Drei

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Ein leichtes Rütteln an meinen Schultern reißt mich aus meiner Bewusstlosigkeit und ich will nicht zu mir kommen. Warum haben sie es nicht beendet? Ich bin mir sicher, dass sie nah dran waren. Mehr als sicher.

„Komm schon, ich merk' doch, dass du wach bist“, murmelt die mir bekannte Stimme nah an meinem Gesicht. Das fühlt sich seltsam massiv an. Als hätte man es in Gips gegossen. Noch habe ich mich nicht gerührt, daher kann ich die auf mich zukommenden Schmerzen in den Gliedern nur erahnen. Es tut weh die Augen zu öffnen. Meine Lider brennen und ich zwinge mich ruhig zu atmen. Diesmal liege ich nicht in dem Gartenhäuschen, sondern auf einer Couch. Eindeutig bequemer, als dieses mickrige Bett und man hat es nicht für nötig befunden mich zu fesseln. Gut, ich fühle mich im Moment ohnehin nicht nach Aufspringen und Loslaufen, aber dennoch sind die ganz schön mutig. Etwas an meiner Brust spannt und ich erinnere mich wage an den Hieb in meine Rippen. Die Lehne der Couch ist sehr hoch und auf der anderen Seite kniet ein Typ. Meine Sicht ist zunächst verschwommen, aber an seiner Stimme erkenne ich die Tiefe und das dunkle Grollen lässt sich erahnen.

„Du musst die hier schlucken“, informiert er mich und ich bin überrascht. Sein Ton ist nüchtern, fast schon neutral. Hustend hebe ich meinen Arm und wische mir über den Mund. Getrocknetes Blut reibt über meine Fingerkuppen.

„Hab versucht dich sauber zu machen, aber wollte dir nicht weh tun.“ Trocken lache ich auf und huste mehrmals die zähe Flüssigkeit in meinem Hals ab. Sie läuft meinen einen Mundwinkel herab und ich lecke mir über die Lippen.

„Komm schon, dann hast du es hinter dir“, murmelt er und setzt mich vorsichtig auf. Jegliche Rücksichtslosigkeit und Brutalität scheint er vor mir zu verstecken.

„Kennst du dich selbst halten?“, fragt er kühl und nahezu abwesend. Das ist sein erstes Mal. Das hat er noch nie gemacht. Die Schläge, die Tritte, die Vergewaltigung, das hat er ohne mit der Wimper zu zucken durchgezogen. Das scheint er zu kennen. Aber mein Zustand scheint ihn doch zu beeinflussen, auch wenn er das vor mir verstecken zu versucht. Ich will nicht abhängig von ihm sein und versuche meine Hände hinter mir auf dem Stoff aufzustützen, aber als ich die Schulterblätter nach hinten drücken will, spüre ich wieder den Stich in meiner Brust. Meine Ellbogen knicken ein und er reagiert sofort. Genervt stöhnt er auf und dreht mich so, dass ich mich anlehnen kann. Die Luft einsaugend schließe ich die Augen und versuche das Zischen und leichte Prickeln einer sich öffnenden Flasche zu ignorieren. Gedrungen und doch neugierig, was jetzt mit mir geschehen wird öffne ich meinen Blick und beobachte ihn stumm, während er den Deckel des Wassers auf den Boden fallen lässt. Er versperrt mir immer noch die Sicht auf die Umgebung und zwingt mich ihn anzusehen.

„Was ist das?“, frage ich leise, den Blick auf die kleine weiße Perle in seiner Hand gerichtet.

„Damit du nicht schwanger wirst.“

„Achso.“

Ziemlich ungeschickt steckt er mir das Ding in den Mund, um dann meine Stirn leicht nach hinten zu schieben und das Wasser hinter her zu schütten. Mein Rachen tut weh, der Mund brennt. Ich kann mir nicht vorstellen jemals wieder etwas zu Essen. Aber der Durst treibt mich dazu seine Hände an der Flasche festzuhalten, damit er nicht absetzt. Als ich fertig bin, setzt er den Deckel wieder rauf und dreht sich von mir weg. Damit erlaubt er mir einen kurzen Überblick auf meinen Aufenthalt. Sieht aus wie ein Wohnzimmer. Groß, lichtdurchflutet und sauber. Dunkle Bambusmöbel mit cremefarbenen Akzenten. Schön hier, wenn man sich freiwillig aufhält. Eine gläserne Fassade mit Aussicht auf den See flimmert noch an meinem Blickrand, bevor er wieder zu mir kommt und mich hinlegt. Als wäre es das jetzt gewesen, als hätte er seinen Job getan, geht er wieder aus meinem Blickfeld. Da ist wieder dieses Entfernte Geräusch einer angezündeten Kippe und ich zwinge mich ruhig zu sein.

StockholmWhere stories live. Discover now