in die man Geld einwerfen musste, um mit anderen zu reden, weil es damals noch keine Handys oder Smartphones gab. Oder man zahlte statt mit Münzen mit einer Telefon- oder Kreditkarte. Also keine Kommunikationsteile wie ihr sie heute habt. Sie sahen so ähnlich aus wie die Dinger dort drüben… Nur irgendwie anders. Ich bin furchtbar im Erklären… Entschuldige bitte…“

Entschuldigend sah ich zu Alec auf, der ein Stück größer war als ich und beobachtete ihn dabei, wie seine Blicke über den angrenzenden Platz auf der Suche nach den kleinen Telefonhäuschen glitten.

„Ah, du meinst unsere Info-Points die mit der Stadtverwaltung und dem Hauptmuseumsarchiv verbunden sind.“

„So etwas gibt es?“

„Ja, es sind unsere stationären Hilfen, wenn wir etwas suchen oder aus dem Archiv benötigen. Wir können z. B. in alten Unterlagen suchen, Musik und Bilder aus der Vergangenheit auf unsere Datenpods laden und bei Bedarf auch mit jemandem aus der Stadtverwaltung Kontakt aufnehmen.“

„Wow… Bei Musik werde ich jetzt hellhörig. Gibt es auch Musik aus meinem Jahrzehnt?“

„Das weiß ich nicht so genau. Aber wir könnten es demnächst in Erfahrung bringen.“

Schneewittchen erwacht...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt