Ohne Titel Teil27

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  Worte: ~ 1500
Rating: 12 Slash
Pairing: Jack x Ianto

Frohe Weihnachten!!! ;)


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Das gleichmäßige tiefe Atmen von Rex wirkte seltsam entspannend auf Jack. Der Amerikaner war schon vor beinahe drei Stunden eingeschlafen. Und er hatte geschnarcht! Aber so hatte Jack zumindest sicher sein können, dass er schlief.
Der Captain streichelte unbewusst Iantos Hand, die mittlerweile nicht mehr kalt war. Die ganze Zeit über hatte Jack die starre Hand in seiner gehalten. Hatte das friedliche Gesicht des Walisers betrachtet. Seine Lippen. Er hatte sich an das Gefühl von seinen Lippen auf Iantos erinnert. Und das könnte er vielleicht bald schon wieder haben... Ein Schauer lief über seinen Rücken.
Nach einigen weiteren Minuten musste er seine Hand von Iantos lösen um den Infusionbeutel auszutauschen. Den Leeren warf er einfach in eine Ecke des Zimmers, wo sich schon ein Haufen mit leeren Beuteln gebildet hatte. Jack musste sich eingestehen, dass seine Hoffnung mit jedem geleerten Beutel weiter schwand. Nichts hatte sich in Ianto geregt. Absolut nichts. Es war nicht mehr viel Blut übrig. Und wenn diese Menge nicht ausreichen würde, war alles um sonst gewesen. All seine Hoffnung.
Jack zog die andere Hand des Walisers auf dessen Bauch, nahm beide Hände in seine. Dann beugte er sich vor und küsste sie. Vorsichtig legte er die Hände auf den Bauch des Toten, machte einen Schritt zur Seite. Er hörte, dass Rex noch schlief. Er würde nichts mitbekommen.
Jack legte eine Hand an Iantos Wange, legte seine Lippen sachte auf die Stirn des Walisers. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Vielleicht war es die Erinnerung... Er sah ihn liebevoll an, dann setzte er sich wieder auf den Stuhl, den er sich heran gezogen hatte.
Oft genug hatte er zugesehen, wie Ianto geschlafen hatte. Aber jetzt schlief er nicht. Das war dem Captain klar. Sein Blick ging kurz zu der digitalen Uhr, die auf seinem einzigen Nachttischschrank stand. 01:48.
Im selben Moment, in dem die Uhr auf 01:49 umsprang ging ein Ruck durch Iantos Körper. Jacks Herz begann wie wild zu klopfen. Funktionierte es? Würde Ianto leben?
"Ianto...?", hauchte er. Das konnte er sich nicht eingebildet haben! "Ianto..." Jacks Stimme war ein leises Flehen. Er griff wieder nach den Händen des Walisers, drückte sie. "Komm zu mir zurück... Bitte...", murmelte er weiter. "Komm schon, Ianto..." Er betrachtete das ruhige Gesicht. „Ich habe dich nicht vergessen. Und ich werde dich nie vergessen können."
Jack betrachtete Ianto, seine Brust. Hob sie sich da nicht langsam?
Der Captain drückte die Hand des Walisers fest.
Ein Ruck ging durch Iantos Körper. Er atmete rasselnd ein, riss die Augen auf. „Jack!", stöhnte er mit belegter Stimme.
„Ianto!" Jack bemerkte, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Er wollte Ianto in die Arme schließen, ihn fest an sich drücken und nie mehr loslassen, jetzt, wo er wieder lebte. Aber Ianto sah nicht unbedingt glücklich aus. „Wer ist das?", flüsterte er mit Blick auf Rex. Seltsam, dass ausgerechnet das seine erste Frage war.
„Das ist Rex. Lange Geschichte..." Jack lächelte ihn warm an. „Du lebst! Ianto, du lebst!" Er konnte es noch immer nicht ganz glauben.
Der Waliser schloss stöhnend die Augen, drehte den Kopf ein Stück weg. Jack erstarrte. Was war mit Ianto los? Als Rex wiedergekommen war, ging es ihm sofort gut. Stimmte etwas nicht? Würde Ianto ihn wieder verlassen? Jack nahm vorsichtig seine Hand. Er wollte etwas sagen, doch gerade, als er seinen Mund öffnete, drehte Ianto sich zu ihm und sah ihn aus müden Augen an. „Lasst ihr mich kurz allein? Bitte, Jack.", flüsterte er.
Der Captain musterte ihn einen Moment lang. Es gefiel ihm gar nicht, wie Ianto sich gab. Trotzdem nickte er. Vielleicht brauchte der Waliser wirklich bloß etwas Zeit. Ganz langsam löste er seine Hand von Iantos und ging zu Rex, um ihn zu wecken. Doch der Amerikaner sah ihn schon aus wachen Augen an, nickte ihm zu und ging dann mit dem Captain.
Ianto sah den beiden nach, bis die Tür sich leise geschlossen hatte. Der Waliser schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Er konnte nicht wieder leben. Das konnte doch nicht wahr sein! Er schlug sich hilflos die Hände vor das Gesicht, riss dabei die Spritze, die ihm das Blut eingeflöst hatte, heraus. Er fuhr sich durch das Gesicht, durch die Haare. Wie konnte das sein? Wie hatte Jack das gemacht?! Und vor allem: Warum?
