Kapitel 4

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-Zurück bei Lucy-

Obgleich Lucy unfähig war zu schlafen, es schien, als befände sie sich in einer Art Trance, als sie weit entfernt wahrnahm, dass das kleine Schiff irgendwo andockte. Kurz konnte sie sich nicht bewegen, wie wenn man aus einem Alptraum aufwachte und kurzzeitig nicht wusste, ob er nun ein Traum oder bittere Realität gewesen war. Kurz darauf stand sie auf, schaute den immernoch verängstigten Fischer an, woraufhin sie seinen Kopf platzen ließ. "Danke, für die Fahrt", murmelte sie. Wie lange waren sie denn überhaupt unterwegs gewesen? Zwei Tage, vielleicht drei? Vielleicht auch gar keinen ganzen. Der Fischer hatte ja schon ziemlich Gas gegeben, immerhin ging es für ihn um sein Leben. Über die Rückfahrt konnte sie sich später Gedanken machen, jetzt musste sie erstmal ins Labor kommen, was wohl eines ihrer kleinsten Probleme war.

-Zur gleichen Zeit im Labor-

Sie schlug die Augen auf. Das hatte sie seit Jahren nicht mehr getan, was auch den Wissenschaftlern vor der Glasscheibe auffiel, die sofort zurückwichen und hinter dem ungewöhnlichen Handeln einen Angriff vermuteten. Sie blinzelte ein paar Mal, um sich an das ihr schon fast fremde Licht zu gewöhnen. Alles war gleich geblieben. So wie sie es kannte. Die Wissenschaftler vermuteten, dass das auch schon alles war, was sie kannte. Doch sie irrten sich, und zwar gewaltig. Sie kannte Alles. Wieder spürte sie die Andere. Sie kam ihr fremd vor und doch so vertraut und verbündet. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie nirgendwo angekettet war, oder ähnliches. Klar, sie hatte seit drei Jahren die Augen stur geschlossen, da vermuteten sie keinen Ausbruch. Wie dumm sie doch waren. Die Wissenschaftler riefen mit zitternder Stimme irgendetwas ins Mikrophon aber sie hörte nicht zu. Sie stand auf, glättete ihr Shirt und fuhr sich durch die Haare. Sie waren blau, nicht rosa oder pink. Das einzige was davon zeugen ließ, dass sie ebenfalls ein Diclonius war, waren ihre Hörner und die dunkellilanen Haarspitzen, die daraufhin wiesen, dass sich dort noch etwas rosa in die blauen Farbpigmente ihrer Haare gemischt hatte. Ihre Wimpern schimmerten in sehr hellem Licht ebenfalls leicht bläulich und auch ihre Augen waren strahlend blau. Nicht so ein blau, was auch jeder Mensch haben konnte,  es war so ein blau wie der Himmel, mit lilanen Tupfern um die Pupille.
Sie sah an sich herunter. Dünn war sie geworden, aber immerhin künstlich ernährt worden. Sie grinste. Die Wissenschaftler würden alles dafür tun, dass sie überlebte, denn sie war anders. Sie war soviel stärker, als die Anderen und so viel seltener. Eine Mutation der Mutation, auch wenn es komisch klang. Sie probierte einen ihrer Vektoren aus, was die Wissenschaftler wieder zurückweichen ließ, doch sie strich damit nur eine ihrer hüftlangen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ihre Vektoren waren derartig stark, dass sie schon leicht milchig erschienen, anstatt durchsichtig, wie bei den anderen.
Sie spürte wie die Andere näher kam. Sie kannte sie, aber woher? Kurz überlegte sie, einfach auszubrechen, aber verwarf diese Idee wieder. Sie würde einfach brav warten.
Sie hörte wie eine Tür aufging und einer der Wissenschaftler zu ihr, in den Raum trat. Er tat so als hätte er keine Angst, aber sie konnte seinen zitternden Körper sehen, und so unruhig wie er war konnte sie sich schon förmlich vorstellen wie das Blut in seinen Adern rauschte.
"Warum hast du die Augen aufgemacht?", fragte er.
Sie zog eine Augenbraue hoch. Na, wenn's ihn interessierte. "Mir war nur so danach", antwortete sie. Der Wissenschaftler runzelte wütend die Stirn. "Wenn du uns nicht sofort sagst, was mit dir los ist, dann...", weiter kam er nicht. Ein Vektor seines Gegenübers schnellte hervor und zog blitzschnell einen Kreis um ihn herum, so, dass er unfähig war sich zu bewegen. Geschockt starrte er den Diclonius an. Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, wer hier im Raum das Sagen hatte. Bedrohlich trat sie ein paar Schritte näher. "Verschwinde sofort, oder ich werde dich zerquetschen und dir alle Organe einzeln rausreißen.", knurrte sie und zog den Vektor langsam zurück. Der Wissenschaftler nahm die Beine in die Hand und sprintete aus dem Raum. Unterdessen war die andere schon wieder ein ganzes Stück näher gekommen, das konnte sie deutlich spüren. Was ein Glück, dass sie auch das besser konnte als die Anderen..

Hell never ends~ElfenliedWhere stories live. Discover now