Kapitel 83

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Jills Sicht:

Ich schlug meine Augen ruckartig auf, in der Hoffnung es sei nur ein schlechter Traum. Doch als ich aufwachte lag ich immer noch an der selben Stelle, mein Arm war an dem Sofa fest gemacht und ich war alleine. Ich blickte auf den Sessel neben mir, dort saß eben noch meine angebliche Mutter. Nun wusste ich, dass sie ihre Zwillingsschwester war und noch dazu ihre Mörderin. Bei dem Gedanken wurde mir schlecht und erneut schossen mir Tränen in die Augen, ich wollte einfach nur hier weg. Ich wollte mich fest an Justin klammern und mich sicher fühlen. Warum dachte ich ausgerechnet jetzt an Justin? Schließlich war er derjenige der mich in den Wald getrieben hatte und ich wusste nichtmal warum. Ich blickte an meinen Arm, die Handschelle hatte mein Handgelenk errötet und es schmerzte, ich setzte mich mühselig auf und blickte mich um. Es war niemand zu sehen, vergeblich sah ich mich nach einem Schlüssel für die Handschellen um, oder irgendwas womit ich sie öffnen konnte. Ich entdeckte eine Haarklammer auf dem Boden, neben dem Sessel. Damit könnte ich versuchen die Handschellen zu öffnen, allerdings war sie viel zu weit weg. Ich versuchte sie trotzdem zu erreichen und lehnte mich nach unten, ich versuchte sie zu greifen. Doch die Handschelle schnitt in mein Handgelenk ein, der Schmerz war unbeschreiblich und ich kniff schmerzerfüllt die Augen zu. Es trennten mich nur wenige Zentimeter von der Haarklammer, doch ich konnte sie nicht erreichen. Erschöpft ließ ich mich auf das Sofa fallen und beugte mein Handgelenk, das Metall hatte sich in meine Haut geschnitten und ich blutete etwas.

Ich fuhr mir nervös und verzweifelt durch die Haare, ich wusste nicht was ich tuen sollte. Bevor ich weiter verzweifelte traten einige Gestalten in das Zimmer. Es waren erneut ein paar Handlanger, gefolgt von der Mörderin meiner Mutter und Matt. Mein Blut gefror bei seinem Anblick, ich wusste ich hatte ihn das letzte mal im Auto gesehen. Sie hatten mich die ganze Zeit verfolgt. Mein herz raste und die blanke Angst packte mich. Er grinste mich hämisch an und setzte sich neben mich auf das Sofa. Sein Parfum kroch in meine Nase und ich hätte mich am liebsten übergeben. Ich versuchte soweit weg zu rutschen wie nur möglich, doch es ging nicht, er kam immer näher. "Hast du mich vermisst?" fragte er mit seiner unangenehmen Stimme und eine Gänsehaut überfuhr mich. Ich blickte ihn nicht an, doch er hob mit seinen ekelhaften Fingern mein Kinn hoch, so dass ich ihn ansehen musste. Ich versuchte mich zu fassen und stark zu wirken, doch bei seinem Anblick kochte alles in mir hoch und meine Augen wurden wässrig. Jahrelang hatte ich für meine Mutter bei ihm gearbeitet, dabei war das alles nur inszeniert. Mein ganzes Leben hatte ich verschwendet, ich hatte Justin ins Gefängnis gebracht! 

"Arme Ding, versucht stark zu sein." flüsterte er und begutachtete mich. Er sah mich von oben bis unten an, ich fühlte mich nackt in meinem dünnen Kleidchen. "Was willst du?" zischte ich und zog mein Kinn weg. Er zuckte mit seiner Augenbraue und sein Grinsen verschwand. Sein Ausdruck erhärtete sich und er stand auf. "Ich nehme an du hast einige Fragen." begann er, "ich bin hier um dir alles zu erklären." lächelte er erneut, doch dieses Lächeln war bösartig und furchteinflößend. "Wieso habt ihr meine Mutter umgebracht?" platze es förmlich aus mir heraus und Matt drehte sich mit einem breiten Grinsen zu mir, sein Goldzahn war sogar zu sehen. "Nana, eins nach dem Andren." sagte er und setzte sich neben meine angebliche Mutter auf die Sessellehne. "Deine Mutter und ich waren früher ein Herz und eine Seele." begann die Mörderin meiner Mutter, "mein Name ist Jane aber du darfst mich auch Tante J. nennen." lachte sie und ich funkelte sie an. Eine eiserne Wut packte mich und ich biss die Zähne zusammen, aus purem Affekt spuckte ich ihr vor die Füße. Matt und Jane sahen erst zu Boden und dann zu mir. Bevor ich etwas sagen konnte schlug Matt mir kräftig ins Gesicht:" Habe etwas Respekt,schließlich ist sie deine Tante." zischte er und ich fasste schmerzerfüllt an meine Wange. Meine Haut prickelte und wurde heiß an der Stelle. "Unsere Mutter starb früh, weil ein Drogenbaron sie entführt und ermordet hatte. Warum? Weil unser Vater ein Drogendealer war. Einer der sehr bekannt und gehasst war. Sein Geschäft war ihm wichtiger als die Familie." erklärte Jane und blickte mir in die Augen, ich erkannte einen Funken Schmerz und Bedauern in ihren Augen, als sie die Gesichte erzählte. 

