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6 ~ Überstunden mit dem Boss

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Schuld; [Substantiv] Der Umstand, dass jemand für etwas Negatives verantwortlich ist

Zwei Tage ist es her, als mein Bruder nach London geflogen ist. Er ist heil und unversehrt angekommen, wie er mir am Telefon um die hundert Mal versichern musste.

Zwar ist mein Bruder manchmal echt nervig, trotzdem fehlt er mir. Das Haus fühlt sich so leer an ohne seine ständige Nörgelei, weshalb ich dies und das nicht wieder wegräume, nachdem ich damit fertig bin.

Oder wie er mich von seinem Chauffeur Connor nach einer langen Partynacht abholen lässt.

Hach Nick... Nervig und mit einem stark ausgeprägtem Beschützerinstinkt.

Mein Smartphone klingelt, doch ich ignoriere es und schaue weiter fern. Ich weiß zwar nicht, wer mich anruft, doch das ist mir gerade sowas von schnurzpiepegal.

"Noooohh, warum machen die immer an den spannenden Stellen 'nen Cut? Ich hasse Werbungen", ärgere ich mich über die Sendepause.

Ich zappe durch die übrigen Kanäle, wie ich es üblicherweise bei Werbungen mache, als wieder mein Smartphone klingelt.

Doch diesmal stehe ich tatsächlich auf, um ranzugehen, denn was Besseres hab ich gerade sowieso nichts zu tun.

Ohne auf den Anrufer zu schauen, gehe ich mit einem gelangweiltem "Hallo?" ran.

"Du musst sofort ins Büro kommen", dringt die herrische Stimme von Jonah durch den Hörer.

"Ich muss was?"

"Ins Büro jetzt! Es ist sehr wichtig."

Mit gerunzelter Stirn stelle ich den Fernseher stumm, um ihn besser hören zu können.

"Ist was mit Nick?", frage ich ihn beinahe panisch, doch er verneint und meint nur, dass es sehr dringend ist und ich sofort losgehen soll, bevor er auflegt.

Hach Jonah... Nervig und mit einem stark ausgeprägtem Arschlochego.

Genervt verdrehe ich die Augen, schalte den Fernseher aus und schnappe mir meine Handtasche.

Gut, dass ich mich vorhin nicht umgezogen habe, als ich einkaufen gewesen bin.
Ich sehe an mir runter:

Eine helle, enge Jeans und ein langärmliges schwarzes Oberteil.
Ist zwar nicht wirklich elegant, was ich anhabe, wird aber für einen kurzen Besuch im Büro reichen.

Außerdem ist es - kurzer Blick auf's Smartphone - fünf Uhr nachmittags, an einem Samstag. Jonah kann froh sein, dass ich überhaupt komme.

Wäre er hier, würde er folgendes sagen: "Erstens, ich bin dein Boss. Zweitens, du bist meine persönliche Assistentin. Drittens, und drittens ist mir persönlich am wichtigsten, du bist einfach unersetzbar und ohne dich kann ich nicht arbeiten."

Na gut, Drittens ist vielleicht nicht ganz das, was er sagen würde, aber sowas in der Art wäre meiner Meinung nach angebracht.

Denn ich war zwar eine grottenhaft schlechte Empfangsdame für meinen Bruder, dafür aber eine umso bessere Assistentin für Mr. Amphis, so wie ich ihn vor seinen Kollegen nennen muss.

Im Flur ziehe ich mir noch schnell meine Schuhe und meine Jacke an. Vor dem Regenständer bleibe ich kurz stehen und überlege, ob ich einen Regenschirm sicherheitshalber einpacken soll.

"Was soll's." Man weiß nie bei unserem Herbstwetter.

Ich mache mich durch den Park auf den Weg ins Büro.

Nach circa zwanzig Minuten befinde ich mich im Aufzug und fahre hoch.

Gerade als sich die Türen der Metallkiste öffnen, klingelt mein Smartphone.

The BossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt