Kapitel 2

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Weder Kouta noch die Anderen, hatten etwas von ihrer heimlichen Tötungsaktion mitbekommen. Nur das Wonta, aufgrund der Schläge, sein rechtes Hinterbein leicht nachzog, war Mayu, die sich sofort mit besorgter Miene darum gekümmert hatte, nicht verborgen geblieben.
Gegen Mittag, stand ein Beamter der Polizei vor der Tür. Kouta öffnete ihm und seine Gesichtszüge entglitten.
"Könnte ich Ihnen ein paar Fragen stellen? Drinnen am besten.", fragte der hochgewachsene Mann. Langsam nickte Kouta und führte den Mann ins Esszimmer. Beide ließen sich auf den Stühlen nieder, und Kouta schielte unauffällig auf Lucy, die in der Küche saß und das Ganze schon fast amüsiert beäugte. Ihr Gegenüber kniff die Augen leicht zusammen.
"Da steckst du doch mit drin!", schien sein Blick zu sagen. Lucy sah belustigt weg. Wie recht er hatte! Doch davon würde der Polizist rein gar nichts mitbekommen. Und wenn doch, würde sie ihn eben töten, so einfach war das.
"Also", begann der Polizist. "Heute Nacht um ungefähr 3 Uhr, wurden drei Jungs, deren Identität noch nicht ganz geklärt ist, gesichtet wie sie auf dem Weg zu diesem Gebäude hier waren. Und vor zwei Stunden hat man ihre Leichen im Wald gefunden, teilweise verstümmelt. Wissen Sie etwas davon?", er ratterte die Sätze, wie auswendig gelernt herunter.
"Neeiiin", antwortete Kouta langgezogen mit einem Seitenblick auf Lucy. Diese hob abwehrend und mit einem ironischen Blick die Hände, so, dass der Polizist es nicht bemerkte. Kouta würde sie niemals verraten, immerhin liebte er sie und auch sie war in gewisser Weise in ihn verliebt. Aber sie hatten sich darauf geeinigt Freunde zu sein, sonst wäre alles zu kompliziert. Der Polizist kritzelte irgendetwas auf seinen Notizblock, bevor er weiter sprach: "Ich werde bei Gelegenheit wiederkommen, um die anderen Bewohner dieses Hauses zu befragen. Momentan kann ich hier weder jemanden festnehmen, noch jemanden für unschuldig erklären . Falls Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte.", nuschelte er und verließ ohne weiteres den Raum. "Mach ich?", murmelte Kouta noch hinterher, auch wenn es sich eher wie eine Frage anhörte. Kaum hörte er die Haustür ins Schloss fallen, giftete er Lucy an: "Was zur Hölle hast du getan!?", knurrte er. "Gar nichts!", grinste Lucy und musste einen Lachanfall unterdrücken. "Ich habe ihnen nur gezeigt, dass sie nicht so stark sind für wie sie sich halten. ", vollendete sie und verschwand in ihr Zimmer. Kouta blickte ihr Wie gelähmt hinterher.
'Du wolltest ihnen Schwäche beweisen? Das sollte wirklich mal jemand bei dir machen.', wisperte der jemand in ihrem Kopf und keine halbe Sekunde später, setzten die unerträglichen Schmerzen wieder ein. Also tat  das, was sie immer tat wenn sie dieses ekelhafte und unerträgliche Stechen in ihrem Kopf zu verdrängen versuchte. Sie setzte sich an Ihren Schreibtisch und zeichnete, ohne zu wissen was. Aber sie konzentrierte sich derartig auf die Zeichnung, dass die Schmerzen schnell erträglich wurden. Doch sie wurde jäh unterbrochen als es an ihrer Tür klopfte.
"Lucy? Alles in Ordnung?", erklang Nana's helle Stimme vor der Tür. Zuerst wollte Lucy sie ignorieren aber ihr war klar, dass Nana einfach solange vor der Tür bleiben würde, bis sie aufmachte. Kurz darauf schloss sie mit einem ihrer Vektoren die Tür auf. "Komm rein.", murmelte sie und schob die Zeichnung hastig in eine Schublade. Nana öffnete die Tür und blieb mit vor Besorgnis gerunzelter Stirn auf der Schwelle stehen. "Ist denn wirklich alles in Ordnung?", fragte sie, doch ihre Artgenossin schien alles andere als überzeugt.
"Du weißt,dass du mit uns reden kannst, oder? Wir sind doch eine Familie. Lucy nickte, auch wenn diesmal sie es war, die absolut nicht überzeugt war. Nana verließ seufzend das Zimmer. Dass Lucy Geheimnisse hatte, die sie erdrückten und ihr die Luft zum atmen zu nehmen schienen, wusste ja mittlerweile jeder im Haus. Lucy schloss ihre Tür wieder ab und setzte sich auf's Bett.
'Familie', hallte es durch ihren Kopf.
Jeder hatte eine, aber irgendwie auch wieder nicht. Zumindest hatte jeder Eltern, die meisten hatten auch Geschwister. Hatte sie auch welche? Wenn ja, dann würde sie das nur an einem Ort dieser Welt herausfinden. In dem Labor in dem sie so viele Jahre gefangen gehalten wurde. Doch wollte sie es wissen? Wollte sie tatsächlich all das,alle ihre  Freunde verlassen , und das auf Gut Glück? Nein. Aber sie wollte Rache. Rache an den herzlosen Professoren, an den Soldaten die kaltblütig mordeten und vielleicht ja sogar Rache für ein unbekanntes Familienmitglied, das wie sie damals tief unter der Erde gefangen gehalten wurde?
Plötzlich fiel ihr ein, dass Kouta und Yuka nächste Woche, aufgrund der Uni Kamakura ein paar Tage verlassen mussten. Nana und Mayu , würden ihre Abwesenheit wohl kaum bemerken und wenn doch, würden siewahrscheinlich denken, sie hätte nur ein paar Tage Ruhe von allem genommen. Immerhin empfohlen die beiden ihr das andauernd.
Kurz gesagt: Die Situation war perfekt. Und schon wieder versank sie in ihre Tagträumereien. Wie würde sie sich wohl fühlen, wenn sie dem Allem wieder gegenüberstand? Dem Allen, was sie so erfolgreich verdrängt hatte, was soviel Trauer, Wut und Verzweiflung in ihr anstauen ließ, dass sie nicht wusste, ob sie einen Angriff auf das Labor, psychisch durchstehen würde?Aber einen Versuch war es doch immer wert, oder? Zu verlieren hatte sie immerhin nichts. Aber dafür umso mehr zu gewinnen. Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer war sie, dass es funktionieren würde. Nur mehr ein Problem bereitete ihr Sorgen. Kurama war tot, also wer leitete jetzt das Labor? Egal wer es war, sie würde ihn möglichst schnell zur Strecke bringen müssen, sollte er so kaltherzig sein wie Kurama und sie war sich sicher, dass er es war, denn sonst würde er immerhin kein Labor führen in dem schmerzhafte Experimente an menschlichen Wesen durchgeführt wurden. Oder zumindest halb menschlich.
~Kleiner Zeitsprung-Drei Tage später~
Trotzdessen, dass Kouta immernoch sauer auf sie war, weil sie ihre Tötungslust mal wieder nicht unter Kontrolle hatte, war Lucy froh, dass sowohl er als auch Yuka Kamakura für ein paar Tage fern blieben. Auch wenn sie Bedenken hatte, dass Yuka sich nicht doch noch an Kouta ranmachte. Zwar hatte sie akzeptiert, dass es nichts brachte in ihn verliebt zu sein, wenn er nicht das Gleiche empfand, woran Lucy, die ihr beständig eingetrichtert hatte, dass sie jemand besseren verdiente, nicht ganz unschuldig war, aber man wusste ja nie. Bei Yuka schonmal gar nicht.
Trotzdem wünschte sie den beiden mit aufgezwungenem Lächeln eine gute Reise und viel Glück beim lernen, worauf Kouta ihr zuflüsterte:"BITTE, mach keinen Scheiß, ja?"
Sie nickte und um sich später nicht schlecht zu fühlen, kreuzte sie dabei die Finger hinterm Rücken.
Gegen Mittag, klopfte Mayu an Lucy's Tür, die, wie fast immer abgeschlossen war.
"Lucy? Nana und ich gehen ein bisschen in die Stadt, möchtest du nicht mitkommen? Es würde dir sicher mal gut tun, an die frische Luft zu kommen.", rief Mayu hoffnungsvoll.
"Nein, ich bleib lieber hier, danke!", rief Lucy leicht genervt zurück. An die frische Luft, würde sie später noch genug kommen, wenn sie ihr altes "Zuhause" besuchte. Trotz der geschlossenen Tür, hörte man Mayu noch seufzen. Sie machte sich Sorgen um Lucy, genau wie alle anderen auch. Lucy wagte kaum zu atmen, als sie ungeduldig lauschte, wann die Tür ins Schloss fiel. Keine halbe Sekunde nach dem leisen "Klick" sprang sie auf und schnappte sich ihren schwarzen Stoffrucksack, den Yuka ihr vor Ewigkeiten einmal geschenkt hatte. "Na, das der mal zum Einsatz kommt, hätte ich nie gedacht.", murmelte sie, leicht lächelnd. Sie schmiss die Tasche also auf den Tisch und stütze sich mit beiden Händen auf diesem ab. Okay, was nahm man auf gefühlt eine halbe Weltreise mit? Geld um überhaupt das Ziel zu erreichen,wäre erstmal nicht schlecht , also plünderte sie kurzerhand ihr Sparschwein. Was noch? Ein bisschen Proviant und genug zu trinken wären nicht schlecht, außerdem...Ihr Blick fiel auf ein Bild, welches in der Küche stand. Es zeigte sie alle, wie sie glücklich in die Kamera grinsten . Einer der wenigen Momente, in denen Lucy's Lachen echt war und auch die Anderen sahen glücklich aus. Kurzerhand nahm sie es in die Hand, strich kurz sehnsüchtig über die Glasscheibe, die das Foto von ihr trennte und packte es zu den anderen Sachen in den Rucksack. Kurz überlegte sie, ob sie einen Abschiedsbrief schreiben sollte, doch da funkte ihre innere Stimme dazwischen:
'Also, du bist ja wirklich selten dämlich. Wenn die deinen Abschiedsbrief sehen, kommen sie dich doch suchen. Außerdem kommst du doch wieder.' , rief sie. So nervig diese Stimme auch war, in diesem Punkt musste sie ihr zustimmen. Auch wenn sie sich wunderte, dass ihr persönlicher Teufel ihr zu helfen versuchte.
'Ja. Weil ich dich leiden sehen möchte. Da helfe ich wo ich kann!', rief dieser gespielt empört. Klar, das machte Sinn. Sie hatte alles, also lief sie fest entschlossen zur Tür, nicht, ohne vorher noch einmal ihren Blick durch die vertrauten Räume schweifen zu lassen. Womöglich ein letztes Mal. Aber es gab kein Zurück mehr, sie musste nicht nur sich selbst ihre Stärke beweisen sondern auch Ihrer Stimme, die sie dann hoffentlich in Ruhe lassen würde.
'Ne, hatte ich eigentlich nicht vor.', rief eben genannte dazwischen und hätte die Stimme ein Gesicht gehabt, wäre wahrscheinlich ein dickes Grinsen darauf zu sehen gewesen. Lucy rollte ihre Augen und knurrte. Jetzt verarschte sie dieses Miststück auch noch. Geistesabwesend murmelte sie dem Taxifahrer die Adresse des Hafen's zu und lehnte sich in den weichen Rücksitz des Taxis. Sie blickte auf das Navi, welches der Taxifahrer kurz bevor er losfuhr, eingeschaltet hatte. Eine Stunde und 46 Minuten. Sie seufzte. Sie wusste, dass Kamakura groß war, aber sie hatte sich nie die Mühe gemacht, das alles zu erkunden. Zu groß war die Angst, an der Brücke vorbeizukommen, an der sie sich ein Duell mit Mariko lieferte, an dem Friedhof wo sie Nana ihre Gliedmaßen abgeschnitten hatte, auch wenn diese ihr das schon lange nicht mehr wirklich übel nahm oder an der Universität in der dieser kranke Diclonius sie, oder eben Nyu eingefangen hatte. Einzig und allein der Strand war ein Ort an dem sie sich immer gerne aufhielt und auf das Meer hinausblickte, welches sie zu Kouta getrieben hatte. 
"Entschuldigung? Wir sind da, Miss!", dröhnte die ungewohnte Stimme des Taxifahrer's von weit her an ihre Ohren. Geistesabwesend gab sie ihm das nötige Geld und stieg mit ihrem Rucksack bewaffnet raus aus dem Auto, um kurz danach auf ein kleines aber modernisiertes Fischerboot zuzusteuern. Zwei Männer standen darauf, beide klein, der eine eher rundlich der andere schmal. Wortlos schnitt sie den breiteren in zwei Hälften, so schnell, dass er garnicht schreien konnte. Immernoch wortlos drückte sie dem anderen einen Zettel mit der Adresse des Labors in die Hand, nicht ohne ihm noch einen kalten, mörderischen Blick zuzuwerfen. Den Zettel hatte sie einmal in Nana's Zimmer gefunden und ihn kurzerhand mitgenommen, doch seither wunderte sie sich woher Nana die Adresse hatte und ob sie stimmte. Aber wenn über der Adresse schon "Labor" stand, dann war es definitiv einen Versuch wert. Der Fischer verstand, griff nach dem Zettel und gab die Koordinaten zitternd in das ins Boot eingebaute Navi ein. Lucy hätte ihm genauso gut drohen können, aber ihr war nicht danach zumute. Stattdessen kramte sie das Bild, welches sich eingepackt hatte heraus und versank in ihren eigenen Gedanken. "Ich werde wiederkommen.", flüsterte sie, ohne, dass, der Fischer es hörte. Ihre Reise konnte beginnen.

Okay. Soviel zum Thema "Jede Woche updaten" xD Zu meiner Verteidigung: Wattpad hat sehr gesponnen, aber wenn das nicht wieder passiert dann werde ich jetzt wirklich versuchen jede Woche zu Uploaden.
LG

Hell never ends~ElfenliedWhere stories live. Discover now