Kapitel 48

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This Love - Maroon 5

Meghan Moore, Dienstag, 26. Juli, ZC's

Als ich aus dem Schlaf erwachte, fühlte ich mich wie gerädert. Die Sonne schien hell in Zacharys Schlafzimmer und blendete mich auf so perfide Weise, dass ich mir die Hände vor die Augen presste. Hinter meiner Schläfe pochte es. Was zum Teufel war in diesem Nebel gewesen?

Schließlich gewöhnte ich mich an die gleißenden Sonnenstrahlen und brachte es sogar fertig, mich im Zimmer umzublicken. Zachary, mein großer Held (der an meinem Blackout nicht gerade unschuldig war, aber das sei ihm verziehen), schien sich nicht in der Nähe aufzuhalten. Ich flüsterte leise seinen Namen, erhielt aber keine Antwort. Ich wollte nach ihm rufen, doch meine Kehle war wie ausgedörrt. Ich brauchte auf der Stelle ein Glas wohltuendes Wasser.

Ich biss die Zähne zusammen und schwang meine Beine aus dem Bett. Dann stand ich ruckartig auf und ignorierte die Tatsache, dass mir dabei schwindelig wurde. Ich musste etwas trinken.

Auf steifen Beinen stakste ich in die Küche und suchte die grünen Schränke nach sauberen Gläsern ab. Im dritten wurde ich fündig. Also nahm ich mir eines und ging damit zum Waschbecken, um es aufzufüllen, als ich Zacharys Stimme vernahm. Gedämpft zwar, aber unverkennbar seine.

Ohne getrunken zu haben, stellte ich das Glas leise ab und näherte mich dem Klang Zachs Baritons vorsichtig. Ich wollte wissen, was da so heimliches vor sich ging, das er nicht in meiner Anwesenheit besprechen konnte. Außerdem wollte ich heute erledigen, was ich mir gestern vorgenommen hatte: Ihm meine Gefühle gestehen. Das hatte ich vergebens versucht, doch er hatte es nicht ernst genommen, weil ich high gewesen war. An seiner Stelle hätte ich wahrscheinlich ähnlich reagiert. Somit musste ich es jetzt durchziehen. Und das würde ich auch. Ungeachtet der Konsequenzen. Denn ich war keine Schisserin. Ich konnte das tun.

Nun aber lehnte ich still an der geschlossenen Badezimmertür und lauschte auf das zwielichtige Gespräch. Zachary schien in Aufruhr zu sein; mit wem telefonierte er da?

»Nein, das geht dich nichts an, Lydia«, zischte er. »Das hat überhaupt nichts zu bedeuten. Nein, das ist nur Sex. Willst du mir darüber einen Vortrag halten, du, ausgerechnet? Gott...« Ich konnte förmlich sehen, wie er sich frustriert durch sein Haar fuhr. Doch ich begriff nicht, worüber und vor allen Dingen mit wem er darüber sprach. »Ich weiß, dass ich dir etwas schulde. Das vergesse ich nicht. Aber willst du mich damit bis an mein Lebensende quälen? Nein!« Ich zuckte zusammen, als er plötzlich brüllte. »Nein! Wenn ich dir sage, dass ich sie nur ficke, dann ist das so, kapiert?« Dann senkte er wieder die Stimme, als wäre ihm wieder eingefallen, dass ich da war. Das Problem war, dass ich tatsächlich da war. Näher, als er ahnte. Und nun war ich mir endgültig sicher, dass er mit der anderen Person über mich sprach.
»Sie bedeutet mir nichts! Gar nichts! Sie ist ersetzbar, wie jede andere auch.« Wie ein Messerstich in mein Herz. So fühlte es sich an. Tränen stiegen mir in die Augen. »Was? Nur weil ich über eine längere Zeitspanne mit ihr ficke? Das sagt gar nichts.« Ein weiterer Stich. Ich schnappte nach Luft, als der Schmerz mich zu übermannen drohte.
»Sie ist gut im Bett, das ist alles.« Da stieß ich mich von der Badezimmertür ab und taumelte zurück ins Schlafzimmer. Ich grabschte achtlos nach meinen Klamotten, zog sie in Rekordtempo an und verließ tränenüberströmt die Wohnung.

Ich hatte wirklich geglaubt, wir seien mehr als eine Fickbeziehung. So hatte es sich zumindest in der letzten Zeit angefühlt. Und nun erfuhr ich die Wahrheit und konnte damit nicht umgehen. Das war es doch, wovor man die braven Mädchen immer warnte, nicht wahr? Vor Fuckboys. Und ich war einem von ihnen ins Netz gegangen.

Glückwunsch, Meghan. Herzlichen Glückwunsch!

Zachary Cole, Dienstag, 26. Juli, ZC's

Ich hatte niemals zuvor, und das musste schon etwas heißen, so ungehemmt gelogen. Aber wenn ich ehrlich sein sollte, gelang es mir sogar ziemlich gut. Lydia glaubte mir. Oder zumindest glaubte ich, dass sie mir glaubte. 

Ich wusste genau, wieso sie mich mit ihren Schikanen quälte und erduldete sie nur, weil sie die beste Freundin der einzigen Vertrauten meiner Mutter war. Und wenn ich dafür Meghan verleumden musste, würde sie das bestimmt verstehen. Jedenfalls wenn sie das, was sie im Rausch vor sich hin geschwafelt hatte, auch so meinte. 

»Du belügst mich doch nicht, oder?«, fragte Lydia mit schmeichelhafter Stimme und seufzte tief. Ich stellte mir vor, wie sie nackt auf der Wildledercouch saß und an einem Martini nippte. Kaum zu glauben, doch vor gar nicht allzu lange Zeit wäre ich hechelnd zu ihr gelaufen. Jetzt wusste ich es besser. Doch es hatte gedauert, bis ich gemerkt hatte, was für ein Spiel sie mit mir trieb und da hatte ich nicht mehr aussteigen können, weil ich mich zu tief in die Scheiße geritten hatte. »Das würdest du doch nicht, oder?«

»Nein, ich lüge nicht.« Ich kniff wütend die Augen zusammen und fuhr mich durch mein Haar. 

»Gut, das will ich dir auch geraten haben, mein Hübscher«, gurrte sie und legte guter Laune auf. 

Ich starrte eine Weile wutentbrannt vor mich hin, worauf ich mich wieder halbwegs fasste und das Bad verließ. Was ich jetzt brauchte, um meine Nerven zu beruhigen, war eine ordentliche Portion Meghan und die Gewissheit, dass sie meine Gefühle auch wirklich...

Als ich das Schlafzimmer betrat, hielt ich mitten in der Bewegung inne und starrte auf das ungemachte Bett. Weder von Meghan, noch von ihrer Kleidung, war auch nur die kleinste Spur zu sehen. 

Mechanisch wich ich ein paar Schritte zurück und suchte die ganze Wohnung systematisch nach ihr ab, wurde aber nirgendwo fündig. »Meghan?« Keine Antwort. 

Würde sie einfach abhauen, ohne sich zu verabschieden? Das sah ihr kein Stück ähnlich. Und warum sollte sie das tun? Wenn sie es eilig hatte, zur Arbeit zu kommen, konnte sie doch einfach eine Nachricht hinterlassen, oder? So benahm man sich doch nicht. 

Plötzlich vibrierte das Handy, das ich noch immer der Hand hielt, und beim Lesen der empfangenen Nachricht wurden meine Knie weich. Jetzt verstand ich. 

Such dir jemand anderen zum Ficken, bin schließlich ersetzbar. - Meghan

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