Kapitel 46

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Lights Go Out - Deefy

Meghan Moore, Montag, 25. Juli, JC&S

Ich fühlte eine Genugtuung der morbiden Art, als ich Crawfords geschundenes Gesicht erblickte. Das hatte Zachary getan und ich war ihm dankbar dafür. Es strafte die aufgesetzte Perfektion, die er so gerne zur Schau trug, um andere Menschen einzuschüchtern, Lügen. Und sie beeinträchtigte natürlich sein gutes Aussehen.

Er musterte mich und Christina schweigend und bedeutete uns, ihm gegenüber Platz zu nehmen. Ich gehorchte nur, weil mir schwindelig war. Wieder wünschte ich mir Zach her, der hätte Crawfords Blick kühl erwidert und schützend einen Arm um mich gelegt und mir damit Sicherheit gegeben. Christina tat nichts von alledem, sah aber doch ziemlich aufgebracht aus, als sie sich zu meiner Linken setzte und unseren Chef mit einem stummen Vorwurf im Blick ansah.

»Wollen Sie«, fragte er und räusperte sich,
»etwas trinken?«

Ich riss die Augen auf.

Christina stützte ihre Ellbogen auf der Schreibtischplatte ab und sprach das aus, was mir durch den Kopf ging. Ich hatte bloß nicht den nötigen Mut, den Mund aufzumachen. »Das hier wird kein höfliches Geplänkel, Mr. Crawford«, ihr Gesicht wirkte starr, »wir wollen über ein ernstes Problem und seine mögliche Lösung reden.«

»Ja«, gab Crawford zu und fuhr sich nervös durch seine hellblonden Haare, die ihn wie ein Heiligenschein umgaben, »natürlich. Sie haben recht. Ich...hab es verbockt.«

»Das haben Sie wirklich«, antwortete Christina ungerührt und legte ihren Kopf schief. »Und es interessiert uns brennend, wie sie das in Ordnung bringen wollen.« Sie warf mir einen verschwörerischen Blick zu und richtete ihr Augenmerk wieder auf unseren Chef, der ins Schwitzen geriet. Erstaunt beobachtete ich die Schweißtropfen, die auf seiner Stirn glänzten. Auch diese nahmen ihn den äußerlichen Anschein von Perfektion.

Und da schaffte ich es endlich, etwas zu sagen. »Ich bin bereit, das, was geschehen ist, zu vergessen, wenn ich weiterhin in Ihrer Firma arbeiten darf, ohne mit Ihnen jemals wieder in Kontakt zu kommen. Und ich werde eine einstweilige Anordnung gegen Sie erwirken. Sie dürfen sich mir nicht nähern, ansonsten werden Sie bestraft.«

»Das ist nicht nötig«, ereiferte er sich. Er war leichenblass geworden. »Ich werde Sie niemals wieder belästigen, darauf haben Sie mein Wort. Nie wieder. Und ich bin mit Ihren Forderungen einverstanden. Wenn es etwas zu besprechen gibt, werde ich mich an Christina wenden.«

Christina wirkte erleichtert. Es amüsierte mich, wie wohl sie sich in der Rolle der Anwältin fühlte. Vielleicht hatte sie den falschen Job gewählt und hätte Jura studieren sollen.

»Würden Sie mir das bitte schriftlich geben?«, fragte ich. Ich wollte unbedingt etwas gegen ihn in der Hand haben, wenn er sein Versprechen brach und sich mir doch näherte.

»Das kann ich«, antwortete er und senkte den Blick, »es tut mir leid.«

Ich erhob mich langsam und lächelte zittrig. »Dann ist hiermit das Gespräch dann zu Ende?«

»Ja. Ja, das ist es«, murmelte Crawford und schien in sich zusammenzufallen.

Plötzlich tat er mir leid, weiß Gott wieso, und ich zwang mich, nichts Aufmunterndes zu sagen. Er hatte sich doch auch nicht um meine Gefühle geschert, als er mich gegen die Glastür gedrückt hatte, um sich zu nehmen, wozu er kein Recht hatte. 

»Christina?«, fragte ich, als meine Vorgesetzte keine Anstalten machte, mir zu folgen.

Sie winkte ab. »Gehen Sie schon mal vor, ich komme gleich nach.«

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