Kapitel 7

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Wir fuhren etwa zehn Minuten, ohne ein einziges Wort miteinander zu wechseln. Es war völlig still, nichtmal Musik lief, dennoch war es keine unangenehme Stille. Er parkte und hielt mir anschließend die Tür auf, ich stieg aus und wir befanden uns auf einem etwas höher gelegenen Park. Ich war hier noch nie gewesen, da es in einem der wohlhabendsten Viertel Hollywoods war. "Komm mit." sagte Justin leise und ich folgte seinen zügigen Schritten. Wir liefen eine Weile und er führte mich zum Gipfel des Parks. Es war ein kleiner Hügel auf dem ein einziger Baum und eine Bank standen. Von dort oben hatte man eine fabelhafte Aussicht auf die Hollywood Buchstaben. Wir setzten uns schweigend auf die Bank und lauschten den Geräuschen der Vögel. Es war fast sechs Uhr und die Sonne ging langsam auf, die Welt wurde belebter. 

Tiere fingen zu singen an und über dem Hollywood Sign breitete sich ein sagenhafter Sonnenaufgang aus. "Wow." staunte ich als ich beobachtete wie sich alles in ein zartes rosa tauchte. Erst jetzt bemerkte ich wie Justin mich angestarrt hatte, ich blickte auch ihn an. Die Sonne reflektierte sich in seinen dunklen Augen und seine Haut leuchtete als die Sonne auf ihn strahlte. Es war als sähe ich ihn in einem komplett anderen Licht, er war wie eine andere Person für mich. Ich blinzelte ein paar mal und schaute dann wieder auf den Sonnenaufgang, der mittlerweile fast fertig war. Auch Justin hatte nun seinen Blick zur Sonne gerichtet und schloss genießerisch die Augen. "Wieso bin ich hier?" fragte ich ruhig, den Blick immer noch auf das Hollywood Sign gerichtet. Justin drehte seinen Kopf langsam zu mir, es war eine lange Pause. Schweigen, kein unangenehmes Schweigen. Nun drehte ich mich auch langsam zu ihm und blickte ihn an, ich schluckte und sah wie er sich über die Lippen leckte. Ich hatte es schon oft an ihm beobachtet, wie er sich die Lippen leckte und ich mochte es irgendwie. 

"Komm wir gehen es ist schon spät." antwortete er und stand auf, ohne meine Frage zu beantworten. Ich kräuselte die Stirn und rannte ihm hinter her, "Warte!" rief ich und holte ihn ein, "du hast meine Frage nicht beantwortet." fügte ich hinzu. Er nickte nur stumpf und ich sah ihn irritiert an. "Ich wollte dir einfach einen Ort zeigen an dem man sich immer wohl fühlt, egal wie beschissen das Leben gerade ist." antwortete er schließlich und stieg ins Auto ein. Ich blieb etwas verdutzt vor dem Auto stehen, wieso wollte er auf einmal etwas Gutes für mich?! 

"Wa ist? Steigst du ein oder soll ich ohne dich fahren?" fragte er und seine grobe Art kehrte zurück. Ich sollte ihn eigentlich hassen, dafür wie er mich behandelt hatte, aber aus irgendeinem Grund tat ich das nicht. Zögernd stieg ich ins Auto und wir fuhren los. Die Fahrt war erneut sehr still, allerdings war es diesmal ein erdrückendes, peinliches Schweigen. Ich zwirbelte an meinen Haaren und rutschte nervös auf dem Sitz hin und her, da es eine unangenehme Situation war. Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt er vor meinem Zuhause. "Um.. Danke. Für den den schönen Abend." sagte ich vorsichtig und wusste nicht recht, wie ich mich von ihm verabschieden sollte. "Jaja." wimmelte mich Justin ab und ich stieg schließlich aus. Ohne ein weiteres Wort zu sagen fuhr er davon. Ich blieb alleine am Straßenrand zurück, verloren und hilflos stand ich da und wusste nicht so recht wohin mit mir oder was gerade geschehen war. 

Nach einer Weile ging ich rein und betrachtete meine leere, unpersönliche Wohnung. Mir fehlte irgendwas im Leben, eine dauerhafte Leere prägte mich. Ich setzte mich auf mein Sofa, da ich noch nicht müde war. Justins Worte kamen mir in den Sinn, er kam also an diesen Ort, wenn sein Leben beschissen lief. Ich fragte mich ob ich ihn falsch eingeschätzt hatte, ich dachte dass ein reiches Leben wie seines doch mit Glück gefüllt sein müsste. Vielleicht war er genau so eine arme Seele wie ich. Die ganze Zeit konnte ich an nichts anderes als an Justin denken. Er machte mich verrückt, obwohl er nichtmal in der Nähe war. Schließlich beschloss ich Schlaftabletten zu nehmen, da es mittlerweile fast acht Uhr morgens war und ich immer noch kein Augen zugedrückt hatte. Meine Augenlieder erschlafften und ich fiel in einen unruhigen Schlaf und selbst in meinen Träumen verfolgte mich der Gedanke an Justin, den Ausblick auf das Hollywood Sign und an seine Stimmungsschwankungen.  

ANDERE WELTEN  *JB FF*Where stories live. Discover now