*1*

9.5K 316 27
                                    

Prolog

Müde fuhr ich mir durchs Haar. Mein Vater war tot. Erst meine Mutter, nun mein Vater. Wir kamen gerade von seiner Beerdigung. Ich war sofort in mein Arbeitszimmer gegangen um Luft zu bekommen. Diese Geier von Berater hatten sich sofort auf mich gestürzt, um mir zu sagen wie ich die Burg führen soll. Dabei hat mein Vater mir alles beigebracht, ich brauchte niemanden von denen.

Ein Schopf mit schwarzen Haare tauchte vor meinen Schreibtisch auf. Dahinter tapste ein weiter Schopf auf mich zu. Langsam und bedächtig.

"Du musst nicht weinen, Avi!" Taran legte seine kleinen Hände auf die Tischkante und regte sein Gesicht in die Höhe. "Wir sind für dich da."

Arin stand eine Schritte hinter Taran und musterte mich vorsichtig. "Du musst keine Angst haben, Arin. Es ist alles gut."

Nichts war gut. Mein Vater war weg. Ich war der einsamste Mensch der Welt...

Arin kaute nervös auf seiner kleinen Unterlippe als Taran um den Schreibtisch trottete und so lange an meinen Ärmel zog, bis ich Schlussendlich nachgab und mich zurück lehnte. Da zog er sich an der Lehne hoch und krabbelte auf meinen Schoß.

"Siehst du? Jetzt musst du nicht mehr traurig sein, wir sind da." Er legte seine keinen kalten Fingerchen an meine Wangen.

Ich konnte mich erinnern, ihnen das gesagt zu haben, als Mutter gestorben war. Es heiterte mich tatsächlich auf, das Taran das noch wusste obwohl er noch so klein war.

"Sag was, Arin! Avi weint sonst!"

Arin starrte mich kurz an. Unsicher kam er um den Tisch und tätschelte unbeholfen meinen Unterarm.

"Du machst das falsch!" Herrschte Taran den sieben Jährigen an. "Ich hab dir doch gesagt was du sagen sollst!"

Nun fletschte Arin die Zähne. "Lass mich doch in Frieden! Ich will ihn eben nicht nerven!"

"Tust du aber!"

"Ich begrapsche nicht sein Gesicht!"

"Schon gut!" Rief ich dazwischen und legte Arin eine Hand auf seinen Scheitel. "Es geht mir wirklich gut, danke ihr beiden."

Taran lächelte und drehte sich zur Tischplatte. "Ich kann dir bei der Arbeit helfen. Immerhin habe ich ja lesen gelernt."

Arins Wangen wurden rot. "Steig von Avan runter und sag das doch nochmal."

Nicht doch... Als ich seufzte schauten beide Jungs zu mir auf. "Keiner wird mir helfen, ich muss das allein machen."

Da platzte die Tür auf und Eric kam herein. Er schnappte sich sofort Arin und setzte ihn sich auf die Hüfte. "Hallöchen, Kleiner. Macht ihr Avi das Leben schwer?"

Arin schüttelte unschuldig den Kopf und zeigte dann auf Taran. "Der schafft das ganz alleine."

"Ach ja!?" Taran sprang von meinen Schoß und stellte sich unter Eric auf Position. "Wird Zeit das dein großer Bruder eine Lektion erteilt!"

Arin ruderte sich aus Eric's Armen. "Du bist doch nur ein Jahr älter als ich!"

"Alt genug!!"

Mein Kopf platzte. Meine flache Hand sauste auf die Tischplatte und es wurde Still. "Wenn einer von euch, noch ein Wort sagt, erteilt euch euer großer Bruder eine Lektion..."

Arin schämte sich sofort und verkrümelte sich auf einen der Hocker an den Fenster. Taran schmollte und stand einfach da. Natürlich streiten kleine Jungs, Eric, Ben und ich haben uns fast umgebracht. Doch ich war einfach nicht in der Verfassung da stand zu halten. Ich wollte allein sein... Eric schnalzte mit der Zunge und brach damit die Anspannung.

"So lange habt ihr es ja getrieben."

Taran suchte reumütig meinen Blick, doch ich mied ihn. Lasst mich nur fünf Minuten trauern...

Eric warf einen Brief vor meine Nase. "Was ist das?"

"Ein Brief von Bea."

Bei diesen Namen jagten Hitzewellen durch meinen Körper. Ich wusste Eric bemerkte es nicht, aber ich schaffte es kaum, nicht hin und her zu rutschen.

"Ach ja? Was will sie?"

"Nicht sie direkt sondern ihr Vater. Er ladet dich ein, an einer Männerschau für ihre Tochter teil zu nehmen."

Panik steigt in mir auf. Ich spüre Regelrecht wie sie sich durch meine Venen frisst. "Bea sucht einen Mann?"

"Nicht Bea. Ihre Schwester Sonia."

Oh mein Gott. "Was sollte mich Sonia scheren?"

"Ihr Vater wünscht es so, immerhin sind wir die weißen Ritter - die Campbells. Und du könntest Bea wieder sehen. Was dir vielleicht sehr gut tut."

Ich will ihn schon fragen was er damit sagen will. Aber er hat Recht. Als ich aufsehe sucht Taran immer noch meinen Blick. Erleichtert kommt er sofort wieder zu mir gelaufen und lehnt sich an meine Lehne.

"Ich werde Samuel fragen ob mein Zeitplan diese Zeit hat."

"Darum kümmere ich mich. Ben und ich sind ein gutes Team." Er lächelt und schneidet mit Taran Grimassen.

"Das weiß ich aber..." Mein Blick schweift zu Arin. Er sieht mich durch seine Wimpern an. Ich kann die kleinen Jungs nicht zurück lassen. Das kann ich nicht. Wenn Eric und Ben beschäftigt sind und ich nicht im Lande, werden die kleinen auf der Strecke bleiben. "Ich will noch darüber nachdenken."

"Wie du meinst. Ich gehe was essen." Taran sprintete sofort Eric hinterher.

Arin saß immer noch ruhig an der Wand. Deshalb stand ich auf und setzte mich neben ihn. Nur durch seine Wimpern sah er mich an. Beruhigend legte ich ihn meine Hand in den Nacken.

"Was sagst du? Soll ich fahren?"

Arin zuckte mit der Schulter und lehnte sich langsam an meine Seite. Das tat er immer wenn er unsicher war. Er suchte so seinen halt. Wenn er beim Essen neben mir saß und Vaters Stimmung schlug um, merkte es Arin als erstes. Wir bemerkten es nur, wenn er genau diese Geste machte.

"Schon gut, ich bin nicht böse wenn du nein sagst."

Dann passierte etwas seltenes. Er lächelte mich an. Sein niedliches Grübchen erschien. Er würde Herzen brechen mit diesen Lächeln. "Ich hab doch keine Angst vor dir."

"Nicht?" Diese strahlen war ansteckend.

"Nein, noch nie! Und ich finde es nicht schlimm wenn du zwei Tage weg fährst."

"Damit du in Ruhe deine Streiche spielen kannst, hab ich Recht?"

Arin spielte seinen Unschuldigsten und niedlichsten Blick den er hatte. "Ich verspreche Brav zu sein."

Der Lügt doch. "Und wenn Taran dir wieder eine Lektion erteilen will?"

Arin sah Boshaft zur Tür, durch die meine Brüder verschwunden waren. "Dann wird er seine lernen."

Anscheinend hielt mich hier nichts fest, was nicht zwei Tage ohne mich klar kommen würde. Also - ich würde in Beas Heimat reisen.

Der weiße RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt