Annis Problem

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Mit einem glücklichen Lächeln saß Jake auf dem Beifahrersitz im Auto seines Vater und sah aus dem Fenster, während sie durch die kleine Ortschaft fuhren, in der ihr Haus lag.
Jake war überglücklich endlich wieder in England zu sein, da er für sechs Jahre auf ein Internat in Frankreich ging. Seine Familie sah er nur zu Weihnachten und in den Sommerferien.
Seine Familie hatte er schrecklich vermisst, besonders seine ein Jahr jüngere Schwester Anni, eigentlich Anastasia, aber sie mochte es nicht, wenn man sie so nannte

Bei den Gedanken an seine Schwester wurde Jake noch aufgeregter.
In diesem Jahr war er zu Weihnachten nicht zuhause gewesen und daher hatte er Anni ein Jahr lang nicht gesehen.
Er fragte sich, ob sie sich arg verändert hatte?!
Seit den letzten Jahren war sie von einem kleinen Mädchen zu einer attraktiven Frau herangewachsen.
"Und? Freust du dich schon?" riss ihn sein Vater, Jakob Harrison, aus den Gedanken.
"Ja!" lächelte Jake und sah zu Jakob rüber. "Dad? Hat sich Anni arg verändert?" fragte er dann.
Irgendwie wollte er nicht, dass sie sich veränderte, schließlich war sie seine kleine Schwester, aber auf der anderen Seite fand er es faszinierend.
"Das kann ich eigentlich gar nicht beurteilen, ich seh' sie dafür zu oft." daraufhin lachte Jakob. "Aber ich denke schon. Immerhin ist sie schon 16 Jahre alt. Da verändern sich fast alle
Mädchen."
" Mhm" seufzte Jake und sah wieder aus dem Fenster.

Kurze Zeit später fuhren sie in die Auffahrt ihres kleines, aber doch sehr gemütlichen Hauses.
" Endlich!" grinste Jake, stieg aus dem Wagen und atmete erst einmal den vertrauten Duft des Zuhauses ein. "Sind Anni und Mom drin?"
" Ja, deine Mutter hat schon mal das Essen gekocht und Anni müsste eigentlich schon von der Schule zurück sein." sagte Jakob und sah noch mal auf seine Uhr. "Geh' schon mal rein, ich nehme dein Gepäck."
" Danke, Dad."
Nervös aber auch zufrieden ging er zur Haustür und öffnete sie leise. Er wollte seine Mutter, Victoria Harrison, überraschen. Anni würde er wahrscheinlich in ihrem Zimmer finden.
Leise schlich er in die Küche, die sich direkt neben dem Wohnzimmer befand und durch den Flur zu betreten war. Gerade als er die Tür öffnen wollte, hörte er ein aufgeregtes Quietschen und fuhr erschrocken zusammen. So etwas konnte nur Anni ausstoßen!
Er wandte sich der Treppe zu, die am Ende des Flures war und sah sich seiner Schwester gegenüber, die wie versteinert am Treppenabsatz stand und ihn mit großen Augen an sah.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er sagte sanft: "Hallo, Schwesterherz."
" JAKE!" rief sie dann auch schon mit Tränen in den Augen und rannte die Treppe runter auf ihn zu. Kurz bevor sie ihn erreichte, sprang sie ihm in die Arme und warf ihn damit beinahe um.
" Hehe, nicht so stürmisch." grinste er, doch legte schnell seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. Wie sehr hatte er sie doch vermisst!