Ich konnte nicht fassen was ich da hörte, mein Opa war ein Drogendealer? Ich erkannte diese Familie nicht wieder, es war als würde ich mich selber nicht kennen. "Nach dem Tod unserer Mutter änderte das alles. Mein Vater wurde verbittert und steigerte sich noch mehr in seine Job hinein. Deine Liebe Mutter versuchte ihm zu helfen und ihn zu bekehren. Sie hielt nichts vom Drogengeschäft. Trotzdem war sie immer schon der Liebling meines Vaters gewesen." fuhr sie fort und ihr Blick wurde eisern und verbittert. "Als mein Vater starb, irgendwann im Alter, vermachte er alles meiner Schwester. Ich bekam kaum etwas, das gesamte Drogengeschäft ging an sie. Obwohl ich mein Leben lang daran gearbeitet hatte, ich hatte alles für die Familie gegeben, doch er vermachte einfach alles an sie." zischte Jane und es war als würde sie in mir, meine Mutter sehen. "Sie wollte das Drogengeschäft auflösen, alles was mein Vater aufgebaut hatte wollte sie einfach zerstören. Dann kamst du auf die Welt und deine Mutter war sich sicherer denn je, dass sie das Drogengeschäft aufgeben wollte." erklärte sie und Matt legte seinen Arm auf ihre Schulter, vielleicht weil es ihr schwer fiel die Gesichte zu erzählen. 

"Als dein Vater deine Mutter verließ, weil er nichts mit dem Drogenbusiness zutun haben wollte, leitete deine Mutter die ersten Schritte zur Vernichtung der Drogen ein. Auch wenn ich sie versuchte davon abzuhalten, zerstörte sie alles was wir uns aufgebaut hatten. Und ich konnte doch nicht einfach tatenlos zusehen. Zum Glück habe ich damals Matt kennengelernt, auch er war schon im Drogengeschäft tätig und wollte mit in die Firma meines Vaters einsteigen. Also mussten wir irgendwie meine Schwester abhalten. Mit reden funktionierte es nicht, als musste ich sie umbringen." sagte sie kalt. "Glaub mir, es ist mir nicht leicht gefallen, aber es gab keine andere Möglichkeit. Da ich kein Unmensch bin, nahm ich dich auf. Allerdings durftest du nie etwas davon erfahren, also dachten wir uns diese Geschichte aus. Da du die Rechtmäßige Erbin des Drogengeschäfts bist." erklärte sie und nun verstand ich warum ich hier war. "Dein kleiner Popstar kam uns ganz schön in die Quere, es lief alles reibungslos, bis er sich einmischte. Ich musste natürlich mitspielen aber es konnte ja keiner Wissen dass Justin auf einmal einen Alleingang startet. Aber zum Glück hat Matt gute Verbindungen bei der Polizei, da der Officer ein Stammkunde bei uns ist." grinste sie und sah Matt glücklich in die Augen. "Matt wurde entlassen, natürlich ohne das irgendjemand davon wind bekam. Jetzt müssen wir das Erbe also anders bekommen. Ich wollte es zunächst auf die weiche Tour machen, dir das Leben nicht schwer machen. Denn ob du es glaubst oder nicht, du bist mir wichtig. Aber du bist deiner Mutter zu ähnlich, deswegen müssen wir es jetzt leider auf die harte Tour machen." erklärte sie und mit diesen Worten rückten die Männer näher. Matt zückte einen Vertrag und einen Stift. " Du wirst das jetzt unterschreiben, in diesem vertrag erklärst du, dass du das Erbe an uns Beide abtrittst." erklärte Matt und legte es auf den Glastisch neben mir. "Das einzige Problem ist, dass du das Erbe erst weitergeben kannst wenn du tot bist." fügte Matt hinzu und erneut setzte er sein Grinsen auf. Mein Herz pochte, waren das die letzten Stunden meines Lebens? 

ANDERE WELTEN  *JB FF*Where stories live. Discover now