Gerade, als er seine Hände sinken ließ fiel ihm etwas ein. Er war doch verletzt gewesen... In langsamen Bewegungen drehte er seine Hand vor seinen Augen, fuhr sich langsam über die Wangen. Er versuchte zu begreifen. Er wusste, dass er tot gewesen war. Ganz sicher. Da war diese schreckliche Dunkelheit gewesen, die mehr und mehr nach ihm gegriffen hatte. Und Jacks Gesicht... Der Captain hatte ihm noch immer nicht gesagt, ob er ihn liebte. Dafür war er nicht der Typ. Nicht einmal, als Ianto gestorben war... Das hier war alles so schrecklich real...
Wie lange war er eigentlich tot gewesen? Was war mit Gwen? Er schloss die Augen. Diese Fragen mussten aufhören. Sein Kopf dröhnte. Er wollte jetzt alle Antworten kennen. Er wollte wissen, was er verpasst hatte. Das hier konnte keine Illusion sein.... Vielleicht würde Jack ihm alles erklären können. Wie seine Wunden geheilt waren und wieso er wieder hier war.
Ianto schwang seine Beine vorsichtig aus dem Bett. Er war sich noch nicht ganz sicher, dass sie ihn tragen würden. Im Fenster konnte er seine Spiegelung sehen. Er sah völlig gesund aus. Nicht, wie ein untoter... Und es war komplett schwarz draußen.
Als er aufstand kam ihm ein Gedanke. Ob er nun auch unsterblich war? War das der Grund dafür, dass seine Wunden geheilt waren, obwohl er definitiv nicht mehr gelebt hatte?
Der Waliser sah sich in dem kleinen Raum um. Eigentlich wusste er selbst nicht genau, wonach er suchte. Vielleicht nach etwas spitzem... Einem Messer. Mit einem Ruck öffnete er den Nachttischschrank. Der musste von Jack sein. Es war nichts darin. Also durchsuchte Ianto auch noch einen Kleiderschrank, bis er kopfschüttelnd vor Jacks Mantel stand, der noch über einem Stuhl neben dem Schrank hing. Jack war also noch genau so unordentlich wie zuvor. Ianto griff nach dem schweren Stoff. Es zahlte sich also doch aus, dass er diesen Mantel so gut kannte. In einer Tasche fand er wie gewohnt ein Taschenmesser. Er klappte es auf und setzte die Klinge an die Innenseite seiner linken Handfläche. Er atmete tief durch und drückte das scharfe Metall in sein Fleisch. Der Schmerz fuhr augenblicklich durch seine Hand und er sog scharf die Luft ein. Er hatte sich verändert. Der Tod hatte ihn verändert.
Als er das Messer zurücksteckte bemerkte er, dass er zitterte. Okay, vielleicht hatte er sich nicht komplett verändert. Wie hypnotisiert betrachtete er seine Wunde, aus der das Blut herausquoll.
Es schienen Minuten zu vergehen, in denen sich nichts regte. In denen Ianto nur seinen eigenen Herzschlag hörte. Dann verheilte die Wunde einfach, wie sie es bei Jack immer taten. Ianto spürte, wie ihm Tränen in die Augen schossen. Wie konnte das alles sein?! Unsterblich? Er? Dabei wollte er das doch gar nicht... Alles in Ianto schien sich zu verkrampfen. Er fühlte sich so hilflos. So fehl am Platz. Das alles auf einmal...
Die Tür öffnete sich leise und Jack trat ein. Ianto umklammerte noch immer unbewusst seinen Mantel. Der Captain lächelte Ianto an, entwand seinen Mantel vorsichtig dem Griff des Walisers, warf ihn wieder auf den Stuhl und tat endlich das, was er schon die ganze Zeit hatte machen wollen. Er schloss Ianto in die Arme. Er drückte ihn ganz fest an sich und schloss die Augen. Eine einzelne Träne kullerte über seine Wange. Er genoss diesen Moment so sehr, sog Iantos Geruch ein. Endlich hatte er ihn wieder! Aber Ianto hatte jeden Muskel angespannt.
Jack löste sich halb von ihm, eine Hand noch auf Iantos Schulter. Der Waliser sah ihm in die Augen. Seine Augen waren anders als zuvor. Sie waren älter geworden. Älter und noch viel trauriger.
„Warum...?", fragte Ianto leise. Er hatte noch so viele andere Fragen an Jack, aber diese eine Frage schien die Wichtigste zu sein. Sie schien alles beantworten zu können. Dem Ganzen vielleicht etwas Sinn geben. „Was hast du gemacht...?"
Jack schüttelte langsam den Kopf. „Nicht jetzt.", hauchte er. Dann musste er Ianto einfach küssen. Ganz vorsichtig und liebevoll, aber Ianto konnte sein Verlangen spüren. Wie Jack seine Hand in Iantos Haaren vergrub. Vielleicht war es doch nicht nur kompliziert, dass er wieder da war... Im Gegenteil, das hier könnte ganz einfach werden. Und sehr schön... Ianto spürte ein Kribbeln in seinem Bauch. Er lebte! Während er den Mund leicht öffnete um mit seiner Zunge vorsichtig Jacks zu umspielen hoben sich seine Mundwinkel leicht. Er lebte. Und Jack auch. Und er würde ihm alles erklären. Ianto würde alles verstehen. Früher oder später. Für diesen Moment konnte er einfach nur genießen. Alle Fragen beiseite schieben und genießen. Einfach leben!

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