" Ich hab dich echt vermisst.." schniefte sie und drückte ihn nochmal fest, ehe sie ihn los lies.
" Ich dich auch." lächelte er und strich ihr sachte über die Wange. Sie wurde rot und wandte sich darauf hin ab.
Grinsend ging er endlich in die Küche, um seine Mutter zu begrüßen, Anni folgte ihm.
" Mom?" er stellte sich hinter sie und tippte ihr auf die Schulter, während sie gerade am Kochen beschäftigt war.
" Was? Oh, Jake, was...JAKE.." sofort drehte sie sich um und nahm sie ihn fest in den Arm, wie eben Anni schon.
" Oh Jakie..Endlich haben wir dich wieder.."
" Ich bin auch froh, wieder da zu sein."
" Kommt, setzt euch. Das Essen ist gleich fertig"

Nach dem sie alle zusammen gegessen und sich noch ein bisschen über Jakes weitere Schullaufbahn unterhalten hatten, gingen Anni und Jake in ihr Zimmer.
Jake setzte sich auf den Schreibtischstuhl und Anni lies sich auf ihr Bett plumpsen.
" Und? Sagst du mir jetzt die Wahrheit, darüber, warum du nicht mehr nach Frankreich willst?" brach Anni die kurze Stille zwischen ihnen
" Was? Anni, sei nicht albern. Ich hab doch schon gesagt, warum ich nicht mehr ins Internat gehe." unsicher sah er zu ihr rüber, senkte den Blick aber, als sich ihre Blicke trafen.
" Du lügst. Komm schon, Bruderherz. Warum gehst du nicht wieder dort hin? Es wäre eh nur noch zwei Jahre...Stattdessen gehst du jetzt auf meine Schule. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte! Ich bin wirklich froh, dass du jetzt zu Hause bleibst, aber..ich bin einfach nur neugierig. Ich weiß, dass du Mom und Dad nicht die Wahrheit gesagt hast."
" Na schön." seufzte er ergeben und fuhr sich durch die Haare. " Aber wehe, du sagst ihnen etwas!"
Anni schüttelte den Kopf und tat so, als würde sie sich mit einem unsichtbaren Schlüssel, den Mund abschließen und ihn dann weg werfen.
" Ich hab ja erzählt, dass ich gehen wollte, weil die Lehrer uns einfach nichts beibringen können.." begann er und erntete ein leichtes Nicken ihrerseits. " Aber es war aus einem anderen Grund..Ich hatte Kurzzeitig eine Freundin. Cindy hieß die.." er sah zu Anni rüber, da er während dem Erzählen den Blick zum Fenster gewandt hatte und sah ihren traurigen aber auch enttäuschten Gesichtsausdruck.
" Warum hast du mir das nicht erzählt?" fragte sie leise.
" Ich wollte, aber Cindy wollte nicht. Sie sagte, wir sollen das erst einmal geheim halten. Das klappte dann auch. Bis zur Geburtstagsfeier von Thomas. Ich hatte ein wenig war getrunken und wollte Cindy küssen.." Anni streckte die Zunge raus und zog eine Grimasse, als hätte sie etwas bitteres oder saures zu sich genommen. Jacke musste Grinsen. " aber sie drückte mich weg und sagte, dass die Beziehung ja geheim war. Ich war echt sauer, du kennst mich ja, und dann bin ich halt zu anderen Mädchen."

" Du meinst, du hast sie betrogen?"
" Nicht ganz, ich hab nur ein wenig geflirtet, nicht mehr. Sie war aber stocksauer und schrie mich an. Das beste war, dass sie dann einfach mit nem anderen ins Bett gehüpft ist."
" Oh..tut.."
" Nein, nein." unterbrach sie Jake. " Ist schon gut. Ich hab das eigentlich ziemlich leicht weggesteckt, aber zwei Tage später machte sie mir das Leben zur Hölle."
" Inwiefern?"
" Naja, sie hetzte alle meine Kumpels auf mich auf, erzählte Lügen und so Sachen. Einmal ist sie auch ganz schön weit gegangen und hat meine Sachen aus dem Fenster geworfen.
Daraufhin hab ich gesagt, dass es mir reicht."
" Und was ist jetzt mit Thomas, Edward und Collin?"
" Die sind immer noch sauer, deshalb fand ich es auch nicht schlimm, die Schule zu wechseln."
" Oh man, Jakie. Irgendwie bin ich echt sauer auf dich, weil du dich einfach auf so eine eingelassen hast, aber irgendwie tust du mir auch leid.." Anni stand auf und setzte sich dann auf Jakes Schoss. Der schlang seine Arme um ihre Hüfte und betete seinen Kopf auf ihre Schulter. Anni dagegen legte ihre Arme um seinen Nacken.
" Ich bin aber echt froh, endlich wieder hier zu sein. Wenn ich ehrlich bin, will ich es auch nicht anders. Ich hätte nie auf dieses Internat gehen sollen, dann hätte ich wenigstens dir beim Aufwachsen zusehen können. Du hast dich echt ziemlich verändert. Letztes Jahr warst du noch nicht so..so weiblich."
" He!" tadelnd schlug sie ihn auf den Arm, vergrub daraufhin ihr Gesicht aber an seinem Hals.

Lange blieb es still zwischen den Beiden. Sie genossen die Zeit, die sie einfach zusammen verbringen konnten. Beide wussten, dass die Geschwisterliebe zwischen ihnen nicht normal war. Klar, alle Geschwister liebten sich, aber bei ihnen war es anderes. Doch beide ignorierten die Tatsache, dass es eigentlich nicht so sein sollte.
" Und, wie läuft es bei dir in der Schule?"
" Mh, der Unterricht ist gut und ich versteh mich auch gut mit den Lehrern." Sie seufzte. " Aber meine Freundinnen sind doof."
" Warum? Ärgern sie dich?" fragte er sie gespielt empört.
" Nein, aber sie sagen immer, dass ich ein Mauerblümchen bin. Ich weiß, mit 16 sollte man eigentlich schon mal einen Freund gehabt haben, aber... . Ich weiß nicht, mich interessiert' s nicht.
Ich hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt, einfach einen zu fragen, ob er nur so tun würde, aber das wäre wirklich..absurd."
" Also, ich finde es gut, dass du noch keinen Freund hattest. Ich will nicht dass man dir weh tut."
" Großer Bruder, he?" lachte sie.
" Kommt manchmal raus." zuckte er mit den Schultern. " Auf jeden Fall solltest du nicht auf sie hören. Die hatten sicher selber noch keinen Freund.. "
" Doch, doch. Ich war sogar dabei, als sie ein Date hatten. Was sie mir aber besonders unter die Nase reiben ist, dass ich noch Jungfrau bin."
" Also..das..ist.." ihm fielen einfach nicht die passenden Worte ein. " Du wolltest also einen gefakten Freund, der dich dann auch noch entjungfern hätte sollen."
" Nein, er hätte nur so tun müssen."
" Anni, liebe Anni. Entweder wirst du entjungfert oder nicht."
Sie seufzte. "Ich weiß, Jake. Er hätte nur sagen sollen, dass er es getan hat."
" Damit er dann angeben kann? Ne, ne. Soweit kommt es noch. Dann fake eine Beziehung lieber mit mir.."

" Jake! Das ist es. Keiner meiner Freunde kennt dich, da du ja in Frankreich warst und wenn du jetzt auf meine Schule gehst, können wir ja so tun, als wären wir zusammen! Meine Freunde würden aufhören mich Mauerblümchen zu nennen und alle wären zu frieden."
" An, das sollte eigentlich ein Spaß sein." versuchte Jakke Anni die Idee auszuschlagen.
" Aber warum. Ich weiß, dass du mir nie was tun würdest.."
" Und unsere Nachnamen? Die sind gleich, falls du das vergessen haben solltest!"
" Stell dich einfach anders vor!"
" Ja, klasse Idee." seine Stimme triefte praktisch vor Sarkasmus. " Lass es uns doch gleich Mom und Dad sagen. Hey Mom, Dad. Ich und Anni sind jetzt ein Paar."

" Ihr seid WAS??" kam er laut von der Tür. Anni und Jake fuhren herum und erbleichten.
In der Tüt stand kein andere als ihr Vater, der beide mit verengten Augen ansah.

Geschwisterliebe Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin