Kapitel 1 | Neu Anfang

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Aron (englisch ausgesprochen)

Ich sah den Typen der mich gerade umgerannt hatte einige Sekunden an. Das Rabenschwarze Haar hing ihm in sein makelloses Gesicht, welches neben einem markanten Kinn, erkennbaren Wangenknochen auch noch zwei eiskalte Saphire enthielt, welche die Kälte des Nordpols beherbergten. Noch ehe meine Gedanken noch weiter abschweifen konnten, fing ich an die Scherben einzusammeln. Na klasse. Da freut sich mein Chef bestimmt. Wie auch das Porzellan, sah ich auch mein Gehalt zerschellen. Nur weil dieser Idiot nicht die Augen aufmachen kann. Er murmelt irgendwas doch ich verstand es nicht genau, denn meine Konzentration lag auf den scharfen Scherben und der braunen Suppe welche mir beinahe meine Hose versaute.
Nachdem ich die Scherben großteils auf das Tablett gelegt hatte, und der Kerl mich weiterhin anstarrte sah ich wieder auf und ihm direkt in seine stahlblauen Augen. "Kann ich ihnen helfen Mister?", fragte ich ihn da ich mich unter seinen intensiven Blicken unwohl fühlte. Ich mochte es nicht angestarrt zu werden, und schon gar nicht von einem Fremden, welcher sich so eigenartig verhielt. Die Fassung in seinem Gesicht schien er wieder zu finden, denn der Blick, welcher bisher noch eher in der Ferne hing, fokussierte sich nun direkt auf mich. Seine perfekt geformten Lippen spalteten sich ein wenig und ich hörte wie er Luft zum Reden holte. Gebannt, was jetzt kommen könnte, sah ich ihn weiterhin an, die rechte Braue fragend erhoben.
"Nein. Alles in Ordnung. Entschuldige mich, ich habe nicht aufgepasst", entschuldigte er sich endlich für sein Verhalten. Seine Stimme war ziemlich dunkel und schien trotz den freundlichen Worten bedrohlich. Der Typ war gruselig, trotz seines guten Aussehens, aber irgendwas ist ja immer.
"Aron Jung! Was machst du wieder?!", kam es vom Tresen und mein Chef, ein Mann mitte 40 mit kurzen braunen Haaren und einem grässlich aussehenden Schnäuzer, kam heran geeilt. Ich finde es immer wieder schön wie er meinen Namen brüllt. Da kräuseln sich direkt meine Finger- und Fußnägel und ich konnte das entfernte Wimmern meines Kontos hören. Ich verabschiedete mich schon innerlich von einem Teil meines Gehalts für die zwei Tassen. "Geht es ihnen gut, Sir?" fragte er vorsichtig und sah den Typen, der immer noch mit mir am Boden kniete, besorgt an. Seine Blaue Augen richteten sich auf den Mann und irgendwie schienen sie vertraut miteinander, denn der Blick meines Chefs veränderte sich drastisch. Bis eben schien er noch besorgt, doch jetzt stand ihm das pure Entsetzen ins Gesicht geschrieben. "Schon gut, das passiert den Besten", es war ein sachtes doch falsches Lächeln was der Unbekannte auf dem Gesicht trug als er sich erhob. "Die Tassen bezahle ich natürlich" damit fiel sein Blick wieder auf den Scherbenhaufen, welcher noch immer auf dem Tablett ruhte und wartete von mir in den Müll gebracht zu werden. Eine Kollegin eilte mir mit Tüchern zur Hilfe und fing an den Boden vom Kaffee zu säubern. Ich richtete mich nun samt Tablett auf um ihr etwas Platz zu machen um meine Schweinerei weg zu machen, und um den Müll wegzubringen.
"Aber nicht doch! Es war doch nicht Eure Schuld", wendete mein Chef gleich ein und hob abwehrend seine Hände. Na der verhielt sich ja ungewohnt förmlich. Er muss ja echt schiss vor diesem Typen haben? Ist der irgendwie bei der Mafia oder so zu gange? Sein dunkles Aussehen spräche dafür, und auch diese komisch gefährliche Präsenz welche ihn umhüllte. "Natürlich... immerhin habe ich ebenso wenig aufgepasst." Und damit war die Diskussion beendet. Mein Chef warf mir noch einen vernichtenden und strafenden Blick zu ehe er den Gast nach vorne begleitete um das mit der Bezahlung zu klären.

Wenigstens war mein Gehalt sicher.


~.~.~

Zephyr


Ich hatte ihn doch tatsächlich verwechselt. Doch.. Das Aussehen dieses Jungen war doch schon erschreckend dem, meines Schatzes ähnlich. Die Blonden haare, und die Augen, welche das Meer widerspiegelten. Sie haben mich wie eine riesige Welle getroffen und mit sich gerissen. Ich versank in diesem Blau und schaffte es nicht zu Atmen. Mein Herz wurde unter dem Druck zusammengedrückt und auf meinem Körper breitete sich eine Gänsehaut aus. Erst die donnernde Stimme seines Vorgesetzten, welche nicht "Sora Milarosa" brüllte, zog mich wieder aus den Tiefen seiner Augen und ich kam zu mir. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf den Drake, welcher genau wusste wer vor ihm stand. Normalerweise hätte ich eine Szene los getreten, doch ich wollte diesen Jungen keine Probleme machen. So entschied ich mich, das ganze runter zu spielen und die beiden Tassen zu bezahlen. Doch noch während der Erddrache mir seine Schuld bezeugte und sich mehrfach für das Verhalten des Jungen entschuldigte, wanderten meine Gedanken eben zu diesem zurück. Ich versuchte seinen blonden Schopf erneut in der Menge zu entdecken, doch es war mir nicht geglückt. Er schien sich schon in Sicherheit gebracht zu haben, denn so wie mein eines Ohr die Worte seines Vorgesetzten lauschte, erfuhr ich, dass er wohl öfters tollpatschig unterwegs war.
Die Verlockung war groß alles über ihn in Erfahrung zu bringen. Allerdings könnte ich das ganze übereilen, und mir falsche Hoffnungen machen. Einen erneuten Rückfall konnte ich mir nicht leisten. "Aron Jung, richtig?", fragte ich nochmal noch, während ich den orangenen Schein auf die Theke legte. Kurz schien der Drache mir nicht ganz folgen zu können, doch es machte 'Klick', noch bevor ich deutlicher werden musste. "Der Junge? Ja! Ein ziemlich reiches Söhnchen, ich verstehe nicht warum er hier arbeiten wollte", antwortete er und wollte das Wechselgeld aus der Kasse holen, doch mit einer erhobenen Hand stoppte ich. "Das passt so. Die Information war es mir wert", entgegnete ich nur knapp und ging dann aus dem Café.
Die stinkende Luft umhüllte mich gleich und ich wünschte mir den Geruch von Kaffee und Kuchen wieder her, doch dessen war ich selber Schuld. Wer weiß wie die Erde geworden wäre, wäre ich nicht geflohen. Hätte ich mich nicht verkrochen, müssten wir uns jetzt nicht mit Ozonlöchern, der Schmelzung der Polarkappen, massiven Waldbränden, dem Aussterben von millionen Arten und dem ganzen anderen Scheiß, den die Menschen fabriziert haben, herumschlagen.
Doch so war es nun mal. Wir haben uns zurückgezogen und den Menschen freie Bahn gegeben. Nun waren wir es die versteckt unter ihnen lebten, in der Unterzahl und mit gesenkten Köpfen. Aber nicht mehr lange, und wir werden die Menschen daran erinnern, dass sie nicht an der Spitze der Nahrungskette stehen. Wir werden uns erneut erheben und diesmal keine Gefangenen machen. Vater wollte, dass wir die Erde beschützen - und selbst wenn ich dieses Versprechen nicht eingehalten habe, möchte ich es jetzt wieder gut machen.
Wir fangen von vorne an. Mit unseren Schwingen tragen wir Feuer und Zerstörung über diese erbärmlichen Kreaturen, so dass nur noch Asche verbleibt, aus der neues Leben entstehen kann.

Doch bis dahin, bleibt mir noch ein wenig Zeit um meine Neugierde zu befriedigen, und sicher zu gehen, dass dies nicht Sora ist. .

Und das war auch gleich mein Ziel als ich bei mir im vertrauten Eigenheim ankam. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche um Carlos eine, alles andere als nette, Nachricht zu schreiben, und ließ mich dann auf meinem Schreibtischstuhl fallen. Nachdem der Rechner hochgefahren war, kümmerte ich mich erstmal um ein paar meiner Pflichten und beantwortete Mails, und überflog einige der Berichte, welche mir von meinen Spionen geschickt wurden.
Erst dann, als mein Kopf klar war, konnte ich mich Google zuwenden und tippte den Namen in die Suchleiste ein. Ein paar Ergebnisse sprangen mir auch direkt ins Auge, und ich konnte nicht davon ablassen, jedes Detail über ihn in mich aufzusaugen wie ein Schwamm.
Sein Vater, Markus Jung, war Verteidigungsminister und auf der Suche nach einem Bodyguard für seinen einzigen Sohn. Kein gutes Zeichen. Der Verteidigungsminister gehörte zu unseren größten Feinden. Er hatte die Kontrolle über die Panzer und Jets, welche uns Drachen vom Himmel holen konnten. Es wäre eine Katastrophe, würde er von uns Erfahren. So hätten wir nicht den Überraschungsmoment und man könnte Vorkehrungen gegen uns treffen.
Doch würde mich das abhalten? 

Nein. Ich musste eben nur vorsichtig sein. 

Human's SlaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt